Pubertät – Loslassen und Haltgeben
er Meinungen äußert, die Sie nicht teilen. Fassen Sie – wenn nötig – seine Ansichten mit eigenen Worten zusammen, um zu überprüfen, ob Sie ihn verstanden haben.
Halten Sie sich mit langatmigen Vorträgen zurück, unterlassen Sie moralische Belehrungen («Das macht man nicht!»), spielen Sie Probleme nicht ständig herunter («Das ist halb so wild!»), drücken Sie aber auch Ihre Gefühle aus (z. B. «Ich bin verärgert …», «Ich bin verletzt …»), wenn es nötig ist. Sprechen Sie in Ich-Botschaften, missbrauchen Sie diese aber nicht, um den Heranwachsenden unter Druck zu setzen!
Wenn Ihre Meinung gefragt ist, dann seien Sie aufrichtig, nennen die Dinge beim Namen, auch wenn Ihr Kind anderer Meinung ist. Bedenken Sie: Heranwachsende wollen sich orientieren, dazu bedarf es der Reibung und der Auseinandersetzung.
Stellen Sie Fragen, die Heranwachsende zum Sprechen bringen, die Meinungen hervorlocken, die Interesse an ihrer Person, ihrem Denken, ihren Gefühlen, ihren Intentionen zeigen.
Sprechen Sie konkretes Verhalten und Handeln an, unterlassen Sie Verallgemeinerungen. Vor allem: Bleiben Sie beim Thema!
Bedenken Sie: Gerade Streit- und Konfliktgespräche gelingen nicht immer. Sind Sie über das Ziel hinausgeschossen, dann entschuldigen Sie sich beim Gesprächspartner – aber ehrlich gemeint und nicht, weil «man» es macht. Gelingt Ihnen ein konstruktives Gespräch, so genießen Sie das Gefühl und denken darüber nach, warum es gelungen ist, und beherzigen dann den Grundsatz: Tue mehr von dem, was funktioniert!
Wie man Konfliktgespräche führt
Befragt man Eltern, dann nennen sie immer wiederkehrende Themen, die zum Anlass von Konflikten werden:
die Unordentlichkeit in den Zimmern der Jugendlichen bzw. deren Neigung, die Schlamperei auf den ganzen Wohnbereich auszudehnen,
die fehlende Mithilfe im Haushalt bzw. die Nichterledigung von vereinbarten häuslichen Pflichten,
die Ausgehzeiten am Nachmittag und am Abend,
die Freizeitwünsche bzw. -gestaltung ,
die Freunde und Freundinnen, die die Jugendlichen von ihrem Elternhaus entfernen und die möglicherweise einen problematischen Einfluss haben,
Kleidung, Haarschnitt, Aussehen, die extrem übertriebene oder die nachlässige Körperpflege,
Schule, vor allem Hausaufgaben und Leistungsverhalten, die außerschulische Ausbildung,
Rauchen, Alkohol, Drogen.
Weil diese Auseinandersetzungen so alltäglich sind, ist es im Grunde höchst verwunderlich, dass sie schnell ins Grundsätzlich-Allgemeine abgleiten und nicht selten in wortgewaltigen Ausbrüchen und beleidigter Sprachlosigkeit enden.
Das muss nicht sein, auch wenn es keine Patentrezepte für Krisen- und Konfliktgespräche gibt. Deren Verlauf hängt nicht allein vom guten Willen aller Beteiligten, sondern häufiger und ganz banal von der Tagesform ab: Ist man gut drauf, geht alles wie von selbst. Ist einem eine Laus über die Leber gelaufen, fällt ein Reizwort, kann es schnell zur Eskalation kommen. Aber es gibt einige Grundsätze, die dazu beitragen können, Konflikt- und Krisengespräche nicht ins Gefühlschaos oder in den Beziehungsclinch abgleiten zu lassen.
Solche Gespräche brauchen Zeit. Meist will man in einer Krisensituation ein Problem lösen, sich über etwas auseinandersetzen. Unter Anspannung und Stress kommt kein Ergebnis heraus. Aus-einander-setzen – dies wird von den Beteiligten häufig nicht praktiziert, sondern die Beteiligten bleiben in der Hitze des Wortgefechts zusammen. Solche Nähe ist kontraproduktiv und lässt Chancen für Lösungen nicht zu, weil man sich verhakt oder verklebt hat. Lösung – dieses Wort ist zunächst wörtlich zu nehmen: Wenn man nicht weiterkommt, besteht die Gefahr, vom Hundertsten ins Tausendste zu springen. Es ist dann nicht mehr möglich, konstruktiv zu sein. Dann heißt es, sich erst mal räumlich zu trennen. Sie sollten sich Distanz zumuten und möglichst am gleichen Tag einen neuen Anlauf unternehmen – beruhigt, bereit, den anderen anzuhören, sich in ihn hineinzuversetzen.
Konfliktgespräche scheitern oft, weil sie rückwärtsgewandt sind. Das heißt, man hält nach Ursachen und Schuldigen Ausschau, anstatt sich intensiver um die Lösungen zu bemühen. Lösungen liegen manchmal näher, als viele meinen, denn in fast allen Familien gibt es Zaubertage. Das sind Ausnahmen, an denen alles optimal läuft. Hier können Sie nach den Gründensuchen. Eltern sollten freilich bedenken: Verlangen Sie nicht die sofortige Einsicht Ihres Kindes.
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