Projekt Ikarus 01 - Schatten und Licht
Apartment gestürmt war, klingelte es an der Tür. Noch immer vor Wut schäumend über das Debakel, mit dem die Goldwater-Show geendet hatte, war Jet jetzt nicht danach, sich zu beschäftigen mit … nun, eigentlich wollte sie sich mit gar nichts beschäftigen. Falls es nicht eine kosmische Katastrophe gab, stand heute Abend nur eines auf ihrem Programm: sich gemütlich mit einer guten Liebesgeschichte auf ihrem Sofa einkuscheln. Vielleicht – nur vielleicht – würde sie sich sogar ein Stück Schokolade genehmigen.
Während sie überlegte, in welches Buch sie nachher eintauchen sollte, öffnete Jet die Tür. Vor ihr stand, umwerfend schön wie das Model auf einem Titelblatt, Bruce Hunter. Ihr Blick blieb an seinem ebenmäßigen Gesicht hängen, und sie zwang sich zu einem Lächeln. Eigentlich war ihr eher danach zumute, mit einem lauten Aufschrei die Tür wieder zuzuschlagen. Ihr Herz schlug wie wild, und sie atmete viel zu schnell.
Verflucht in alle Finsternis, wie konnte ein einziger Mann sie so vollständig aus der Fassung bringen – und so schnell? Er war doch nur ein Mann. Noch dazu ein Zivilist. Keine Bedrohung.
Doch ihr Instinkt sagte ihr etwas anderes.
»Hallo«, sagte Bruce, seine Stimme ein sexy Knurren. Sofort liefen ihr Schauer wie winzige Elektroschocks die Arme hoch. Er lächelte breit. Seine Zähne waren so strahlend weiß, dass man ihn fast für eine Lichtmacht hätte halten können.
Als sie ihre Sprache wiedergefunden hatte, sagte sie: »Hi.«
Ein Augenblick verstrich, dann räusperte er sich. »Also, jetzt kommt die Stelle, wo Sie mich hereinbitten.«
Wütend über die Hitze, die ihr in die Wangen stieg, trat Jet einen Schritt zur Seite und machte die Tür weit auf. Da stand er, Bruce Hunter, Runner der Akademie. Groß und schlank und gut aussehend mit seinem schwarzen Trenchcoat und den bequemen Hosen. Das Grübchen in seiner rechten Wange ließ sein Grinsen jungenhaft aussehen und erzeugte den Wunsch, ihn zu berühren. Seine blauen Augen sprühten Funken.
Nein, dachte Jet, während sie in dieses Gesicht starrte. Sie sind nicht sanft und auch nicht magisch. Sie sind voller Energie. Es sind gefährliche Augen. Sexy Augen.
Fast konnte sie Meteorites Stimme hören, wie sie lachte und sagte, es sei an der Zeit, dass Jet mal wieder flachgelegt wurde.
Und das wirklich Traurige daran war, dass Jets Körper diese Einschätzung offensichtlich teilte. Das Kribbeln in ihrem Bauch hatte rein gar nichts mit dem köstlichen Duft zu tun, der aus den Tüten aufstieg, die Bruce in der Hand hielt.
Das Kribbeln ging in sanftes Pulsieren über und schickte winzige Wellen von Hitze hinauf in die sehr empfindlichen Teile ihres Körpers, die normalerweise ihr Umhang äußerst sorgfältig verbarg. Aber den hatte sie zusammen mit der Kapuze neben der Tür aufgehängt, als sie nach Hause gekommen war. Sie befahl ihrem Körper, sofort mit diesen Reaktionen auf die Anwesenheit von Bruce aufzuhören, und sagte: »Kommen Sie herein.«
»Vielen Dank.« Er trat durch die Tür. Dann drehte er sich um und sah ihr direkt ins Gesicht.
Sie wandte den Blick von seinem schönen Gesicht ab und zwang sich, irgendwo hinzusehen, nur nicht in diese Augen, die einen derart gefangen nahmen. Nach unten. Sein Oberkörper wurde von dem schwarzen Mantel verdeckt. Darunter stellte sie sich eine breite Brust vor. Das würde zu den Schultern passen, die er nur unzureichend verbergen konnte. Unter dem offenen Mantel blitzte kurz das leuchtende Grün eines T-Shirts auf. Lange Beine in schwarzen Freizeithosen. Schwarze Kampfstiefel. Sie gehörten nicht zur Standardausstattung der Runner. Jet hatte sie jedoch schon bei einigen der Laufburschen gesehen. Vermutlich waren sie bequem und gestatteten es ihrem Träger, ziemlich schnell zu rennen. Ihr Blick wanderte an den langen Beinen nach oben und blieb für den Bruchteil einer Sekunde im Schritt hängen. Wo war bloß ihr Verstand geblieben?
Der schien sich freigenommen zu haben, denn selbst der kurze Moment, in dem sie sich Bruce ohne Unterhose vorstellte, genügte, um sie von oben bis unten mit einer Lanze aus Verlangen zu durchbohren.
Genug jetzt. Du bist eine Heldin. Helden verlieren sich nicht in Fantasien, in denen ihre zivilen Helfer vorkommen.
Sie stellte sich vor, wie Meteorite kicherte und flüsterte: Aber Heldinnen vielleicht schon.
Bruce stand mit den beiden Tüten neben dem Tischchen, auf dem ihre Handschuhe und ihr Gürtel lagen. Ein verführerischer Duft von gebratenen
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