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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lehrerin, drückte dann auf Replay und begann sich Notizen zu machen. Eine mit steinernen Mienen und höchstem Unbedenklichkeitsstatus ausgestattete Sicherheitstruppe traf mit freundlichen Grüßen von Louise Hewitt ein und wurde von Mike losgeschickt, das Blut zu beseitigen.
    Makin meldete sich von Brown’s aus mit den Telefonprotokollen. Es waren keine Anrufe von Echevarria angemeldet worden.
    »Der Herr sei gepriesen«, zog Mike seine Simeon-Sands-Nummer bemerkenswert guten Mutes ab, wenn man die Umstände in Betracht zog. Er fuchtelte mit der freien Hand. »Es gibt einen Gott, denn ich bin gerettet. Gute Arbeit, Nick. Gab’s irgendwelchen Knatsch da drüben? Aha. Gut. Nein, aber man kann nie wissen. Füttere nie das Klischee, das dich beißt oder so ähnlich. Wie sieht’s bei den normalen Sachen aus? Hm? Je nun, das war wohl zu erwarten. Ja, wir haben die Jagdhunde in Miami losgelassen. Yeah, Langley; war das Beste, was auf die Schnelle zu kriegen war. Wir haben sie fest an die Leine genommen. Was? Ach komm, Nick, das ist jetzt nicht der Augenblick für Schuldzuweisungen… Ja, gut, das weiß er sicherlich selber.« Er sah Chris an und verdrehte die Augen. »Hör zu, Nick, dafür haben wir jetzt echt keine Zeit. Bezahl die Leute, lass dir von allen Sachen Kopien geben, und komm hierher zurück.«
    Er beendete das Gespräch, ließ das Handy sinken und massierte sich das Ohrläppchen.
    »Wie ein Hund mit einem Scheißknochen. Der hat Schuld, bäh, der hat Schuld. Als würde das jetzt noch was nützen. Also, was sagen Sie, Elaine?«
    Die Datenfake-Expertin hielt das Band an und strich sich durch die silbrigen Haare. Auf der pastellgetönten Wand erhob sich Chris zu einer Größe von vier Metern, holte, das Gesicht in blinder Wut verzerrt, zu seinem nächsten Knüppelschlag aus.
    »Muss es vor Gericht bestehen können?«
    »Nein. Nichts in der Richtung.«
    Sie zuckte die Achseln. »Dann können wir was daraus machen. Sagen Sie mir einfach, was Sie wollen.«
    »Okay, das ist gut. Chris, wie sieht’s bei dir aus?«
    Chris deutete auf das Datadown. »Hab ein paar mögliche Kandidaten, ja. Aber Mike, von denen hat keiner in den letzten Jahren einen erfolgreichen Bombenanschlag durchgezogen.«
    »Ja, gut, müssen sie ja auch nicht. Sie brauchen sich nur für verantwortlich erklären, weiter nichts. Dafür müssten doch jede Menge von den kleinen Scheißern zu haben sein. Keine Mühe, kein Risiko, große Medienaufmerksamkeit. Was wollen sie mehr?« Mike schnippte mit einem Finger auf den Bildschirm. »Was ist mit denen? Hässlich genug sehen sie aus.«
    »Haut nicht hin.« Chris schüttelte den Kopf. »Militante Christen, kämpfen gegen Schwule und gegen Abtreibung. Sonst keine eigenen Forderungen. Außerdem sind die total unfähig, es würde uns einfach keiner glauben, dass die so etwas auf die Reihe kriegen.«
    »Ja, aber…« Mikes Telefon piepte in der Hand. »Ja, Bryant. Hmhm. Ist gut, danke. Was ist mit dem anderen? Hmhm. Okay, dann lasst ihn so. Nein, ich weiß nicht, wie lange. Gut. Ja. Wiederhören.«
    Er wog das Handy in der Hand und sah es versonnen an.
    »Echevarria ist tot. Gerade eben. Ist tot und wird schnell kalt. Und Nick vermutet, dass er seinem Sohn versprochen hat, ihn irgendwann heute Abend in Miami anzurufen. Wir verlieren unser Fenster.«
     
    Am Ende entschieden sie sich für eine Gruppe uraltgedienter revolutionärer Sozialisten mit einem komplizierten Akronym, das kein Mensch sich würde merken können. Die Gruppe war durch den Zustrom unzufriedener Zonenjugendlicher in den letzten Jahren überraschend wieder aufgelebt und hatte sich dadurch hervorgetan, dass sie Maschinengewehrattentate auf Manager der niederen Führungsebene ausübte und spektakuläre Explosionen in – oder jedenfalls in der Nähe von – etwas vage so bezeichneten »Hochburgen der Globalisierung« verursachte. Es gelang ihnen, innerhalb von fünf Jahren annähernd zwei Dutzend Menschen zu töten, darunter häufig auch jene, denen der Anschlag galt. Sie verwendeten eine breite Palette von automatischen Waffen und Sprengstoffen militärischer Herkunft, die leicht zu erwerben waren, vor allem über russische Schwarzmarktkanäle. Ihre Rechtfertigungsrhetorik war ein dichtes Geflecht aus antiquierter trotzkistischer Gesinnung und wirtschaftsfeindlichem Ökokauderwelsch, und es schien, als würden sie fast ebenso viel Energie auf interne Verleumdungen und Säuberungsaktionen verwenden wie darauf, Leute umzubringen. Shorns für

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