Projekt Wintermond
hinzu.
»Grüß Gott. Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte die junge Frau freundlich.
Jennifer trug ihr Anliegen vor. »Kennen Sie die Adressen der beiden Männer?«, fragte sie dann.
»Einen Moment, bitte.« Die Frau tippte etwas in den Computer ein, machte sich ein paar Notizen und kam zurück. »Hubert Vogel wohnt auf der Bauerstraße in der Nähe des alten Marktplatzes. Das ist nicht weit von hier. Der Mann war früher Polizist und ist heute im Ruhestand. Heinrich Vogel lebt auf einem Bauernhof drei Kilometer von Murnau entfernt. Er ist Bergführer von Beruf.«
»Haben Sie die Telefonnummern?«
»Ja.«
Die junge Frau setzte sich vor den Computer und notierte sich die Rufnummern. Jennifer und McCaul rissen die Augen auf, als sie auf die Zahl 705 starrten – die letzten drei Ziffern der Telefonnummer von Heinrich Vogel. Jennifer spürte, wie Erregung sie packte. »Wie kommen wir zum Bauernhof von Heinrich Vogel?«
Die junge Frau schaute auf ihre Notizen. »Mit dem Wagen sind es ungefähr zehn Minuten. Der Bauernhof liegt sehr abgelegen am Nordhang des Wasenhorns. Ich erkläre Ihnen den Weg. Übrigens, der Hof heißt >Berghof Edelweiße.«
54
Heinrich Vogel kratzte mit einem Küchenmesser den feuchten Schlamm von seinen Stiefeln. Als er die Erdklumpen ins Feuer warf, zischte es laut. Der Blick des Mannes glitt zum Monitor der Überwachungskamera, der die Fassade des Hauses zeigte. Er nahm das Fernglas vom Tisch und trat ans Fenster.
Ein leichter Nebelschleier lag über den Feldern, auf denen Kühe grasten. Das majestätische Wasenhorn und die Alpengipfel in der Ferne ragten aus dem Nebel hervor. Der Mann schaute auf die Straße. Von dem Pkw und den Männern war nichts zu sehen. Dennoch spürte er ihre Nähe. Er ließ das Fernglas sinken und goss sich ein Glas Schnaps ein, um seine Nerven zu beruhigen.
Er hatte es immer gewusst.
Er hätte sich niemals in die Sache hineinziehen lassen dürfen. Es war ein Spiel mit dem Feuer. Der Ärger war von Anfang an vorprogrammiert. Wurde seine Geldgier ihm jetzt zum Verhängnis? Zwei Jahre war es ihm gelungen, seine Erlebnisse zu vertuschen, und daran sollte sich auch in Zukunft nichts ändern. Der Mann trank einen Schluck Schnaps, stellte das Glas auf den Küchentisch und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. Der Schnaps brannte in seiner Kehle.
Die beiden großen schwarzen Dobermänner saßen auf der Veranda und hielten Wache. Nichts deutete auf die Nähe von Fremden hin, aber sie würden kommen. Es war nur eine Frage der Zeit.
Sollen sie nur kommen.
Die Pistole steckte griffbereit in seiner Tasche.
Plötzlich winselten die Dobermänner. Vogel erstarrte. Was war mit den Hunden? Sie konnten einen Fremden auf zweihundert Meter Entfernung wittern, lange bevor die Kamera ihn einfing. Hatten die Tiere etwas bemerkt?
»Ferdi! Hans! Sitz!«
Die Hunde gehorchten. Als Vogel das Geräusch eines Wagens näher kommen hörte, trat er wieder ans Fenster.
Von Murnau führte der Weg durch eine malerische Berglandschaft. Nach zwei Kilometern erreichten sie einen schmalen Pfad, der in dichten Wald führte. McCaul schaute auf die Wegbeschreibung, die sie bekommen hatten. »Wir müssen links abbiegen«, sagte er.
Jennifer, deren Unruhe ständig wuchs, fuhr auf den schmalen Waldweg. Drei Minuten später erreichten sie ein geöffnetes Holztor. An einer Seite hing ein Briefkasten aus Metall, auf dem Berg Edelweiß stand. Ein großer Schweizer Bauernhof mit mehreren Nebengebäuden tauchte vor ihnen auf. Leichter Morgennebel lag über den Feldern. Jennifer hielt.
»Und jetzt?«
»Sie sprechen mit ihm. Ich kann kein Deutsch.« McCaul überprüfte die Beretta. »Bleiben Sie ganz ruhig. Vielleicht sind wir auf der falschen Fährte.«
»Und wenn nicht?«
McCaul steckte die Pistole zurück in die Tasche. »Ich habe nur noch zwei Patronen. Wir können uns keinen Ärger erlauben.«
55
Jennifer parkte den Volkswagen in der Einfahrt. Zum Bauernhof gehörten ein Wohnhaus, eine Scheune und eine Doppelgarage, deren Türen geöffnet waren. In der Garage stand neben einem alten braunen Mercedes ein roter, verdreckter und verbeulter Traktor. Zwei große schwarze Hunde saßen auf der Veranda des Wohnhauses. Sie starrten die Besucher mit drohenden Blicken an, regten sich aber nicht.
»Das sind Dobermänner. Verdammt gefährliche Biester«, sagte McCaul. »Zucken Sie nicht mal mit der Wimper, wenn die näher kommen. Ein Biss in die Kehle, und es ist aus und vorbei.«
»Beruhigend
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