Projekt Wintermond
Kollegen hatten auf der Couch Platz genommen. Agent Grimes hatte glattes schwarzes Haar, tief liegende Augen und ein ruhiges, ernstes Gesicht, während Agent Fellows mit seinem jungenhaften Haarschnitt, den vollen Wangen und den weichen Händen wie ein großer Junge aussah. Beide Männer strahlten Sicherheit und Selbstbewusstsein aus.
Mark reichte ihnen die Kaffeetassen und setzte sich auf den freien Sessel. »Also, worum geht es?«
»Ich möchte mit Ihnen über Jennifer March sprechen«, sagte Kelso.
Mark hob die Augenbrauen. »Jennifer? Geht es um den Drogenschmuggel am Kennedy Airport?«
Kelso schüttelte den Kopf. »Nein, es hat nichts mit Drogen zu tun.«
»Was dann?«
Kelso stellte die Tasse auf seinen rechten Oberschenkel, gab einen Löffel Zucker hinein und rührte um. »Seit wann kennen Sie Jennifer March, Mr Ryan?«
Mark verzog das Gesicht. »Das geht Sie eigentlich nichts an.«
»Bitte beantworten Sie meine Frage.«
»Also gut. Wir sind im selben Viertel aufgewachsen. Ich kenne sie seit mehr als fünfzehn Jahren.«
»Betrachtet Jennifer Sie als engen Freund?«
»Ich glaube schon.«
»Vertraut sie Ihnen?«
»Ganz bestimmt.« Mark zögerte. »Aber sagen Sie mal… was sollen all diese Fragen?«
Kelso warf den Agenten Grimes und Fellows einen kurzen Blick zu. »Sie wissen, dass der Leichnam von Jennifers Vater aufgefunden wurde, nicht wahr? Schließlich haben Sie Jennifer die Nachricht überbracht.«
»Hat es damit zu tun?«
»Ja.«
Mark stellte seine Tasse auf den Tisch. »Ich verstehe nicht…«
Der CIA-Agent hob die Hand und stellte ebenfalls die Tasse ab, ohne einen Schluck getrunken zu haben. »Bevor wir Ihnen Näheres sagen, muss ich Ihnen etwas erklären, Mr Ryan. Unser Gespräch ist streng vertraulich. Es geht um eine geheime und heikle Angelegenheit, die unsere nationale Sicherheit betrifft. Wenn Sie die Geheimhaltung verletzen, werden Sie Ihr blaues Wunder erleben, das verspreche ich Ihnen. Ich brauche Ihr Ehrenwort, dass kein Sterbenswörtchen von unserem Gespräch nach außen dringt. Habe ich Ihr Wort?«
Mark war einen Moment sprachlos vor Verwirrung.
»Was hat das alles zu bedeuten?«, wollte er dann wissen.
»Ich habe Ihnen eine Frage gestellt, Mr Ryan. Verzeihen Sie meinen schroffen Tonfall, aber ich muss Ihnen den Ernst der Angelegenheit deutlich machen. Und ich brauche eine ehrliche Antwort. Habe ich Ihr Wort?«
Marks Blick schweifte von Kelso zu den beiden anderen Agenten. Sie starrten ihn so ungerührt an wie Kelso. In Mark stieg Besorgnis auf. Ein Besuch der CIA wies immer auf eine ernste Angelegenheit hin. Schließlich zuckte er mit den Schultern. »Okay. Sie haben mein Wort. Um was geht es?«
Kelso räusperte sich. »Die CIA braucht Ihre Hilfe.«
Beinahe hätte Mark laut gelacht. »Soll das ein Witz sein? Hat Maguire vom Morddezernat mich für Ihren Fall eingeteilt?«
»Das ist kein Scherz, Mr Ryan. Ganz und gar nicht. Diese Sache ist todernst.«
»Warum brauchen Sie meine Hilfe?«
Kelso setzte sich auf die Kante des Sessels. »Jennifer March hat die Absicht, nach Europa zu fliegen, um ihren Vater zu identifizieren.«
»Ach ja?«
»Sie wissen, dass ihr Vater vor zwei Jahren spurlos verschwunden ist. Und da Sie Jennifer gut kennen, sind Ihnen mit Sicherheit auch die tragischen Begleitumstände bekannt.«
Mark nickte. »Und?«
»Zu dem Zeitpunkt, als Mrs March ermordet wurde und Paul March spurlos verschwand, nahm er für die CIA streng geheime Ermittlungen vor.«
Mark riss die Augen auf. »Davon hat Jennifer mir nie etwas gesagt.«
»Weil sie nichts davon weiß.«
»Ihr Vater war Investmentbanker!«
»Das stimmt. Außerdem war er als Undercover-Agent für die CIA tätig.«
Mark blicke Kelso fassungslos an. »In welcher Sache?«
Kelso schüttelte den Kopf. »Je weniger Sie wissen, desto besser für Sie. Ich kann Ihnen nur sagen, dass er in eine verdeckte internationale Operation verwickelt war. Es ging um eine äußerst wichtige und ungeheuer gefährliche Angelegenheit. Aus Gründen der inneren Sicherheit kann ich Ihnen keine Details nennen.«
»Sie wollen doch nicht etwa andeuten, Jennifers Vater hätte seine Frau ermordet?«
»Ehrlich gesagt, wir wissen es nicht hundertprozentig.«
»Ich kann Ihnen nicht mehr folgen . «, sagte Mark, dessen Verwirrung wuchs.
Agent Grimes ergriff das Wort. »Sie müssen auch nicht alles verstehen, Mr Ryan. Sie sollten nur wissen, dass Menschen in Lebensgefahr geraten könnten, nachdem der Leichnam von Paul March
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