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Profit

Profit

Titel: Profit Kostenlos Bücher Online Lesen
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und her.
    »Also dann«, sagte er sich.
    Das Autodeck war fast leer. Mikes BMW war nicht mehr da, sein Besitzer zweifellos längst auf dem Weg nach Hause zu Suki und Ariana. Vereinzelt standen andere BMWs auf den leuchtend gelb markierten Parkplätzen, und in der Partnerabteilung war Hewitts Audi zu sehen. Chris machte sich bewusst, wie wenig er von der Abteilungsleiterin gesehen hatte, seit die Kambodscha-Sache im Gange war. Es hatte die üblichen flüchtigen Begegnungen bei Quartalsempfängen gegeben, einige wenige Einweisungen der Arbeitsgruppe und ein paar Glückwunschmails, mit Kopien an ihn, Bryant und Makin. Ansonsten hatte Hewitt ihn so weit ignoriert, wie es angesichts der Arbeit, die sie beide zu tun hatten, möglich war.
    Kurzzeitig ließ er der Fantasie Raum, hinter dem Steuer auf sie zu warten. Er malte sich aus, das Fahrzeug zu starten und sie über den Haufen zu fahren. Sie über den Asphalt zu schmieren wie Edward Quain…
    Er schüttelte die Gedanken ab.
    Es wird Zeit. Er warf den Motor an, steuerte den Saab die Rampe hinauf und dann auf die Straße. Er ließ das Fahrzeug westwärts gondeln. Es war kein nennenswerter Verkehr unterwegs, das Regimewechsel war fünf Minuten entfernt, und mit der holografisch auf die Windschutzscheibe geworfenen Konzernkennung konnte er parken, wo er wollte.
    Er ließ den Saab in einer Querstraße stehen, in der sich die Büros von Imageberatungs- und Datenvermittlungsagenturen ballten. Als er den Wagen gesichert hatte und sich von ihm entfernte, fühlte er, dass ein Adrenalinstoß sich durch sein Blut wälzte. Das Summen eines Londoner Samstagabends schwebte ihn in der warmen Luft an, die Straßen füllten sich allmählich, die Unterhaltungen und das Lachen wurden nur unterbrochen vom gelegentlichen Hupen eines Taxis, das sich einen Weg durch die Trauben der Fußgänger zu bahnen versuchte. Er schlüpfte in die Menge hinein und beschleunigte seine Schritte.
    Regimewechsel war das Endgebäude an einer Durchfahrtsstraße, die sich in sich zurückfaltete wie ein halb geöffnetes Taschenmesser. Musik und Lärm drangen durch schräg gestellte Fenstertürelemente im Erdgeschoss und durch weit offene Schiebefenster im ersten Stock auf die Straßen zu beiden Seiten. An der Tür standen einige Schlangen, aber der Türsteher brauchte nur einen Blick auf Chris’ Kleidung zu werfen, um ihn auf der Stelle einzulassen. Ein Chor von Beschwerden erhob sich, brach aber gleich wieder ab, als Chris sich umdrehte. Er drückte dem Türsteher einen Zehner in die Hand und ging hinein.
    In der Erdgeschoss-Bar drängelte das Volk sich im Stehen und Sitzen, die Unterhaltungen wurden beim Pulsieren eines Zequina-Remixes ausschließlich im Schreien geführt. Eine Kellnerin, gekleidet in eine Art Spitzenmanagerkostüm, wie es der Vision eines überhitzten Pornografen entsprungen sein mochte, schlüpfte in dem Lärm an ihm vorbei. Chris legte eine Hand auf ihren Arm und versuchte sich verständlich zu machen.
    »Bolivia Bar?«
    »Erster Stock«, rief sie zurück. »Durch den Irak-Saal und dann links.«
    »Danke.«
    Angespanntes Gesicht. »Was?«
    »Danke sehr.«
    Das trug ihm einen entgeisterten Blick ein. Er nahm die Treppe schwungvoll, fand den Irak-Saal – heulende DJ-Rhythmen, große Leinwände mit heranzoomenden Luftaufnahmen von brennenden Ölquellen, die aussahen wie schwarze und purpurrote Wüstenblumen, Wasserpfeifen auf den Tischen – und schlängelte sich hindurch. Ein riesiger Holodruck von Che Guevara ragte zur Linken. Schnaubend duckte er sich unten durch. Relative Stille breitete sich nun aus, getragen von melancholischen Andenflöten und spanischen Gitarren. Man saß auf großen Lederknautschsesseln und Sofas, deren Füllung teilweise heraustrat. Es gab Kerzen und an den Wänden eine Andeutung von Zeltleinwand.
    Liz Linshaw saß in einer Ecke an einem niedrigen Tisch, offenbar in einem dünnen, blau gebundenen Bündel von Papierkram lesend. Sie trug eine Variante ihrer TV-Uniform – schwarze lange Hosen und ein grau gestreiftes Seidenhemd, das von einem einzigen Knopf über dem Brustkorb zusammengehalten wurde. Der Hemdkragen war hochgeschlagen, aber der untere Saum schwebte satte fünf Zentimeter über ihrem Hosengürtel. Sonnengebräuntes, getöntes Fernsehfleisch füllte die Lücke aus und bildete lang gezogene Dreiecke über und unter dem einsamen Knopf.
    Entweder bemerkte sie ihn nicht, oder sie ließ ihn mit Absicht ganz herankommen. Mit einiger Willensanstrengung

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