Prosecco um Mitternacht
Morgen noch sehr weit weg zu sein, unbekannt und geheimnisvoll.
“Ich habe mich immer gefragt, was der Song ‘Afternoon Delight’ – Vergnügen am Nachmittag – bedeutet.”
Renae lachte leise über Wills Scherz und stieß mit ihrem Fußknöchel gegen seinen. “Wir hatten Sex am Nachmittag.”
“Ja, aber vorher fing es immer zu einer anderen Tageszeit an, morgens, abends …”
Renae grinste. Der Letzte, den sie vor einer Stunde vor ihrer Tür erwartet hatte, war Will gewesen. Sie hatte gedacht, er würde schlafen, da er in der Nacht gearbeitet hatte. Stattdessen stand er vor ihrer Tür, sah einfach unwiderstehlich aus und lud sie kurzerhand zu einem Quickie in seine Wohnung ein – er hatte es mit einem Augenzwinkern gesagt, das verriet, dass er alles andere als etwas Schnelles im Sinn hatte. Da sie schon viel von dem, was sie Ginger hoffte präsentieren zu können, notiert hatte, beschloss sie, eine kleine Pause zu machen. Mit Betonung auf “klein”. Sie hatte vorgehabt, um fünf wieder in ihrer Wohnung zu sein, um ihrem schriftlichen Entwurf den letzten Schliff zu geben.
Sie fühlte eine warme Hand auf der Innenseite ihres Schenkels und drehte den Kopf, um zu sehen, wie Will sich ihrem intimsten Punkt näherte.
“Du bist unglaublich. Bist du gar nicht müde? Du hast mir doch erzählt, dass du seit dem Feierabend heute Morgen nicht geschlafen hast.” Sie schaute auf ihre schmale Armbanduhr, die sie noch am Handgelenk trug – als einziges Teil von den Sachen, die sie vor einer Stunde angehabt hatte. “Und da du in vier Stunden schon wieder bei der Arbeit sein musst …”
“Soll das etwa heißen, du willst lieber schlafen?”
Seine Finger erreichten ihr Ziel und begannen mit einer äußerst erotischen Liebkosung. Ein sinnlicher Schauer überlief Renae. “Ich will damit nur sagen, dass du vielleicht auch daran denken solltest, noch ein wenig Schlaf zu bekommen.” Sie schluckte, als er mit den Fingern in sie eindrang. “Ich meine, wenn ich beim Job patze, kriegt jemand einen Bademantel in der falschen Größe. Wenn du patzt, ist am nächsten Tag ein Skalpell im Röntgenbild zu sehen.”
“Sehr witzig.”
Renae lachte leise und entzog sich ihm, da sie plötzlich eher den Wunsch hatte, mit ihm zu reden. Sie stützte den Kopf auf die Hand und gab ihm ein Kissen, das er sich unter den Kopf schob. “Ist etwas geschehen, worüber du mit mir sprechen möchtest?”
Er runzelte die Stirn, was ihre Aufmerksamkeit auf seine sexy zerzausten Haare und den lüsternen Ausdruck in seinen Augen lenkte. “Wieso fragst du das?”
Sie zuckte mit den Schultern. “Ich weiß nicht. Du kommst mir heute ein wenig abwesend vor, das ist alles.”
Er stützte sich auf die Ellbogen. “Willst du damit andeuten, ich wäre meinen sexuellen Pflichten nicht nachgekommen?”
“Nein. Das meinte ich ganz und gar nicht.”
Er gab einen Laut der Zufriedenheit von sich. “So sehe ich das aber auch.”
Renae lehnte sich zurück und sah an die Decke. “Arroganter Kerl.”
“Nein, nur selbstbewusst. Das ist ein Unterschied.”
Erneut streckte er die Hand nach ihr aus, und Renae rückte außer Reichweite. “Du kannst unmöglich schon wieder Sex wollen.”
“Wieso nicht?”
“Na ja, erstens haben wir, glaube ich, gestern irgendwann auch noch das letzte Kapitel des
Kamasutra
durchgeackert.”
“Und was willst du mir damit sagen?”
“Damit will ich dir sagen …”Ja, was? Einen Moment lang hatte Renae ihn irrtümlich für jemanden gehalten, der mehr als Sex von ihr wollte. Und einen Moment lang hatte sie irrtümlich geglaubt, sie wolle mehr als Sex von ihm.
Er rollte sich auf die Seite. “Oh-oh. Was geht in deinem hübschen Kopf vor?”
Zu ihrer eigenen Überraschung stellte sie fest, dass sie ihm um ein Haar von ihren Plänen für Women Only erzählt hätte und davon, wie frustrierend es gewesen war, dass sie Ginger noch immer nicht gesehen hatte. Wie Lucky ihr gestern Mut zugesprochen hatte und sie deshalb vorhatte, Ginger im Lauf des Tages anzurufen, um sich mit ihr zum Essen zu verabreden und ihr bei der Gelegenheit ihren Plan zu präsentieren. Sie wollte ihm von ihren Notizen in der Küche erzählen, die nur noch in eine vernünftige Ordnung gebracht werden mussten.
“Du hast recht”, gestand sie. “Ich will gar nichts damit sagen.”
Sie wollte aufstehen, doch er hielt sie am Fußknöchel fest. “Wohin gehst du?”
“Zurück in meine Wohnung. Du brauchst Schlaf.”
“Oh nein, du wirst nicht
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