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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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ehrlich gesagt ganz ritterlich und habe angeboten, ihren Koffer zu tragen. So kamen wir ins Gespräch, eins führte zum anderen …«
    Hadley grinst. »Und seitdem trägt er immer meinen Koffer.«
    »Das würde jeder echte Gentleman tun«, sagt Oliver mit übertriebener Bescheidenheit.
    »Vor allem die ganz ritterlichen.«
    Der alten Dame scheint das zu gefallen, ihr Gesicht wird zu einer Landkarte aus winzigen Fältchen. »Und jetzt sitzt ihr beide hier.«
    Oliver lächelt. »Und jetzt sitzen wir hier.«
    Hadley wird von einem machtvollen Wunsch überrascht, der in ihr aufsteigt: Dass dies alles wahr wäre. Nicht bloß eine Geschichte. Sondern ihre Geschichte.
    Doch dann dreht er sich wieder zu ihr um, und der Zauber ist gebrochen. Seine Augen glänzen geradezu vor Heiterkeit, und er will anscheinend sichergehen, dass sie es genauso witzig findet. Hadley kriegt ein kleines Lächeln zu Stande, ehe er sich wieder der Dame zuwendet, die inzwischen angefangen hat zu erzählen, wie sie ihren Mann kennengelernt hat.
    Solche Sachen passieren nicht einfach so , denkt Hadley. Nicht in Wirklichkeit. Nicht ihr.
    »… und unser Jüngster ist zweiundvierzig«, sagt die alte Dame gerade zu Oliver. Am Hals hängt ihre Haut in losen Falten herab, die beim Sprechen wie Wackelpudding zittern, und unwillkürlich fasst Hadley sich selbst an den Hals, fährt sich mit Daumen und Zeigefinger über die Kehle. »Und im August sind wir seit zweiundfünfzig Jahren verheiratet.«
    »Wow«, sagt Oliver. »Das ist ja unglaublich.«
    »Unglaublich würde ich nicht sagen«, widerspricht die Dame augenzwinkernd. »Wenn man den richtigen Menschen findet, ist es ganz einfach.«
    Im Gang gehen jetzt nur noch die Flugbegleiterinnen auf und ab, um das Anschnallen zu kontrollieren, und die Dame zieht ein Wasserfläschchen aus ihrer Tasche und hat in der faltigen Handfläche eine Schlaftablette liegen.
    »Wenn man sie hinter sich hat«, sagt sie, »können einem zweiundfünfzig Jahre wie zweiundfünfzig Minuten vorkommen.« Sie legt den Kopf in den Nacken und schluckt die Tablette. »So wie einem ein Sieben-Stunden-Flug wie ein ganzes Leben vorkommen kann, wenn man jung und verliebt ist.«
    Oliver schlägt sich auf die Knie, die gegen die Rückenlehne vor ihm stoßen. »Das will ich nicht hoffen«, scherzt er, aber die Dame lächelt nur.
    »Ich zweifle nicht daran«, sagt sie, stopft sich einen gelben Stöpsel ins Ohr, wiederholt die Vorkehrung auf der anderen Seite. »Schönen Flug wünsche ich.«
    »Ihnen auch«, sagt Hadley, aber der Kopf der Dame ist schon zur Seite gekippt, und im Handumdrehen fängt sie an zu schnarchen.
    Unter ihren Füßen vibriert die Maschine, als die Triebwerke anspringen. Eine Flugbegleiterin erinnert sie über Lautsprecher daran, dass Rauchen nicht erlaubt sei, und dass alle auf ihren Plätzen bleiben sollen, bis der Flugkapitän das Anschnallzeichen gelöscht hat. Eine zweite demonstriert den richtigen Gebrauch der Rettungswesten und Sauerstoffmasken. Ihre Worte klingen wie eine Litanei, leer und mechanisch, und der weitaus größte Teil der Passagiere ignoriert sie, schaut in Zeitungen und Magazine, schlägt Bücher auf und stellt Handys ab.
    Hadley schnappt sich die laminierten Sicherheitshinweise aus der Sitztasche vor ihr und betrachtet mit gerunzelter Stirn die Comicgestalten, die anscheinend mit Begeisterung aus einer Reihe notgelandeter Comicflugzeuge entkommen. Neben ihr unterdrückt Oliver ein Lachen, und sie blickt auf.
    »Was?«
    »Ich habe noch nie gesehen, dass jemand diese Dinger tatsächlich liest.«
    »Na dann«, sagt sie, »hast du ja großes Glück, dass du neben mir sitzt.«
    »So ganz allgemein?«
    Sie grinst. »Und besonders, wenn es einen Notfall geben sollte.«
    »Klar«, sagt er. »Jetzt fühle ich mich unglaublich sicher. Wenn mein Klapptisch mich bei der Notlandung k.o. schlägt, kann ich es kaum erwarten, wie du mit deinen eins sechzig mich nach draußen schleppst.«
    Ihre Miene verdüstert sich. »Darüber macht man keine Witze.«
    »Tut mir leid.« Er rückt etwas näher und legt ihr eine Hand aufs Knie, eine so unbewusste Geste, dass er sie gar nicht zu bemerken scheint, bis Hadley erstaunt nach unten schaut, wo seine warme Handfläche auf ihrem nackten Bein liegt. Er zieht sie abrupt wieder weg, wirkt selbst ein bisschen verblüfft und schüttelt den Kopf. »Der Flug wird ganz ruhig werden. War nicht so gemeint.«
    »Schon okay«, sagt sie leise. »Normalerweise bin ich nicht ganz so

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