Projekt Wintermond
öffnete sie vorsichtig. Im Innern war es stockfinster. Seine Hand tastete über die Wand, bis er den Schalter fand und die Neonröhre an der Decke aufleuchtete. Ein kleiner roter Fiat stand mitten in der Garage, vermutlich der Wagen von Carusos Frau.
Auf dem Fahrersitz saß eine Gestalt. Jennifer trat näher heran.
Sie erkannte das Gesicht sofort.
Caruso saß schlaff im Sitz. Eine Kugel war durch den Mund eingetreten und hatte seinen Hinterkopf zertrümmert.
Jennifer wurde schwarz vor Augen. Der Anblick des auf brutale Weise ermordeten Ehepaares war mehr, als sie ertragen konnte. McCaul öffnete die Fahrertür und fühlte Carusos Puls, obwohl er wusste, dass es sinnlos war. Auf dem Mund und der Kehle des Toten klebte geronnenes Blut. Sein Hemd und der Sitz waren blutüberströmt. »Er ist noch keine halbe Stunde tot.«
Jennifer wandte den Blick von dem grässlichen Bild ab. Sie stand kurz vor einem Zusammenbruch. Als McCaul eine Hand auf ihre Schulter legte, ließ sie sich in seine Arme sinken.
»Nehmen Sie es nicht so schwer, Jennifer.«
»Es geht schon.« Sie atmete tief durch und warf einen letzten Blick auf Caruso. Seine rechte Hand umklammerte eine Automatikwaffe. Der Zeigefinger war am Abzug, und die Hand mit der Waffe lag auf seinem Schoß. Es sah aus, als wäre ihm die Hand nach Abfeuern des Schusses in den Schoß gefallen, nachdem er sich den Lauf der Waffe selbst in den Mund gesteckt hatte.
»Wenn Sie mich fragen, war hier ein Profi am Werk«, sagte McCaul.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Denken Sie mal nach. Ich sagte ja schon, dass das Chaos in der Küche nicht auf einen Ehekrach hindeutet. Aber vielleicht wollte jemand genau diesen Eindruck erwecken. Es sollte so aussehen, als hätte Caruso zuerst seine Frau getötet und dann sich selbst. Glauben Sie mir, das waren Profis. Die Polizei wird keinen einzigen Fingerabdruck finden.« Er umklammerte Jennifers Arm. »Kommen Sie. Wir haben genug gesehen.«
Kaum hatten sie das Wohnzimmer betreten, zeigte McCaul aufs Fenster. »Wir bekommen Gesellschaft.«
Jennifer sah einen Streifenwagen, der aus dem Dorf auf das Haus zusteuerte. Das Blaulicht verschwand hinter den Bäumen und tauchte Sekunden später wieder auf, als der Wagen sich der Villa näherte.
»Entweder hat jemand die Polizei verständigt, oder die Streife hat den Auftrag, Caruso von der Explosion zu informieren.« McCaul zog ein Taschentuch aus der Tasche, wischte die Weinbrandflasche und die Gläser sorgfältig ab und stellte alles zurück in die Bar. »Sicher ist sicher. Kommen Sie! Wir verschwinden!«
»Sollten wir nicht auf die Polizei warten?«
»Sind Sie verrückt? Auf gar keinen Fall. Am Ende werden wir noch verdächtigt. Nach dem, was mit Caruso passiert ist, ist hier keiner mehr sicher, auch die Bullen nicht. Wir müssen die Sache selbst in die Hand nehmen, bis wir wissen, was hier gespielt wird.«
McCauls Augen funkelten zornig. Ehe Jennifer protestieren konnte, führte er sie zum Geländewagen. Er ließ den Motor an und legte den ersten Gang ein. Erst als sie die Einfahrt verlassen hatten und das Dorf hinter ihnen zurückblieb, schaltete er die Scheinwerfer ein.
»Wohin fahren wir?«, fragte Jennifer.
»Wenn ich das wüsste.«
Die beiden Männer saßen in dem schwarzen BMW, der in einer der engen Dorfstraßen hinter Carusos Villa parkte. Der blonde Beifahrer hatte ein Infrarotgerät in der Hand und beobachtete den blau-weißen Fiat der Polizeistreife, der mit Blaulicht den Hügel hinauffuhr. Der Blick des Blonden richtete sich auf McCauls Nissan, der mit Vollgas das Dorf verließ. Er ließ das Nachtsichtgerät sinken und nickte dem anderen Mann zu. »Fahr dem Geländewagen hinterher.«
DRITTER TEIL
24
New York
Lou Ganada ging zur Rezeption des Cauldwell-Pflegeheims. Die puertoricanische Pflegerin hob den Blick.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Garuda lächelte die Puertoricanerin an. Sie hatte eine wunderschöne Haut und eine tolle Figur. »Das hoffe ich. Ich möchte zu Robert March. Er ist hier untergebracht.«
»Ich weiß. Um was geht es denn?«
»Seine Schwester Jennifer ist gestern nach Europa geflogen. Sie hat mich gebeten, nach Robert zu sehen.«
»Sind Sie ein Verwandter?«
»Nein.« Garuda zeigte ihr seine Dienstmarke. »Ich bin Polizist. Wieso? Gibt es Probleme mit Bobby?«
»Nein, nein. Warten Sie hier. Es kommt gleich jemand und bringt Sie zu ihm.«
Der kräftige schwarze Mann, auf dessen Namensschild Leroy stand, runzelte die Stirn, als er Garuda in den
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