Prophetengift: Roman
»Ich liebe dich«, sagte Sebastian. »Ich liebe dich, ich liebe dich.«
Seine Stöße wurden schneller.
Sie schlang die Arme um seinen Rücken und ließ die Hände an ihm hinunter gleiten, legte sie auf die harte Falte zwischen seinen Pobacken und schob ihn tiefer in sich hinein. Sie begann sich in der Lust zu verlieren, die dieser Mann, dieses superbe Geschöpf, ihr schenkte. Er atmete schneller, seine gemurmelten Worte wurden unzusammenhängender, kindlicher – oder eher ... weiblicher? Und durch den Nebel ihres kurz bevorstehenden Höhepunkts erkannte sie, dass sie irgendwie dieses prachtvolle Geschöpf erobert und verwundbar gemacht hatte. Unschuldig. Und er gehörte ganz ihr. »Ich liebe dich!«, flüsterte Reed, als stetige Wellen sie zu durchströmen begannen. Sie presste sich enger an ihn, und als sie zum Höhepunkt kam, spürte sie ... spürte sie? Sie spürte, dass sie nicht länger nur Frau war! Die Lust, die ihr Körper empfand, war die Lust einer Frau, aber die hitzige Ekstase in ihrem Kopf war die eines Mannes – eines Mannes mit einem prachtvollen, muskulösen Körper und einem steifen Schwanz! Sie hörte ihn wimmern und stöhnen und erkannte, dass er fühlte ... dass er empfand, was nur eine Frau empfinden
kann!
In diesem blendenden Moment wurden sie eins.
50
Anfang Januar
»Das Staples Center ist belegt.« Kitty stieß eine Rauchwolke aus und richtete den Blick auf ihren Sohn. »Aber das Forum ist an dem Wochenende noch frei.«
»Wie viele Sitzplätze?«, fragte Sebastian.
»Ungefähr siebzehntausend. Und sie haben endlich diese fürchterlichen Toiletten renoviert.«
»Was ist mit den Spezialeffekten?«
»Beleuchtung, Tontechniker und die Crew, die das emporsteigende Podest gebaut hat, sind sämtlich verfügbar und begierig auf den Auftrag, dank der schlechten Wirtschaftslage.« Kitty lachte.
Sebastian warf ihr einen besorgten Blick zu. »Was ist mit dem Personenschutz?«
»Wegen dem, was in San Francisco passiert ist, will Arthurs Firma den Job nicht übernehmen. Er meinte, momentan sei es zu riskant, ich solle ihn doch in einem Jahr oder so noch mal anrufen, wenn sich alles wieder beruhigt hat.«
Sebastian runzelte die Stirn. »Und was machen wir jetzt? Wir brauchen Security-Leute.«
»Das Forum-Management hat Secur-U-Best in Canoga Park vorgeschlagen. Ich habe schon mit ihnen gesprochen und sie würden es machen, aber sie müssten ein paar zusätzliche Leute anheuern und ausbilden, weil sie normalerweise nur für weniger
bekannte Künstler und Fachmessen arbeiten. Sie verlangen zudem etwas mehr als Arthur, aber sie haben mir versichert, dass sie dich schützen können. Also, was hast du für die Show geplant?«
»Die grundlegenden Spezialeffekte, Ton und Beleuchtung werde ich beibehalten, wegen des kurzen Zeitrahmens ... aber ein Teil des Gottesdienstes ist neu.«
Kitty musterte ihn argwöhnisch. »Und was genau willst du ändern? Wir wissen, was funktioniert. Wir wissen, was die Kohle reinbringt.«
»Ich habe vor, vom Holozän-Umbruch wegzugehen«, erwiderte Sebastian. »Und ich dachte, wenn ich mit Lukes Familie, den Morden und dem Selbstmord anfange und dann von der Bootskarambolage spreche, die letztendlich Amber und ihrem Mann das Leben gekostet hat, zeigt das deutlich, wie sehr wir den Kontakt mit dem Spirituellen verloren haben. Dann kann ich zu unseren üblichen fröhlichen Informationen über Kriege, Hungersnöte und Verfolgung übergehen.«
»Ach Gottchen, wie deprimierend!« Kitty streifte ein langes Aschestück am Aschenbecher ab. »Denk daran, Sebastian, Taschentuchfilme spielen nicht halb so viel ein wie Wohlfühl-filme. Und willst du die Menschen wirklich noch deprimierter in ihr trostloses Leben zurückschicken, als sie sowieso schon sind? Auf die Art hast du am nächsten Morgen noch ein Dutzend mehr Visine-Selbstmorde an der Backe.« Sie drückte ihre Zigarette aus. »Du weißt, dass wir noch mehrere Tausend unverkaufter Bücher haben, die Staub ansammeln, anstatt Geld für deine Projekte einzubringen. Also würde ich doch sehr stark empfehlen, dass du Passagen aus Das Buch vom Holozän liest und dich dann auf deine ›Liebe-ist-alles-was-zählt‹-Philosophie konzentrierst. Weise darauf hin, dass sich mit der neuen Stiftung die Übel der Welt noch viel besser angehen lassen. Schließ mit ein paar erhebenden Worten. Die Leute bezahlen schließlich
gutes Geld, um sich gut zu fühlen.«
Auch Olivier schmiedete Pläne. Die außergerichtliche Einigung
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