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Prophezeiung

Prophezeiung

Titel: Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Böttcher
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lächerlichen Mem-Stick und den dürren Daten würde ihr das kaum gelingen. Sie brauchte Becks Unterlagen, Punkt. Sofern jemand sein Handy fand und abhörte, sollte er sie anrufen und niemand sonst.
    »Was ist mit Eisele?«, fragte sie, mehr sich selbst als Philipp, durch den dichten Nebel in ihrem Gehirn.
    »Tolle Idee«, sagte Philipp. »Ganz toll. Falls du ihn erreichst, gib ihm deine Nummer und sag ihm am besten auch gleich, wo du bist.«
    »Warum nicht? Er kann uns …«
    »Mavie, Eisele ist nicht sauber.«
    »Er ist verletzt, er liegt in irgendeinem Krankenhaus, und falls er inzwischen wieder wach ist …«
    »Ja, klar. Und der Anschlag galt ihm, richtig? Sagt CNN . Die sagen aber auch, dass der Anschlag Herrn McVee galt, der gar nicht da war. Sauber recherchiert. Wieso glaubst du, dass Eisele in irgendeinem Krankenhaus liegt? Gegenvorschlag: Der Wichser hält sich gerade mal bedeckt, bringt deinen Freund Beck um und wartet.«
    »Worauf?«
    »Auf dich. Darauf, dass du ihm und seinen Blackwater-Bodyguards noch eine Chance gibst, dich abzuschalten. Dich, mich, Beck. Helen haben sie schon erledigt. Er und Gerrittsen.«
    Mavie schüttelte den Kopf. Sie fühlte sich einer Ohnmacht nah, aber das konnte und wollte sie nicht stehen lassen, denn es war blanker Unsinn. »Du spinnst«, sagte sie. »Gerrittsen, gut, das liegt nah, aber wieso soll Eisele …«
    »Weil er und Gerrittsen die Einzigen waren, die wussten, wo wir sind. Außer Beck, und der wird sich ja nicht selbst in die Luft gejagt haben. Und sofern der Anschlag dir, uns galt, hängt Eisele da mit drin.«
    »Dann galt der Anschlag also doch ihm?«
    Philipp seufzte und verdrehte die Augen. »Super. Ja, das wäre dann die andere logische Erklärung, aber …«
    »Du kannst ihn einfach nicht leiden«, murmelte sie, endgültig wegdämmernd und einstweilen zufrieden mit ihrer Erklärung, »weil ihr beide Scheiß-Alphatiere seid.«
    Kaffee. Sie dämmerte zurück ins Leben, mit dem für Sekundenbruchteile angenehmen Gefühl, in einem Bett aufzuwachen, in einem heiteren Zimmer, durch dessen geöffnete Fenster die Sonne ins Zimmer strahlte und ihr einen wunderbar entspannten Tag verhieß. Beginnend mit einem Milchkaffee, dessen Schaumkrone stolz über den Rand eines Designerglases ragte.
    Es dauerte nicht lange. Die Geräusche passten nicht, die Bewegung ihres Bettes passte nicht.
    Sie öffnete die Augen und sah vor sich, im Becherhalter zwischen den Sitzen, zwei Pappbecher, braun, mit weißen Plastikdeckeln.
    »Morgen«, sagte Philipps Stimme. »Kaffee ist fertig.«
    Sie ächzte, fand den Knopf an der Sitzseite und ließ sich in die Senkrechte fahren. Ihre Rippen schrien Zeter und Mordio, und sie griff nach vorn, nach ihrer Tasche, zog die Blisterpackung mit den kleinen weißen Lebensrettern heraus und warf sich eine in den Mund. Philipp hielt ihr eine Wasserflasche hin, sie nahm sie, schluckte die Tablette und spülte sie mit einem Schluck Wasser herunter.
    Wasser, dachte sie und bemerkte im gleichen Augenblick, was ihr fehlte.
    »Wann hat das aufgehört?«, sagte sie und sah aus den Fenstern. Der Himmel zu ihrer Rechten war fast blau, vor ihnen endete die Wolkenfont in hellen Flocken, zur Linken herrschte dichtes Grau.
    »Halbe Stunde«, sagte er. »Bei Avignon, Orange, ungefähr. Vorher war’s die Hölle, seitdem wird es mit jedem Kilometer weniger. Aber wir sind auch schon an Marseille vorbei.«
    Sie deutete fragend auf die Kaffeebecher. »Rechts«, sagte Philipp. Sie nahm den Becher, trank und sah aus dem Fenster. Soweit sie sich an ihre Datensammlung erinnerte, passte alles haargenau. Die Regenfront würde in den nächsten Tagen auch die Côte d’Azur erreichen und kurzfristig für heftige Gewitter sorgen, aber dort, wo sie sich jetzt befanden, südlich der Alpen, würde es keine Überschwemmungen geben. 22 Grad, gelegentliche Unwetter. Fast normales Wetter für Südfrankreich, jedenfalls für Südfrankreich im März, wenn auch normalerweise nicht Ende Januar. Die Katastrophen fanden anderswo statt, weiter nördlich und weiter südlich.
    »Anderthalb Stunden«, sagte Philipp. »Dauert alles länger, als ich dachte, aber das liegt vor allem an denen.« Er nickte nach vorn, Richtung Scheibe. Der langsam fahrende Militärkonvoi reichte bis zum Horizont vor ihnen, der restliche Verkehr, Lkws inklusive, arbeitete sich mühsam auf der linken Spur vorbei. »Ziemlich viel Betrieb.«
    »Soldaten?«
    »Ich kann ja nicht anhalten und unter die Planen gucken, aber, nein,

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