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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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pünktlich schaffen. Wo findet die Hochzeit statt?«
    Hadley beugt sich vor und holt den Dickensroman wieder aus dem Rucksack, lässt die Einladung zwischen den hinteren Seiten herausgleiten, wo sie sicher verstaut war. »Im Kensington Arms Hotel«, sagt sie. »Klingt piekfein.«
    Oliver beugt sich herüber und studiert die elegant geschwungenen Buchstaben auf dem cremefarbenen Karton. »Das ist der Empfang«, sagt er und zeigt auf die Worte darüber. »Der Gottesdienst ist in der St. Barnabas Church.«
    »Ist das in der Nähe?«
    »Von Heathrow?« Er schüttelt den Kopf. »Nicht direkt. Aber nichts ist in der Nähe von Heathrow. Wenn du dich beeilst, sollte es klappen.«
    »Wo ist denn deine?«
    Sein Kiefer verspannt sich. »Paddington.«
    »Wo ist das?«
    »Nicht weit von meinem Elternhaus«, sagt er. »West-London.«
    »Klingt doch ganz nett«, sagt sie probehalber, aber er lächelt nicht.
    »Es ist die Kirche, wo wir als Kinder immer hingegangen sind«, sagt er. »Ich bin ewig nicht mehr da gewesen. Ich habe immer Ärger gekriegt, weil ich auf die Marienstatue geklettert bin, die davor steht.«
    »Süß«, sagt Hadley, steckt die Einladung wieder ins Buch und klappt es dann etwas zu fest zu, weshalb Oliver zusammenzuckt. Er sieht zu, wie sie es wieder in den Rucksack steckt.
    »Und du willst es ihm also immer noch zurückgeben?«
    »Ich weiß nicht«, sagt sie wahrheitsgemäß. »Wahrscheinlich.«
    Er überlegt einen Augenblick. »Wartest du wenigstens bis nach der Hochzeit?«
    Das hatte Hadley eigentlich nicht geplant. In Wahrheit hatte sie schon vor sich gesehen, wie sie direkt vorm Gottesdienst auf ihn zu marschiert und es ihm in rebellischem Triumph in die Hand drückt. Es war das Einzige, was er ihr seit seinem Weggang geschenkt hatte – ihr wirklich gegeben hatte. Nicht ein Geschenk per Post zu Weihnachten oder zum Geburtstag, sondern eigenhändig überreicht – und die Vorstellung, es einfach so zurückzugeben, hatte etwas Befriedigendes. Wenn sie schon an dieser bescheuerten Hochzeit teilnehmen musste, dann auf ihre Weise.
    Aber jetzt schaut Oliver sie so ernst und hoffnungsvoll an, dass ihr ein wenig unbehaglich wird. Ihre Stimme schwankt bei der Antwort. »Ich überlege es mir«, sagt sie und fügt noch hinzu: »Wahrscheinlich komme ich sowieso nicht pünktlich.«
    Ihre Augen schweifen zum Fenster, um zu sehen, wie lange es noch dauert, und Hadley unterdrückt eine Panikwelle, nicht so sehr wegen der Landung selbst, sondern wegen all dessen, was damit anfängt und endet. Draußen kommt der Boden herangerast, will sich wieder mit ihnen vereinen, und alles – die ganzen verschwommenen Formen da unten – wird plötzlich klar, die Kirchen und Zäune und Schnellimbisse, sogar die verstreuten Schafe auf einer einzelnen Weide, und sie sieht, wie alles näher kommt, umklammert fest ihren Gurt, macht sich gefasst, als sei Ankommen kaum besser als Abstürzen.
    Die Räder setzen mit einem Hüpfer und dann noch einem auf dem Boden auf, ehe das Flugzeug fest auf die Landebahn gedrückt wird und sie vorwärtsschießen wie ein Korken aus der Champagnerflasche, um sie nichts als Wind und das Rauschen der Düsen – eine so starke Kraft, dass Hadley sich fragt, ob sie überhaupt werden anhalten können. Aber sie kommen zum Stehen, natürlich kommen sie zum Stehen, und alles wird wieder still. Nachdem sie fast sieben Stunden lang mit beinahe achthundert Stundenkilometern geflogen sind, kriechen sie jetzt gemächlich wie ein Pferdefuhrwerk auf den Flugsteig zu.
    Ihre Landebahn trifft mit anderen zusammen, wie in einem riesigen Labyrinth, und wird schließlich von einer riesigen Asphaltfläche verschluckt, die sich dehnt, so weit Hadleys Auge reicht, unterbrochen nur von Funktürmen, Reihen von Flugzeugen und dem mächtigen Terminal, das freudlos unter dem tief hängenden grauen Himmel hockt. Das also ist London , denkt sie. Sie hat Oliver immer noch den Rücken zugewandt, sie klebt förmlich am Fenster, von einer unsichtbaren Kraft gehalten, kann sich nicht umdrehen und ihn ansehen, sie weiß auch nicht warum.
    Als sie sich dem Flugsteig nähern, sieht sie die Gangway, die sich zu ihnen ausstreckt, und die Maschine rollt elegant in Position, dockt mit einem nur leichten Zittern an. Doch selbst als sie stillstehen, als die Triebwerke ausgehen und die Anschnallanzeigen mit einem Ping verlöschen, rührt Hadley sich nicht. Hinter ihr steigert sich die allgemeine Geräuschkulisse, als die übrigen Passagiere

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