Pronto 1318
wenn uns eine Antwort wünschenswert erscheint. Antra, was machen seine Rippen?“
„Kaum verletzt. Er hatte Glück. Die rechte Hüfte ist geprellt, das ist alles. Die Platzwunde in der Schädelschwarte ist unbedeutend. Darunter sitzt eine stahlfeste Kunststoffplatte.“
„Einmal kriege ich dich, Bio“, flüsterte Blinds. Es waren die schlimmsten Stunden seines Lebens. Er konnte alles vertragen, Not und Todesgefahr, Schmerzen und Leid, nur keine Demütigungen in dieser Form. In seinen hellen Augen stand der kontrollierte Haß. Er hatte sich wieder völlig in der Gewalt.
„Oh, das normalgeborene Exemplar aus dem Typ der Raumpiloten kann also arbeiten?“ biß Pronto weiter „Vielleicht bist du bald da vorn, Blinds. Gebt ihm leichtere Steinbrocken zum Abtransport.“
Der Captain wollte nach vorn stürzen, doch zwei lachende Prontos hielten ihn fest.
„Warum die Aufregung?“ höhnte einer. „So sind wir nur angesprochen worden. Du solltest einmal darüber nachdenken, wo der Unterschied zwischen uns liegt.“
Blinds wurde stumm, als weitere Felstrümmer von einer unsichtbaren Kraft weggeräumt wurden. Pronto stand regungslos vor dem Gesteinsberg. Sein Gesicht war angespannt und konzentriert.
„Ein Teufel ist das“, zitterte Blinds. „Dr. Maybord, geben Sie mir gefälligst eine Erklärung.“
„Wozu?“ fragte sie. „Helfen Sie mir lieber, einige große Gerätewagen mit Medikamenten und chirurgischen Instrumenten anzufüllen. Wir brauchen ein reichliches und durchdachtes Sortiment. Kommen Sie.“
Sie drehte sich einfach um, und die beiden Prontos stießen ihn in die Station zurück.
„Ein kluger Gedanke“, meinte einer befriedigt. „Sie nehmen an, Doktor, daß es 1318 gelingt, die Panzertür zu öffnen?“
Sie lächelte nur.
4. KAPITEL
Er fühlte ein schmerzhaftes Ziehen im Hirn, als der erste Kontakt des komplizierten Schlosses einschnappte und einen der vielen Sperriegel löste.
Andere Impulse tasteten suchend weiter, und so begann ein Relais nach dem anderen zu arbeiten.
Sie beobachteten ihn stumm und angespannt. Nicht der kleinste Laut unterbrach seine Konzentration, die zusammen mit den bereits heiß gewordenen Luftmassen innerhalb des Käfigganges glitzernden Schweiß über seine Stirne trieben.
Wenige Augenblicke danach leuchtete eine rote Lampe auf, und die meterstarke Tür aus einem hoch verdichteten Spezialstahl schwang zurück. Es zischte leise, und dann blieb sie mitten in der Bewegung stehen.
„Drücken, schnell“, rief Vagen. „Die Notstromanlage ist erschöpft. Es sind Batterien. Das Schott schwingt wieder zu, wenn es nicht über die Sperre hinweg aufgleitet.“
Indessen sie mit wunden Schultern gegen das Metall wuchteten, saß Pronto erschöpft an der Mauer. Seine zuckenden Augenwinkel zeugten von dem Schmerz innerhalb eines Gehirnzentrums, dessen rein geistige Kräfte elektronische Ströme gebannt hatten.
„Es war etwas zu viel“, sagte Antra leise. „Soll ich dir ein Beruhigungsmittel geben?“
„Nicht, besser nicht. Ich habe so das Gefühl, als brauchte ich noch meine klaren Sinne. Es wird gleich vorüber sein. Als ich es zum erstenmal probierte, bin ich bald verrückt geworden.“
Sie richtete sich langsam auf, und ihre Hand fuhr über seinen zerzausten Schopf.
„Auf“, rief einer von vorn. „Ha, der Gang ist in Ordnung. Noch nicht einmal eingedrückt.“
„Sie haben ihn mit Stahlplastik verkleidet“, sagte der Alte befriedigt. „Na, wie hat das Lastro Vagen wieder gemacht? Ich, eh, was hast du denn?“
„Erstaunlich, wie sehr sich vernünftige Leute um einen Bio kümmern“, warf Blinds beißend ein.
„Mund halten“, schnappte der Veteran. „Sie übersehen Ihre Lage, Sir. Los schon, Leute, macht, daß ihr in den Stollen kommt. Hier wird es ungemütlich.“ Sie zögerten kurz, und in dieser Zeit testeten sie seinen Bewußtseinsinhalt. Vagen merkte nichts davon, und er wunderte sich auch nicht über ihre plötzliche Bereitschaft. Sie sagten ihm auch nicht, daß sie ihn gewissenhaft überprüft hatten. Es gab nichts in seiner geheimsten Gedankenwelt, was sie nicht erfassen konnten.
Die Wagen mit den medizinischen Geräten und den hochwertigen Medikamenten paßten eben in den Stollen. Er führte rechts steil nach unten, und dort verlor sich das schwache Licht der Notlampen.
Als der letzte Mann aus der Pronto-Versuchsserie durch war, ließen sie das schwere Schott einschnappen. Das Schloß verriegelte sich automatisch.
„Entweder oder“,
Weitere Kostenlose Bücher