Pubertät – Loslassen und Haltgeben
Raum.
Nicht der Sachkonflikt – das Unpünktlichsein – steht im Mittelpunkt dieser Auseinandersetzung, sondern eine «Beziehungskiste». Die Mutter greift ihre Tochter direkt an. Diese empfindet den Satz «Das ist unmöglich!» als «Du bist unmöglich!». RebeccasMutter ist verzweifelt: «Aber wie kann ich vermeiden, dass es ständig zu diesen Auseinandersetzungen kommt?»
Die Zauberformel lautet: Formulieren Sie Ich-Botschaften. Lernen Sie, sich so auszudrücken: «Ich finde es nicht in Ordnung, wenn du länger als abgesprochen wegbleibst. Ich mache mir dann wirklich Sorgen.» Sind vorher Absprachen getroffen worden, dann könnte so fortgesetzt werden: «Wir hatten abgesprochen, dass du anrufst, wenn etwas dazwischengekommen ist. Und ich hatte gesagt, dass du morgen deine Freundin nicht besuchen kannst, wenn du das nicht machst. Und du warst damit einverstanden.»
Ich-Botschaften haben folgende Eigenheiten:
Eine Person artikuliert ihren Standpunkt. Sie beschreibt die Situation, wie sie sie sieht, spricht ihre Gefühle an.
Sie beschuldigt die andere Person weder direkt noch indirekt, trennt somit die Sache von der Beziehung.
Gestik, Mimik, Stimme und Sinn der Worte stimmen überein.
Mir fällt auf, dass viele Eltern Ich-Botschaften missbrauchen und darin versteckte Anklagen unterbringen oder dass sie mit ihren Pubertierenden in einen «Therapeutischen Dialog» verfallen.
Wenn jemand dem Heranwachsenden mit sanfter Stimme und freundlichem Blick ein «Ich bin wütend, weil du zu spät kommst» hinsäuselt, dann sendet er eine doppelte Botschaft. «Ich bin ganz traurig, wenn du das machst», klagt eine Mutter mit Tremolo in der Stimme ihre Tochter an, die zum wiederholten Mal ihre Freundin besucht und nicht ihre Hausaufgaben macht, obwohl sie schlechte schulische Leistungen aufweist. Hier stimmen Ton, Körperhaltung und Mimik nicht überein. Die Traurigkeit, die Betroffenheit, wirkt aufgesetzt, eine versteckte Anklage ist eingebaut, mit Liebesentzug wird gedroht.
Spüren Pubertierende, dass ihre Eltern unklar bleiben, fühlen sie, wie man sie unter Druck setzt, dann revoltieren sie und lassen ihre Eltern auflaufen. Bedenken Sie: Ein gutes Gespräch gelingt nicht immer. Vieles hängt von der Tagesform ab. Manchmal ist man schlecht drauf, ein anderes Mal verpasst man den richtigen Zeitpunkt zum Gespräch, oder man rutscht wieder in altgewohnte Formen der Schuldzuweisung und Besserwisserei. So etwas kann passieren!
Deshalb: Legen Sie nicht Ihre ganze persönliche Energie in die Vermeidung von Fehlern. Es ist ebenso produktiv wie spannend, sich so zu akzeptieren, wie man ist. Wer sich und seine Fehler annimmt, der kann auch Pubertierende mit ihren Fehlern annehmen. Und für Jugendliche ist es ermutigend, mit Menschen aus Fleisch und Blut zusammenzuleben und nicht mit pädagogischen Obergurus, die alles wissen und können und die die Schuld, sollte das Erziehungsprogramm nicht funktionieren, niemals bei sich, sondern grundsätzlich beim Pubertierenden suchen. Nach dem Motto: Wenn du nicht so böse wärst, dann könnte ich auch gut sein!
Viele Eltern können besser mit Pubertierenden reden, als sie glauben, weil sie intuitiv einige Grundsätze für Streitgespräche beherzigen:
Heranwachsende wollen als Person mit einer eigenen Meinung akzeptiert und respektiert werden. Bringen Sie ihnen Achtung und Respekt entgegen! Geben Sie ihnen das Gefühl, jederzeit mit Problemen und Sorgen zu Ihnen kommen zu können.
Gespräche – gerade Auseinandersetzungen über Konflikte – brauchen Zeit und eine angenehme Atmosphäre. Sollte ein Gespräch in hitzigem Streit und gegenseitigen Vorwürfen enden, nehmen Sie sich eine Auszeit, unterbrechen Sie das Gespräch, und kommen Sie nach einiger Zeit, in der man zurRuhe gekommen ist, wieder zusammen. Akzeptieren Sie dieses Handeln auch beim Pubertierenden!
Gerade bei einem Konflikt- und Streitgespräch geht es um zukunftsorientierte Anregungen, um Lösungen und nicht darum, in der Vergangenheit zu wühlen. Dies führt allzu häufig nur dazu, sich gegenseitig Schuldvorwürfe zu machen oder sich gegenseitig die Rolle des Sündenbocks zuzuweisen.
Bleiben Sie im Gespräch bei sich: Reden Sie nicht wie ein Jugendlicher, gleiten Sie nicht in autoritäres Gehabe ab. So sind Sie kein Vorbild, erzeugen höchstens Widerstand, der in einem Machtkampf endet.
Nehmen Sie sich zurück, wenn der Pubertierende redet, hören Sie aktiv und kritisch zu. Lassen Sie ihn ausreden, auch wenn
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