Pronto 1318
wie?“
Er sah das entspannte Gesicht des großen Mannes.
„Nur eine Bezeichnung für den Augenblick. Zweckbestimmt, verstehst du? Vagen, wie steht es mit den Wachen? Wo sind sie?“
„Praktisch nur am Haupteingang. Dort gibt es eine große Station mit etwa 20 Mann. Sie können das ganze Depot mit den Bildgeräten überwachen. Da vorn liegt auch die Kraftanlage mit technischen Einrichtungen zur Luftversorgung.“
„Das heißt also, daß wir durch das gesamte Lager hindurch müssen, ehe wir die Wachen erreichen können?“ fragte 2412 beunruhigt.
„Eine üble Sache, wie?“ hänselte der Captain. „So einfach wird es nicht sein, und was ich tun kann, um die Sache zu verhindern, wird getan werden. Mein Wort darauf.“
Blinds sah plötzlich in die Mündung von drei Waffen. Er stand ruhig an der Wand, nur sein Gesicht zuckte verhalten.
Pronto lachte düster, und seine Handbewegung zwang die Strahler nach unten.
„Eben hattest du Angst, Blinds. Der Tod erscheint dir nicht mehr so unabänderlich wie im Käfiggang. Jetzt hast du wieder eine winzige Chance zum Überleben, also muß dich die Angst überfallen. Du wirst uns nicht verraten, denn ich werde dich überall finden. Was sagt die Medizin zur Funktion eines organischen Herzens? Eine komplizierte Maschine, nicht wahr?“
Blinds Zähne wurden hinter den plötzlich gespannten Lippen sichtbar. Sein Blick verglaste, als er das erstarrende Gesicht des Bios bemerkte.
Pronto begann zu vraazen. Für Blinds gab es keine Möglichkeit, dem plötzlichen Kraftstrom auszuweichen. Nach zwei Sekunden begann er schwerer zu atmen. Dann fuhr seine Hand an die Brust.
Von einem Herzkrampf gepeinigt, taumelte er auf die Knie, schlug schwer zu Boden.
Der Schmerz aus den verkrampften Kranzgefäßen hielt noch an, als Pronto längst mit dem Vraazen aufgehört hatte. Er beobachtete den stöhnenden Mann. Und als Blinds wieder auf die Beine kam, sagte er:
„Damit werde ich dich überall vernichten können, Blinds. Ich rate dir, vor der ersten Sperre zu schweigen. Weiter, Freunde.“
Der Captain sah ihm mit dem Ausdruck des Entsetzens nach. Mit beiden Händen massierte er die schmerzende Brustseite, und seine Lippen wurden spröde.
„Wie hat er das gemacht, Doktor?“ bat er um Auskunft.
Antra Mayborn zuckte nachlässig mit den Schultern.
„Da sehen Sie mich überfragt. Eine Naturgabe, denke ich. Wenn er Felsen anheben kann, ohne dabei einen Finger zu krümmen, dürfte ihr Herzmuskel keine sonderlich großen Schwierigkeiten bereiten. Sie sollten vernünftig werden, Captain.“
Die Wagenhalle enthielt genügend große Fahrzeuge, um den Transport der Flüchtlinge sicherzustellen. Es waren flache, dickbereifte Fahrzeuge mit betriebsbereiten Strombänken und kleinen E-Maschinen.
Das erste Fahrzeug nahm Fahrt auf. Es gab nur einen Stollen, und der mußte zu der ersten Pforte führen, der Lastro Vagen mit gemischten Gefühlen entgegensah.
Die automatischen Atombrenner hatten sich wenig um feste oder brüchige Gesteinsschichten gekümmert. Ihr glutender Strahl hatte den Weg so in die Kruste des Rufus gebrannt, wie es konstruktiv am besten erschienen war. Schnurgerade führte der Stollen nach unten. Weit in der Ferne wurde er zu einem dunklen Punkt, der dem weiteren Fortkommen ein endgültiges Halt zu bieten schien.
Pronto 1318 kämpfte mit seiner dumpfen Furcht. Plötzlich fühlte er sich wieder als Bio, und die vergangenen Geschehnisse kehrten mit bedrückender Regelmäßigkeit zurück. Der alte Vagen fuhr das unkomplizierte Fahrzeug.
Hinter ihnen saßen die Ärztin und 2412, dessen heiße Atemzüge in schneller Folge kamen und von einer beginnenden Ermattung zeugten.
Pronto sah beunruhigt hinauf zu den mächtigen Rohrschlangen. Sie hatten in der Wagenhalle begonnen, aber sie schienen keine Frischluft in den langen Stollen einzublasen. Die Atmung fiel schon schwer, zumal sie mit zunehmender Tiefe höhere Temperaturen zu ertragen hatten.
Vagen warf einen kurzen Blick nach links, ehe er sachlich bemerkte:
„Die Uniform paßt dir nicht. Blinds hat nicht ganz deine Größe, und außerdem ist er dürr, paß auf, daß die Wachen auf dem Bildschirm nicht die hochgerutschten Ärmel sehen.“
„Sie werden wohl nur die Rangabzeichen bemerken“, warf Antra beruhigend ein. Pronto gönnte ihr einen dankbaren Blick, und dann kam die Meldung von 2412, daß weiter vorn der Gang zu Ende wäre.
„Die Sicherheitspforte“, wisperte Vagen aufgeregt. „Direkt dahinter beginnt das
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