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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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Oliver anschaut, fragt sie sich, ob sie das nicht völlig falsch gesehen hat. Vielleicht gab es in Wirklichkeit auf der ganzen Welt niemanden, den sie so gern mochte , niemanden, mit dem sie sich so wohl und sicher fühlte, dass sie ihn bei diesem gefürchteten Ereignis, diesem unerfreulichen Meilenstein ihres Lebens dabeihaben wollte. Ein flüchtiges Bild überrascht sie: Oliver im Smoking an der Tür eines Speisesaals, und so lächerlich das auch ist – für die Hochzeit ist gar keine Abendgarderobe gefordert –, lässt der Gedanke daran doch ihren Magen flattern. Sie schluckt heftig und zwinkert das Bild weg.
    Neben ihr schaut Oliver zur alten Dame, die immer noch unregelmäßig schnarcht und deren Mund hin und wieder zuckt.
    »Ehrlich gesagt muss ich mal aufs Klo«, gesteht er, und Hadley nickt.
    »Ich auch. Wir können uns bestimmt an ihr vorbeiquetschen.«
    Er löst seinen Gurt und steht etwas ruckartig auf, stößt dabei gegen die Lehne des Vordersitzes und kassiert einen bösen Blick von der Frau, die dort sitzt. Hadley schaut zu, wie Oliver sich an der alten Dame vorbeizuwinden versucht, ohne sie zu wecken, und als sie es beide in den Gang geschafft haben, folgt sie ihm in den hinteren Teil der Kabine. Eine gelangweilte Flugbegleiterin auf dem Notsitz am Ende des Ganges schaut von ihrer Zeitschrift auf, als sie vorbeigehen.
    Das »Besetzt«-Licht leuchtet über beiden Toilettentüren, also bleiben Hadley und Oliver an der engen Stelle vor den Türen stehen. Sie stehen so dicht beieinander, dass sie den Stoff seines Hemdes riechen kann und den Whiskeyduft seines Atems; nicht so dicht, dass sie sich tatsächlich berühren, aber die Härchen an seinem Arm kitzeln sie, und wieder packt sie das plötzliche Verlangen, nach seiner Hand zu greifen.
    Sie hebt das Kinn und merkt, dass er sie mit dem gleichen Ausdruck anschaut wie vorhin, als sie an seiner Schulter aufgewacht ist. Keiner von beiden rührt sich, keiner spricht. Sie stehen einfach im Dunkeln und schauen einander an, während die Triebwerke unter ihren Füßen brummen. Ihr kommt der – unmögliche, unwahrscheinliche – Gedanke, dass er sie gleich küssen wird, und sie kommt ihm ein winziges Stück näher, während ihr Herz in der Brust umherhüpft. Seine Hand streift ihre, und Hadley spürt es wie einen Stromstoß, der ihr direkt ins Rückgrat fährt. Zu ihrer Überraschung zieht Oliver die Hand nicht weg: Stattdessen legt er seine Hand in ihre, als wollte er bei ihr andocken, und zieht dann sanft, holt sie näher heran.
    Sie hat das Gefühl, als wären sie völlig allein – kein Kapitän, keine Besatzung, keine Reihen voller Passagiere, die sich durchs ganze Flugzeug erstrecken – und Hadley holt tief Luft, legt den Kopf nach hinten und schaut zu ihm auf. Doch da wird hinter ihnen plötzlich eine Toilettentür aufgestoßen und lässt einen zu hellen Lichtkeil auf sie fallen. Ein kleiner Junge kommt heraus, dem ein langer Streifen Toilettenpapier unter einem seiner roten Schuhe klebt. Und auf einmal ist der Augenblick vorüber.

7
    4:02
    EASTERN STANDARD TIME
    9:02
    GREENWICH MEAN TIME
    Hadley wacht plötzlich auf – sie hat gar nicht mitbekommen, dass sie noch einmal eingeschlafen ist. In der Kabine ist es noch ziemlich dunkel, doch die verschlossenen Fenster sind an den Rändern schon von Tageslicht erhellt, und überall beginnen die Menschen sich zu regen, gähnen und strecken sich, reichen Tabletts mit gummiartigem Rührei mit Schinken durch die Reihen zurück zu den Flugbegleiterinnen, die nach so einem langen Flug unfassbar frisch und faltenfrei wirken.
    Diesmal liegt Olivers Kopf auf ihrer Schulter und nagelt Hadley fest. Ihr Versuch, sich nicht zu rühren, führt allerdings zu einer Art Krampf, der ihren Arm zucken lässt, und er schreckt heftig hoch.
    »Entschuldige«, sagen sie beide gleichzeitig, und dann wiederholt Hadley: »Entschuldige.«
    Oliver reibt sich die Augen, wie ein Kind, das aus einem schlimmen Traum erwacht, und blinzelt sie dann an, starrt einen Augenblick zu lange hin. Hadley versucht es nicht persönlich zu nehmen, aber sie weiß, wie schrecklich sie heute Morgen aussehen muss. Als sie vorhin in der winzigen Toilette in den noch winzigeren Spiegel geschaut hat, war sie überrascht, wie bleich sie war, wie verquollen ihre Augen von der abgestandenen Luft und der Höhe.
    Sie hatte ihr Spiegelbild mit zusammengekniffenen Augen betrachtet und sich gewundert, dass Oliver sich überhaupt mit ihr abgab. Normalerweise

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