Pruefungen bestehen
außerhalb von Schule, Ausbildung etc. Man muß sich später auf wichtige Meetings, Verhandlungen etc. ähnlich vorbereiten wie auf eine Prüfung, allerdings darf man hier jede Art von Material mitnehmen oder sich mitten im Meeting per Telefon, Internet etc. erkundigen – im Gegensatz zu Examen an vielen Schulen, wo oft nicht einmal ein Wörterbuch erlaubt ist. Wie praxisfremd kann Schule noch werden?
Jedenfalls bereitet jeder seinen Abschnitt als »Prüfer« vor. Das hat einen weiteren Vorteil: Wenn man sich in den Kopf des Prüfers »hineinbegibt«, wird man einen Teil der Fragen, die er stellen könnte, selbst finden. Man denkt als »Prüfer« anders als als »Opfer« desselben!
Als nächstes finden die vier Prüfungen statt. Nun hat jeder ein Viertel des Stoffes so gut bearbeitet, daß er in diesem Bereich eine Note 2 oder eine 1 bekommen würde, denn sowohl die Vorbereitung als auch das »Durchführen« der Prüfung, in der man als Spielleiter die Fragen/Aufgaben stellt, überwacht etc., ver-TIEFEN den eigenen Lernprozeß. Die anderen drei Viertel des Stoffes erlebt man als »Prüfling«; diese Textseiten hat man vorab einmal FLÜCHTIG gelesen (PRIMING, s. Seite 57). Diese Art der oberflächlichen Vorbereitung sagt dem Gehirn, wenn innerhalb einiger Tage wieder etwas davon auftaucht, daß das wohl wichtig
ist, und erhöht die Merkfähigkeit für die zuvor ge-PRIM-ten Infos. So er-SPIEL-en Sie sich also für diese drei Viertel mindestens die Note 4. Insgesamt müßten Sie sich also die Note 3 (plus/minus bis zu einer Note) er-SPIEL-en können, ohne auch nur einmal ge-PAUK-t zu haben. Was immer nach dieser Prüfungs-Simulation im Hirn »hängen« bleibt, ist WISSEN, das Sie ge-LERN-t haben. Und laut unserer Definition in Teil I bedeutet das, daß Sie diese Infos ab diesem Zeitpunkt jederzeit wieder assoziativ »anzapfen« können. Sie haben Ihr Wissen vermehrt.
TAPETEN-EFFEKT
Zwar beginnt die Vorbereitung zu Hause, aber der TAPETEN-EFFEKT entfaltet sich während der Streß-Situation . Das kann eine PRÜFUNG sein, aber auch ein schwieriges Meeting oder ein Interview, vor dem wir Angst haben. Worum geht es beim Tapeten-Effekt? Denken Sie mit: Wenn wir versuchen, uns bestimmte Informationen für eine zukünftige Situation zu merken, dann konzentrieren wir uns meist ausschließlich auf diese Fakten und »vergessen« die gesamte Umgebung. Tatsache aber ist, daß unser Gehirn Daten nicht im Vakuum speichern kann. Unser Gedächtnis hat zunächst die Funktion, uns beim Überleben zu helfen, deshalb merken wir uns die Dinge GANZHEIT-LICH. Wir können uns das so vorstellen, als gäbe es eine metaphorische TAPETE um uns herum, die wir
automatisch mit einspeichern und später mit uns nehmen. Nun gilt die Regel:
Je mehr Aspekte dieser Tapete wir in die Streß-Situation ÜBERTRAGEN (= hinübertragen), desto leichter werden die Daten wieder abrufbar, weil sie de facto an der Tapete »dranhängen«.
Wenn uns das einleuchtet (Hintergründe s. MERKBLATT Nr. 6, Seite 105ff.), müssen wir uns fragen, was wir alles zur »Tapete« machen können, damit wir uns diesen Neuro-Mechanismus (vgl. MERKBLATT Nr. 2, Seite 91f.) zunutze machen können. Gehirn-gerechtes Vorgehen heißt, vorhandene Neuro-Mechanismen aktiv zu nutzen , statt wie bei herkömmlichen Schul-Pauken vehement gegen sie zu verstoßen . Beispiele für den Tapeten-Effekt:
• KLEIDUNG: Wer zu Hause in »alten Sachen« lernt, für die Prüfung (das Job-Interview, das wichtige Meeting mit Kunden etc.) aber die »guten Kleidungsstücke« anzieht, hat einen wichtigen Aspekt der potentiellen TAPETE verspielt. Lieber das Oberteil (sei dies nun ein T-Shirt, ein Hemd oder eine Bluse) mehrmals kaufen, damit man es sowohl beim Lernen (beziehungsweise bei der Vorbereitung) als auch bei der Prüfung tragen kann!
• ARBEITSMATERIAL: Hier machen viele den nächsten Fehler – sie benutzen zu Hause »altes Zeug«
(Bleistift-Stummel, Schmierpapier, den alten Taschenrechner etc.), führen aber, wenn Sie »in die Welt hinausgehen«, neue Sachen mit. Merke : Es müssen dieselben Stifte sein (Duplikate sind ok, solange sie gleich aussehen und sich gleich anfühlen), dieselbe Art von Schmierpapier oder Blöcken, Heften etc. (lieber das »alte« Schmierpapier von zu Hause AUCH in der Streß-Situation einsetzen), der gleiche Taschenrechner, dasselbe Nachschlagewerk (falls Sie bei Übersetzungen nachschlagen dürfen) etc.
• SCHMUCK: Vieles nehmen wir »aus den Augenwinkeln«
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