Projekt Wintermond
holte seine Pistole und lief über den Rasen zum Grundstück der Familie March. Jennifers Mutter und der junge Bobby lagen mit Schusswunden im Haus. Der Täter war längst über alle Berge. Mark erfuhr am nächsten Tag von den Geschehnissen. Vier Tage später durfte er Jennifer besuchen. Sie weigerte sich, mit irgendjemandem über das Verbrechen zu sprechen, und kapselte sich von ihren Mitmenschen ab.
Erst seit etwa einem Jahr, nachdem Jennifer eine Anstellung bei der Bezirksstaatsanwaltschaft bekam, gingen sie wieder miteinander aus, und diesmal bemühte Mark sich, ihr näher zu kommen. Leider ohne Erfolg. Mehr als eine gute Freundschaft entwickelte sich zwischen ihnen nicht.
Als das Wasser kochte, stand er auf und ging in die Küche.
Unversehens fiel ihm der Buick wieder ein, der hinten auf der Straße stand. Die geschulten Instinkte eines Polizisten warnten Mark nun doch. Er knipste das Licht im Wohnzimmer aus, stellte sich ans Fenster, zog die Gardine zur Seite und spähte hinaus.
Der Buick stand noch immer da. Eine polizeiliche Überwachung?
Mark wollte die Gardine gerade loslassen, als ein großer schwarzer Pontiac auf das Haus zusteuerte und in der Einfahrt hielt. Die Fahrertür wurde geöffnet, und jemand stieg aus. Im trüben Licht der Straßenlaterne erkannte Mark einen großen, gebräunten Mann um die sechzig mit silbergrauem Haar, der einen gepflegten Eindruck machte.
Der Buick, der auf der anderen Straßenseite parkte, fuhr nun auf den Pontiac zu. Fahrer und Beifahrer, beide um die dreißig, stiegen aus und gesellten sich zu dem Mann aus dem Pontiac. Dann kamen die drei auf Marks Haus zu.
Mark runzelte die Stirn und ließ die Gardine los. Was hatten die Männer um kurz nach Mitternacht bei ihm verloren? Es klingelte. Die Laterne über der Eingangstür brannte noch. Mark ging zur Tür und spähte durch den Spion. Die beiden jüngeren Männer hatten den älteren in ihre Mitte genommen. Die drei machten einen durchaus Vertrauen erweckenden Eindruck, doch weil sich jeder Cop bei seiner Arbeit Feinde machte, hielt Mark es für klüger, kein Risiko einzugehen. Er zog die Glock aus dem Halfter. Es klingelte ein zweites Mal.
»Wer ist da?«, rief Mark. Er hielt die Waffe schussbereit und blickte abermals durch den Spion, dessen Linse das Gesicht des silbergrauen Mannes seltsam verzerrte.
»Mr Ryan? Mein Name ist Jack Kelso. Ich möchte gern mit Ihnen sprechen.«
Mark legte den Finger auf den Abzug der Waffe. »Es ist nach Mitternacht. Ein bisschen spät für ein Plauderstündchen, finden Sie nicht auch? Wer zum Teufel sind Sie, und worüber wollen Sie mit mir reden?«
»Zwischen Tür und Angel kann ich Ihnen das schlecht erklären, Mr Ryan, Dürfen wir hereinkommen?«
»Wenn ich mich nicht täusche, sind wir uns in diesem Leben noch nie begegnet«, erwiderte Mark. »Sagen Sie mir erst einmal, was Sie von mir wollen.«
Wieder spähte Mark durch den Spion. Als er sah, dass der Mann mit dem silbergrauen Haar in die Innentasche seines Jacketts griff, erstarrte er. Doch Kelso zog keine Waffe, sondern einen Ausweis, den er vor den Türspion hielt.
»Ich bin von der CIA, Mr Ryan.«
Mark stieß einen leisen Pfiff aus, ließ die Waffe sinken und öffnete die Tür.
Die beiden jungen Männer trugen gut geschnittene Anzüge, weiße Hemden und Krawatten. Vermutlich gehörten sie ebenso wie Kelso zur CIA.
»Verzeihen Sie die Störung zu so später Stunde«, sagte Kelso, »aber ich muss mit Ihnen sprechen. Es ist dringend.«
Er reichte Mark seine Dienstmarke. Sie trug auf einer Seite das Abzeichen der CIA mit dem amerikanischen Adler, auf der anderen Seite ein Foto von Kelso mit dunklem Haar, das also schon einige Jahre alt sein musste. Der Mann mit den schmalen Lippen und den hellblauen Augen war ausgesprochen fotogen. Kelso zeigte auf seine beiden Begleiter. »Diese beiden Herren sind die Agenten Doug Grimes und Nick Fellows.«
Die jungen Männer zeigten ebenfalls ihre Dienstmarken. Mark warf einen kurzen Blick darauf und trat einen Schritt zurück. »Okay. Kommen Sie rein.«
Er schloss die Tür und führte die drei Männer in das Wohnzimmer. Kelso zog das linke Bein leicht nach. Als er das Käsebrot auf dem Couchtisch sah, sagte er: »Jetzt stören wir Sie auch noch beim Essen. Tut mir Leid.«
»Mir auch. Möchten Sie einen Kaffee?«
Kelso nickte. »Ja, gern.«
»Nehmen Sie Platz.«
Mark kochte vier Tassen Nescafe und brachte sie auf einem Tablett ins Wohnzimmer. Kelso saß im Sessel; seine beiden
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