Pronto 1318
käme uns gelegen. Alle möglichen Güter, sagst du?“
„Alles, was man sich überhaupt vorstellen kann. Lebensmittel in jeder Form, Ausrüstungen, leichte und schwerste Waffen. Eben alles, was eine große Flotte benötigt. Da unten kann man hundert Jahre leben, das ist sicher. Natürlich ist die gesamte Oberfläche radioaktiv verseucht. Ihr könnt sicher sein, daß es auf Rufus fast keinen Fleck mehr gibt, der nicht den Gammatod in sich hätte.“
Der Alte nickte verbittert, mit einem entsagungsvollen Zug über den Lippen.
„Vagen, besteht die Aussicht, daß die Riesenhallen des Depots noch in Ordnung sind?“ fragte Pronto gespannt.
„Wahrscheinlich ist das schon. Wir liegen hier bestimmt am Randgebiet der Explosionen. Wäre es nicht so, hätten wir noch ganz andere Dinge erlebt. Wir sind eigentlich nur durch die Beben geschädigt worden. Das ist am Rand der Wirkung immer so. Allerdings glüht über uns die Nordwüste. Wir müssen schleunigst verschwinden. Das Depot liegt mehr als 20 Kilometer abseits in östlicher Richtung. Das Grollen kam von Westen. Also nehme ich an, daß dort noch weniger beschädigt worden ist. Der große Vorteil ist aber der, daß jeder einzelne Raum des Depots wenigstens 2000 Meter unter der Oberfläche liegt. Das ist wegen der unersetzlichen Güter aus Sicherheitsgründen so gemacht worden. Die Hohlräume sind mit Atombrennern geschaffen worden. Ich weiß das. Der ganze Kram liegt also ganz schön tief, und deshalb denke ich, daß dort noch alles in Ordnung ist.“
„Wie kommen wir hin?“
Der Alte deutete auf den Schuttberg über den Resten des Wachhauses.
„Da müssen wir hinein. Da ist in der hinteren Panzerwand eine schwere Stahltür mit einem elektronischen Schloß. Und – verdammt sei die Tatsache – dafür habe ich keinen Schlüssel. Das ist Verdichtungsstahl. Den kriegen wir auch mit einem Atombrenner nicht auf. Vielleicht ginge es, aber das können wir überhaupt nicht wagen. Wenn wir die Dinger einsetzen, wird es hier in dem abgeschnittenen Käfiggang so heiß wie in der Hölle.“
Er lachte mutlos. Die Töne verstummten, als Pronto sachlich fragte:
„Hinter der Tür liegt ein Stollen? Nun rede schon, Vagen. Der Boden wird immer heißer.“
„Kein Wunder, wir haben ja auch gutleitende Schichten über uns“, grinste der Alte. „Chromerze, soviel ich weiß.
Ja, also, da ist wirklich ein Stollen, sehr eng allerdings, und laufen muß man auch. Der Gang war wohl nur als Notröhre gedacht, und außerdem hat man ihn in den Fels gebrannt, weil sie im Depot laufend Bios gebraucht haben. Ich bin damals auch durchgegangen. Nach drei bis vier Kilometern kommt eine große Halle. Dort stehen schwere und kleine Wagen, mit denen man in einem viel größeren Stollen weiterfahren kann. Ha, das ist alles kein Problem. Auch das Wachhaus ist nur halb verschüttet. Das könnt ihr starken Burschen leicht wegräumen. Nur müßt ihr aufpassen, daß der Kram nicht nachrutscht. Aber wie die Panzertür aufkriegen?“
Fragend sah er sich um, und da sagte 2412 laut:
„Wie ist das, 1318, kannst du das das Schloß vraazen?“
„Huh?“ machte der Alte verständnislos, und Pronto sagte beunruhigt: „Vielleicht.“
„Was ist denn das? Ich meine … äh, wie habt ihr gesagt? Wollt ihr mich auf den Arm nehmen, wie?“
„Fangt an, Freunde“, sagte Pronto gelassen. „Unsere letzte Chance. Es sind der Bruchstücke nicht zuviel. Die Luft im Stollen wird schon wärmer.“
Es waren noch genau 492 Prontos, die den Untergang des Planeten heil überlebt hatten. Sie wuchteten mit starken Armen die Steinbrocken beiseite, und andere sorgten mit allen möglichen und auffindbaren Stützen dafür, daß die Felsmassen nicht nachrutschten.
Vagen begann entsetzt zu schreien, als sich ein besonders wuchtiger Block plötzlich mit unfaßlicher Gewalt aus dem Gesteinsberg riß, einige Sekunden still in der schlechter werdenden Luft schwebte und dann weit entfernt auf den rissigen Boden krachte.
Noch ein Mann hatte es bemerkt, nur vermochte er das Phänomen besser zu erfassen als der alte Sergeant.
Blinds stand unter der Tür der medizinischen Station. Seine Augen waren weit aufgerissen, und die Rechte tastete vergeblich nach der Waffe. Sie befand sich an Prontos Hüfte.
„Wie … wie hast du das gemacht?“ stammelte er verstört. „Wie? Das warst du doch, oder?“
„Es steht dir nicht zu, Fragen zu stellen“, kam die beißende Antwort. „Drehen wir die Sache einmal um, nicht wahr! Nur dann,
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