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Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)

Titel: Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer E. Smith
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Meilen weg.
    Hadley hat keine Ahnung, ob Paddington eine Stadt ist oder ein Londoner Viertel oder gar nur eine Straße. Sie weiß nur, dass Oliver dort wohnt, und sie kneift die Augen zu und versucht sich zu erinnern, was er im Flugzeug gesagt hat. Jemand nimmt ihr den Spiegel aus den feuchten Händen, und blind folgt sie dem Zeigefinger der Fotografin zu einem Fleckchen Rasen, wo sie gehorsam Aufstellung nimmt, während die anderen sich um sie gruppieren.
    Als man sie zum Lächeln auffordert, zwingt sie ihre Lippen in eine Form, die hoffentlich danach aussieht. Doch ihre Augen brennen von der Anstrengung, die Gedanken zu ordnen, sie sieht nur Oliver am Flughafen vor sich, den Anzug über die Schulter gehängt.
    Hatte er eigentlich je wirklich gesagt, dass er zu einer Hochzeit ging?
    Die Kamera klickt und surrt, die Fotografin arrangiert die Gruppe in verschiedenen Kombinationen: die ganze Gruppe, dann nur die Frauen und nur die Männer, verschiedene Variationen der engeren Familie – die unangenehmste davon platziert Hadley zwischen ihrem Vater und ihrer neuen Stiefmutter. Sie bekommt kaum mit, wie sie von einem Platz zum nächsten rückt, aber irgendwie ist sie doch die ganze Zeit da, und ihr Lächeln strahlt so falsch, dass ihr die Wangen schmerzen, während ihr Herz sinkt wie ein Stein im Wasser.
    Er ist es , denkt sie beim Kamerablitz. Es ist Olivers Vater.
    Natürlich weiß sie nichts Sicheres, aber sobald sie es in Worte fasst, die namenlosen Gedanken in ihrem Kopf formuliert, ist sie plötzlich überzeugt, dass es stimmen muss.
    »Dad«, sagt sie leise, und er bewegt neben ihr ganz leicht den Kopf, ohne sein Lächeln zu verändern.
    »Ja?«, fragt er durch die Zähne.
    Charlottes Augen gleiten in ihre Richtung, dann wieder zur Kameralinse.
    »Ich muss weg.«
    Diesmal sieht Dad zu ihr herüber, und die Fotografin richtet sich mit tadelnder Miene auf. »Sie müssen stillhalten.«
    »Nur einen Augenblick«, sagt er und hebt den Finger. Er fragt Hadley: »Weg? Wohin?«
    Jetzt schauen sie alle an: Die Floristin, die versucht, die Sträuße am Welken zu hindern, die übrigen Brautjungfern, die das Familienfoto vom Rand beobachten, die Assistentin der Fotografin mit ihrem Klemmbrett. Irgendein Baby schreit kurz auf, und Tauben flattern von der Heiligenstatue. Alle schauen zu ihr hin, aber Hadley ist das egal. Denn die Möglichkeit, dass Oliver – der den halben Flug zuhören musste, wie sie über diese Hochzeit jammerte, als sei es eine Tragödie ersten Ranges – sich in genau diesem Moment auf das Begräbnis seines Vaters vorbereitet haben könnte, ist fast nicht zu ertragen.
    Niemand hier wird sie verstehen, das ist ihr klar. Sie weiß nicht mal, ob sie selbst es richtig versteht. Doch ihr Entschluss steht fest und nichts und niemand kann sie davon abbringen. Jedes Mal, wenn sie die Augen schließt, ist er wieder da: Oliver, der ihr die Geschichte vom Nachtlicht erzählt, der Blick fern, die Stimme hohl.
    »Es ist bloß …«, fängt sie an, bricht dann wieder ab. »Ich muss etwas erledigen.«
    Dad hebt beide Hände und sieht sich um, kann offenbar nicht begreifen, was das soll. »Jetzt?«, fragt er mit gepresster Stimme. »Was kannst du denn wohl in genau diesem Augenblick zu erledigen haben? In London ?«
    Charlotte beobachtet sie beide mit offenem Mund.
    »Bitte, Dad«, sagt sie mit leiser Stimme. »Es ist wichtig.«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich glaube nicht …«
    »Ich schwöre, dass ich zum Empfang wieder da bin«, sagt sie im Gehen. »Und ich habe mein Handy dabei.«
    »Wo willst du überhaupt hin ?«
    »Ich komme schon klar«, sagt sie und weicht weiter zurück, obwohl ihr Vater sicher nicht auf so eine Antwort gewartet hat. Sie winkt kurz, als sie die Kirchentür erreicht. Alle beäugen sie immer noch, als hätte sie den Verstand verloren, hat sie vielleicht auch, aber sie muss es jetzt einfach wissen. Sie greift zur Klinke und wagt einen letzten Blick auf Dad, der wütend wirkt. Er hat die Hände in die Hüften gestemmt und die Stirn in tiefe Falten gelegt. Noch einmal winkt sie, dann tritt sie hinein und lässt die Tür hinter sich zufallen.
    Die Stille im Kircheninneren ist schockierend, Hadley lehnt sich an den kühlen Stein und wartet, ob jemand – Dad oder Charlotte, die Hochzeitsplanerin oder eine Meute Brautjungfern – hinter ihr herkommt. Doch niemand erscheint, und sie vermutet, das liegt nicht daran, dass Dad sie versteht. Wie sollte er auch? Viel wahrscheinlicher ist, dass er

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