Projekt Wintermond
genau?«
»Es würde den ganzen Tag dauern, Ihnen das zu erklären.«
»Ich habe Zeit.«
»Das glaube ich Ihnen gern, Mr Garuda. Trotzdem kann ich Ihnen nichts sagen. Erstens arbeite ich nicht mehr für das Unternehmen, und zweitens darf ich keine internen Firmendaten an Dritte weitergeben. Sie sprachen von interessanten Informationen.«
»Warum hat die Prime International dichtgemacht?«
»Keine Ahnung. Die Geschäfte liefen gut. Da müssen Sie den Firmeninhaber fragen. Er wird seine Gründe gehabt haben.«
»Wer ist der Firmeninhaber?«
»Ein Unternehmen auf den Caymans.«
»Ich verstehe nicht.«
»Die Prime International gehörte einem anderen Unternehmen, das wiederum einem anderen Unternehmen gehört haben könnte. Die Sache ist ziemlich verworren.
Steuerliche Gründe oder der Wunsch nach Anonymität – oder beides – könnten der Grund dafür sein.«
»Es dürfte also schwierig sein, den Inhaber der Prime International aufzuspüren?«
»Genau.«
Garuda dachte kurz nach. »Wissen Sie, ob Paul March in Projekte verwickelt war, die ihn in Gefahr hätten bringen können?«
Kammer verlor allmählich die Geduld. »Wie ich Ihnen schon sagte, Mr Garuda, ich habe den Mann kaum gekannt. Und jetzt würde ich gern wissen, welche wichtigen Informationen Sie für mich haben.«
»Also gut. Die Leiche von Paul March wurde vor fünf Tagen in einem Gletscher in den Bergen nahe der schweizerischitalienischen Grenze gefunden.«
Kammer riss die Augen auf. »Das wusste ich nicht.«
»Ist doch seltsam, dass March nach zwei Jahren als Leiche wieder auftaucht, oder? Als er verschwand, gab es eine ganze Menge unbeantworteter Fragen. Keiner weiß, warum er spurlos verschwand. Deshalb will ich den Fall neu aufrollen. Vielleicht können Sie mir ein paar der Fragen beantworten, die ich Ihnen gestellt habe.«
»Tut mir Leid.«
Garuda klappte seufzend seinen Notizblock zu. Der will mich wohl auf den Arm nehmen. »Sie waren sehr hilfreich, Mr Kammer. Besser hätte unser Gespräch gar nicht verlaufen können.«
Kammer stand auf und ging um den Schreibtisch herum. »Ich weiß wirklich nichts über March. Wenn Sie jetzt bitte gehen würden, ich habe einen Termin.«
Garuda gab sich nicht so schnell geschlagen. »Hören Sie, wenn Sie mir nur…«
Kammer öffnete die Bürotür und wies ihm den Weg hinaus. »Guten Tag, Mr Garuda.«
45
Varzo
»Ich habe drei Leichen entdeckt. Zweien wurde die Kehle durchgeschnitten, und der Dritte sieht aus, als hätte er sich selbst erhängt.«
»Wer sind diese Männer?«
»Mönche.«
»Was?«
»Ja, Mönche.« Fellows wies Kelso mit seiner Taschenlampe den Weg durchs Klostertor. »Als ich vorhin hier ankam, war das Tor nicht verschlossen.«
»Keine Spur von Jennifer und McCaul?«
»Nein, ich habe alles durchsucht. Zwei Zellen sahen aus, als wären sie benutzt worden, aber jetzt sind sie leer. Eine Treppe führt hinunter in ein Grabgewölbe. Das ist kein prickelnder Anblick.« Fellows erklärte seinem Boss, was er in der Krypta gesehen hatte. »Die Eingangstür war eingetreten, und die Angeln wurden zerschossen.«
»Haben Sie etwas angerührt? Fingerabdrücke hinterlassen?«
»Nein.«
»Zeigen Sie mir die Leichen, und dann nichts wie weg«, sagte Kelso grimmig. »Und niemand fasst etwas an.«
Mark folgte Kelso und seinen Agenten über den Hof und durch die dunklen Bogengänge. Ihre Schritte hallten auf den nassen Kopfsteinen. Das Kloster lag düster und verlassen da und bot einen schaurigen Anblick. Fellows führte sie durch eine Eichentür und über einen Gang in eine Mönchszelle. Mark blickte erschüttert auf den leblosen Körper eines jungen Mannes in einem Nachtgewand. Er baumelte an einem Seil am Fenster. Neben ihm lag ein umgeworfener Stuhl. Seine leblosen Augen traten weit aus den Höhlen. Ein blutverschmiertes Stilett lag auf dem Bett.
»Mein Gott!«
»Es sollte wohl so aussehen, als hätte der Mann sich selbst erhängt.«
»Und die anderen Opfer?«
»Fast noch schlimmer«, sagte Fellows, der die beiden in die beiden anderen Zellen führte. Der Anblick der Leichen mit den durchgeschnittenen Kehlen löste bei Mark Ryan Übelkeit aus. »Du liebe Zeit, was ist hier passiert?«
»Man könnte fast meinen«, sagte Fellows, »der junge Mönch wäre durchgedreht, hätte die beiden anderen umgebracht und sich dann selbst getötet.«
»So soll es vielleicht aussehen.« Kelso untersuchte eines der blutüberströmten Opfer mit der durchgeschnittenen Kehle. »Ein Glaubensbruder
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