Prost Mathilda - von Wolke sieben ab in den Vollrausch
zu viel oder macht dir Conni Sorgen?“
„Keine Ahnung“, murmelte sie. Ihr Dad war der Letzte, auf den Mathilda im Moment Bock hatte.
„Lässt du mich nun rein?“
Mathilda schaute ihn für einen Moment direkt in die Augen. Dann ließ sie den Blick sinken, hob gleichgültig die Schultern und sagte: „Wenn du das für eine gute Idee hältst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Conni begeistert sein wird, dich zu sehen. Aber du musst wissen, was du machst.“ Damit gab sie ihm die Wohnungstür frei und verschwand mit schleppenden Schritten wieder in ihrem Zimmer.
Mathilda legte sich auf ihr Bett und wartete.
Eins ... zwei ... drei ... bis zehn konnte sie in Gedanken schon gar nicht mehr zählen.
Im nächsten Moment hörte sie Connis vor Empörung ganz schrille Stimme durch die ganze Wohnung hallen.
„Dass du es wagst ... Dass du elender Mistkerl es überhaupt noch wagst ...“
Dazwischen war etwas leiser die Stimme ihres Dads zu hören, der wohl versuchte, besänftigend auf seine Frau einzureden. Was er genau sagte, konnte Mathilda nicht verstehen.
Das Wortgefecht ging noch einen Augenblick weiter, bis eine Tür laut krachend ins Schloss fiel und Mathilda Conni kurze Zeit danach aufschluchzen hörte. Mathilda blieb regungslos auf ihrem Bett liegen und hoffte, dass Merle sich erbarmen und nach Conni schauen würde. Doch Merle rührte sich nicht. Schließlich erhob sie sich mit einem tiefen Seufzer vom Bett und ging in Connis Schlafzimmer.
Sie fand sie der Länge nach auf ihrem Bett liegend. Das Gesicht fest in das Kopfkissen gedrückt, weinte sie leise vor sich hin.
„Conni, Mom ...“ Mathilda ließ sich neben ihr aufs Bett sinken. „Beruhige dich doch. Das hat doch alles keinen Sinn.“
Als Conni nicht reagierte, legte sie ihr zögernd ihre Hand auf den Rücken.
„Conni, hör doch bitte auf zu weinen.“
Conni schoss so ruckartig hoch, dass Mathilda vor Schreck zur Seite hüpfte und fast vom Bett gefallen wäre.
„Wer von euch hat diesen Mistkerl reingelassen?“, fuhr sie Mathilda mit vor Wut funkelnden Augen an. Von dem weinenden Häufchen Elend war plötzlich nichts mehr zu erkennen. Ihr Gesichtsausdruck, ihre ganze Körperhaltung waren die pure Anklage.
„Also sag schon. Wer von euch beiden war es?“
„Ich ... ich ... dachte ...“, stammelte Mathilda.
Connis Handinnenfläche landete laut klatschend auf Mathildas linker Wange.
Mathilda war so geschockt, dass sie einfach nur mit weit aufgerissenen Augen dasitzen und sich die Wange halten konnte.
„Das wollte ich nicht. Ich ...“, weiter kam Conni nicht. Merle war im Türrahmen aufgetaucht und fiel ihr grob ins Wort. „Sag mal, bist du denn völlig bescheuert? Warum schlägst du Mathilda? Was kann die denn bitteschön für diesen ganzen Dreck, den du und Dad hier veranstaltet? Du tickst ja wohl echt nicht mehr ganz richtig.“ Merle war mit zwei Schritten bei Mathilda und zog sie am Oberarm in die Höhe.
„Mensch Mathilda, ich habe dir doch schon tausendmal gesagt, du sollst dich aus diesem ganzen Mist da raushalten.“ Merle legte ihren Arm um Mathildas Schulter und führte sie aus dem Schlafzimmer. Hinter ihnen schrie Conni wie von Sinnen: „Was erlaubst du dir eigentlich? Wie redest du mit mir? Glaubt ihr eigentlich, ich bin der Fußabtreter für alle?“
Merle blieb ruckartig stehen und fuhr herum. „Die Frage sollte doch wohl eher lauten, was
du
dir erlaubst. Seit Wochen bist du nur noch besoffen und bejammerst dich und dein Schicksal. Dad hat dich wegen einer Jüngeren verlassen. Das ist ’ne riesige Sauerei. Da gebe ich dir völlig recht. Aber was du seitdem mit unserem und auch mit deinem Leben veranstaltest, das ist noch eine viel größere Sauerei. Weder Mathilda noch ich können etwas dafür. Wir sind nicht schuld. Noch nicht einmal Dad ist schuld. Niemand ist schuld. Begreife das doch endlich mal. Er hat sich eben neu verliebt. So etwas soll vorkommen. Das ist schon ganz anderen passiert und die sind deswegen auch nicht gleich zu aggressiven Säufern geworden.“ Merle machte eine kurze Pause, um nach Luft zu schnappen.
Conni nutzte sie für weitere Beschimpfungen. „Hat dein Vater dir das eingeredet? Hat er dir das gesagt?“
Merle schüttelte heftig den Kopf. „Du begreifst es echt nicht, was? Weißt du was, du tust mir nur noch leid.“ Merle hob resignierend die Schultern und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer.
Mathilda stand noch immer unentschlossen im Raum. Völlig unfähig sich zu bewegen –
Weitere Kostenlose Bücher