Projekt Wintermond
eigentlich?«
»Erkläre ich dir ein anderes Mal. Weißt du Näheres über dieses Schwarzgeld?«
»Es kommt aus Osteuropa. Du solltest der Spur aber nur weiter nachgehen, wenn ein amerikanischer Geheimdienst hinter dir steht. Und selbst dann brauchst du verdammt viel Glück.«
Garuda grinste. »Na dann!«
»Was?«
»Ach, nichts.« Als Madeline ihre Tasche nahm und aufstand, gab Garuda ihr einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
»Ich muss los, Lou«, sagte sie, »sonst verpasse ich meinen Flieger.«
»Du hast was bei mir gut, Schätzchen.«
»Ich werde dich daran erinnern.«
Brig, Schweiz
In dem Hotel-Restaurant herrschte reges Treiben. Ein Kellner führte sie zu einem Ecktisch. Jennifer hatte einen Bärenhunger.
Sie versorgten sich am Büfett mit Brötchen, Käse, Schinken und Kaffee und kehrten an ihren Platz zurück.
»Ich habe bei der Telefonauskunft angerufen und mich als amerikanische Touristin ausgegeben, die einen Verwandten sucht, der in der Nähe von Brig wohnt und den ich im Telefonbuch nicht gefunden habe. Es gibt zwei Personen namens Vogel, deren Vornamen mit H beginnen.« Jennifer schaute in ihr Notizheft. »Beide wohnen in der Nähe von Murnau, fünf Kilometer von hier.«
»Haben Sie die Adressen und Telefonnummern?«
»Nein. Die durfte die Dame mir nicht geben, weil die Teilnehmer nicht im Telefonbuch stehen. Sie hat mir vorgeschlagen, es im Rathaus von Murnau zu versuchen.«
»Warum?«
»Dort sind die Adressen und Rufnummern sämtlicher Einwohner des Ortes registriert.«
McCaul trank rasch seinen Kaffee aus. »Dann nichts wie los. Wir mieten uns einen Wagen und fahren sofort nach Murnau.«
Um Viertel nach sechs eilte Mark in die kleine Hotelhalle. CIA-Mann Fellows bezahlte gerade die Rechnung. Kurz darauf stieg Kelso müde die Treppe hinunter.
»Haben Sie schlecht geschlafen?«, fragte Mark.
»Ich hab fast die ganze Nacht an der Strippe gehangen«, erwiderte Kelso mürrisch. »Die Kollegen in Langley checken die Datenbanken.«
»Und?«
»Nichts. Sobald sie was haben, rufen sie mich an. Grimes klappert bereits die Hotels ab. Sie sollten ab sofort die Autovermietung observieren, Ryan. Jeder auf seinen Posten!«
Nachdem Fellows die Rechnung bezahlt hatte, bat er Kelso um ein Wort unter vier Augen. Mark beobachtete die beiden Männer aus den Augenwinkeln. Fellows musterte ihn argwöhnisch. Zwei Minuten später ging Kelso ungehalten auf Mark zu und packte dessen Arm. »Fellows sagt mir gerade, dass Sie heute Nacht ein Gespräch mit New York geführt haben. Es steht auf der Rechnung. Würden Sie mir das bitte erklären, Ryan?«
»Ich habe mit einem Kollegen telefoniert. Ist das ein Problem?«
»Und um was ging es?«, fragte Kelso wütend.
»Das geht Sie nichts an.«
»Wenn es mit unserem Fall zu tun hat, geht es mich sehr wohl etwas an. Hatte der Anruf damit zu tun, Ryan?«
Kelsos drohender Blick jagte Mark einen kalten Schauer über den Rücken. Er fragte sich, ob sein Gespräch abgehört worden war. Vermutlich nicht, sonst hätte Kelso davon gewusst, ehe Fellows ihn eingeweiht hatte. Mark entschied sich für eine Notlüge, um seinem Kumpel Lou Garuda Ärger zu ersparen. »Es ging um einen Fall, an dem ich gerade arbeite. Ich musste etwas überprüfen.«
»Stimmt das?«
»Ja. Ich habe mit einem Kollegen von der New Yorker Polizei telefoniert. Wenn Sie mir nicht glauben, können Sie gern die Nummer überprüfen. Was wollen Sie noch wissen? Und jetzt lassen Sie mich endlich los.«
Mark wusste nicht, ob er Kelso überzeugt hatte. Auf jeden Fall ließ der CIA-Agent von ihm ab.
»Sie müssen das verstehen, Ryan«, sagte er. »Die Sache mit Jennifer treibt mich an den Rand des Wahnsinns. Ein unachtsames Wort, und vier Jahre intensiver Ermittlungen waren umsonst.« Kelso presste die Lippen aufeinander.
»Bewegung, meine Herren. Ich übernehme den Bahnhof. Sie, Fellows, den Busbahnhof. Wenn einer von Ihnen die beiden sieht, ruft er mich sofort an.«
52
Auf die sprichwörtliche Schweizer Pünktlichkeit war Verlass. Die meisten Geschäfte in Brig öffneten um Punkt halb acht. Um acht Uhr hatte Jennifer sich zwei Pullover, eine Jeans, Unterwäsche und eine imprägnierte Tauber-Jacke gekauft. McCaul entschied sich für zwei Jeans, ein paar T-Shirts, eine neue Reisetasche und ein Jackett aus grünem Lodenstoff. Sie zogen sich im Hotel um und bezahlten die Rechnung. »Wir brauchen einen Mietwagen«, sagte Jennifer zur Empfangschefin.
»Gern«, erwiderte die Dame freundlich. »Ich kann
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