Pubertät – Loslassen und Haltgeben
Räumen, Schulprojekte, Projektwochen) lassen sich der schulische Bildungs- und Erziehungsauftrag konkretisieren und zugleich die Eigenverantwortung, das Einfühlungsvermögen aller Beteiligten stärken.
Unabdingbar ist die Stärkung der pädagogischen Kompetenz der Lehrkräfte. Zum einen ist es notwendig, den Lehrkräften Hintergründe über das aggressive Verhalten von Heranwachsenden zu geben, um so den Lehrern und Lehrerinnen zu mehr Handlungssicherheit im Umgang mit Kindern und Jugendlichen zu verhelfen. Mit dem Konstanzer Trainingsmodell liegt ein vielfach erprobtes und ausgezeichnetes Programm vor, das Lehrkräften das Bedingungsgefüge für Gewalt aufzeigt, aber zugleichSchritte anbietet, wie soziale und moralische Normen und Werte überzeugend und nachhaltig im Unterricht und im Schulleben vermittelt werden können.
Andererseits geht es um die Schaffung eines sozialen und kommunikativen Miteinanders im Kollegium. Was man aus der Familientherapie längst weiß, dass sich machtorientierte, ungleiche Strukturen auf der Elternebene im Verhalten der Kinder spiegeln, sollte Eingang in die Beratung von Lehrern und Lehrerinnen finden. Ich habe in meiner Arbeit so manches Mal erlebt: Die gestörten zwischenmenschlichen Beziehungen auf der Schüler-Schüler-Ebene stellen ein Abbild des Machtgefälles auf der Lehrer-Lehrer-Ebene dar. Das Kollegium ist Vorbild. Nimmt es diese Aufgabe nicht an, darf man sich nicht wundern, wenn es zwischen den Schülern zu keinem Miteinander kommt, wenn Konkurrenz und Missgunst dominieren. Solange es an vielen Schulen – vor allem an weiterführenden – noch die wichtigen und weniger wichtigen, gar unwichtigen Fächer und eine sich daraus ableitende subjektive Einschätzung des einzelnen Lehrers gibt, solange Missgunst und Neid, aber auch «Wer bekommt den besten Stundenplan?», «Wer hat die beste Klasse?» vorherrschen, werden präventive Maßnahmen unter den Schülern kaum nachhaltige Erfolge zeitigen.
«Erziehung ist Vorbild und Liebe», hat Pestalozzi einst formuliert – und damit auf den bedeutsamen Faktor der Selbsterziehung hingewiesen.
Gerade hier hapert es: Die Kluft zwischen jenen Lehrern, die bereit sind, Erziehung als Begleitung der Heranwachsenden ins Leben zu begreifen, die Verständnis für sich, für die Kinder und Jugendlichen entwickeln, eine Erziehungspersönlichkeit darstellen zu wollen, und denjenigen, die Erziehung als Zurichtung verstehen oder den Erziehungsauftrag der Schule gar leugnen, die die Schüler als Trichter begreifen, denen so viel Stoff wie möglich einzutrichtern ist – unabhängig vom Entwicklungsstanddes Kindes oder Jugendlichen – die nur sich und ihr Fach sehen, weil ihnen der Kollege egal ist: Diese Kluft zwischen beziehungsfreundlichen und egozentrischen Kollegen und Kolleginnen wächst. Und gerade jene, für die ein Sozialtraining notwendiger denn je wäre, verweigern sich schulinternen Lehrerfortbildungen, erweisen sich über Jahre hinweg als fortbildungsresistent.
Die dritte Ebene stellt gewaltpräventive Maßnahmen mit Schülern und Schülerinnen dar. Hierzu zählen vor allem strukturelle und organisatorische Maßnahmen, die den Rahmen für ein soziales Schulklima abstecken. Neben der Vorbeugung ist aber die intervenierende Begleitung in Krisensituationen (z. B. Streitschlichtung, Aggressionsspiele, um Impulse zu kontrollieren, Konsequenzen und Wiedergutmachung bei Regelverstößen) ebenso notwendig wie die Nachbereitung bei konkreten Vorfällen (z. B. Täter-Opfer-Ausgleich). Das Projekt «FAUSTLOS» gibt diesbezüglich hervorragende Anregungen und ist eines der wenigen Projekte in der Gewaltprävention, das über Jahre erprobt ist. Für all jene, die in Kindergarten und Schule tätig sind, sei die Beschäftigung mit «FAUSTLOS» wärmstens empfohlen.
Der zentrale Ansatz von Prävention, Intervention und Nachbereitung muss sein, die Schüler und Schülerinnen bei der Lösung der Konflikte zu beteiligen, um durch das eigene Tun soziale Fähigkeiten zu stärken. Wer an den Ressourcen der Schüler und Schülerinnen ansetzt, der nimmt sie nicht nur ernst, der trägt dazu bei, dass Heranwachsende damit Verantwortung übernehmen und ihren Teil zur Verbesserung der Schulkultur beitragen. Hier liegt der Ansatz des Projekts
« Konflikt-Kultur »
, das an vielen Schulen mit großem Erfolg umgesetzt worden ist.
Vergleicht man alle Vorhaben – und es gibt in der Zwischenzeit eine ganze Reihe von präventiven und intervenierenden
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