Projekt Wintermond
du uns hier rausgeschleust hast?«, fragte McCaul.
»Cool bleiben. Wir sind gleich da.«
Die Gulfstream landete dreißig Minuten nach der Air France 747. Kelso stieg als Erster aus. Als er die Treppe hinuntereilte, klingelte sein Handy. Er hielt es sich ans Ohr, lauschte sekundenlang, ehe er wütend rief: »Wollen Sie mich veräppeln? Wie konnte das passieren, verdammt? Suchen Sie den gesamten Flughafen ab. Sämtliche Ein- und Ausgänge müssen überwacht werden. Bringen Sie mir die beiden, kapiert? Ich bleibe am Apparat.«
»Was ist los?«, fragte Mark.
Kelso presste sich das Handy ans Ohr. »Ich glaube es einfach nicht. Diese Idioten! Jennifer und McCaul sind ihnen entwischt. Sie müssen etwas bemerkt haben.«
»Haben Ihre Leute die beiden verloren?«
»Sie sind durch eine Sicherheitstür entwischt.«
Jennifer hatte die Orientierung verloren. Die endlosen Gänge schienen kein Ende zu nehmen. Endlich erreichten sie eine zweite Sicherheitstür mit einer Tastatur. Marty tippte eine Nummer ein. Sie passierten die Tür und standen im Freien.
»Du kannst den Parkplatz nicht verfehlen. Hier rechts und dann geradeaus. Freut mich, Sie kennen gelernt zu haben, Ma’am. Viel Glück, Frank.«
»Tausend Dank, Marty. Mach’s gut.«
»Klar, Mann. Und pass mit meinem Chevy auf.«
Marty beobachtete McCaul und Jennifer, als sie auf den Parkplatz zusteuerten. Dann zog er grinsend seine Kappe vom Kopf und steckte sie in einen Mülleimer neben der Tür, ehe er auf seinem Handy eine Nummer wählte.
»Was ist?«, fragte eine Stimme.
Der Akzent aus der Bronx war verschwunden. Marty war plötzlich ein ganz anderer Mensch. »Sie sind auf dem Weg zum Chevy.«
»Wie ist es gelaufen?«
»Wie am Schnürchen. An Nick und mir sind wahre Schauspieler verloren gegangen.«
»Sieht so aus. Dann erledigen wir jetzt unseren Job.«
67
Lou Garudas nächster Besuch galt einem Bürokomplex in Manhattan. Er nahm den Aufzug in den sechsten Stock. Das Büro, das er suchte, befand sich am Ende des Gangs. Auf dem Schild stand in goldenen Lettern:
FRANK MCCAUL. PRIVATDETEKTIV.
Auf Garudas Klopfen reagierte niemand. Er ließ seinen Blick schweifen und entdeckte auf der anderen Seite des Gangs eine geöffnete Tür. Eine Frau mittleren Alters saß an einem Computer und tippte auf der Tastatur. Auf dem Schild neben der Tür stand:
CAROLE LIPPMAN. SEKRETARIAT.
Die Frau hob lächelnd den Blick. »Was kann ich für Sie tun?«
»Frank McCaul, der Privatdetektiv, der sein Büro am Ende des Ganges hat – ist er in der Nähe?«
»Er ist vor ein paar Tagen in die Schweiz geflogen. Sein Sohn hatte einen tödlichen Unfall in den Alpen.«
»Das tut mir Leid. Kennen Sie Frank gut?«
»O ja. Er hat sein Büro schon ein paar Jahre hier. Ich bin seine Sekretärin. Wollen Sie ihn engagieren?«
Garuda zeigte der Sekretärin lächelnd seine Dienstmarke. »Nein, ich bin von der Polizei. Dürfte ich Ihnen ein paar Fragen über Mr McCaul stellen?«
Eine Stunde später fuhr Garuda in Hempstead, Long Island, vom Highway ab. Es war eine friedliche Gegend. Frank McCauls Haus stand am Ende einer Sackgasse. Es war grau gestrichen. An einer Seite befand sich eine Garage; an der Giebelwand hing ein Basketballkorb.
Garuda schaute zu den Kindern, die am anderen Ende der Sackgasse Skateboard fuhren. Auf der anderen Straßenseite war ein Mann mit Gartenarbeit beschäftigt. Weder die Kinder noch der Nachbar beachteten Garuda. Er schloss seinen Wagen ab, schlenderte zu McCauls Haus und klingelte an der Tür. Nichts. Um ganz sicherzugehen, drückte er zehn Sekunden lang auf den Knopf. Das Klingeln hallte durchs Haus, doch niemand reagierte.
Das Haus lag im Schutz einer dichten Hecke. Von der Straße aus konnte niemand ihn sehen. Garuda rüttelte an der Tür und rief laut: »Keiner zu Hause?«
Nichts. Garuda öffnete seine Brieftasche und zog ein Taschenmesser mit verschiedenen Klingen heraus. Das Werkzeug hatte er vor vielen Jahren von einem Einbrecher konfisziert. Er schob eine der dünnen Klingen ins Schloss und drehte sie sekundenlang hin und her, bis das Schloss wie von Zauberhand aufsprang.
Dann wollen wir mal sehen, was wir über diesen Frank McCaul herausfinden.
Garuda ging durch die Diele am Wohnzimmer vorbei in eine große Küche mit Blick auf den Garten. Er durchwühlte die Küchenschubladen, in denen Besteck und alte Rechnungen für Küchengeräte lagen. Anschließend ging er ins Wohnzimmer. Sitzgarnitur, Fernseher, Videorekorder, Stereoanlage. In
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