Punktlandung in Sachen Liebe (German Edition)
Kinderzeitschrift und war sehr zufrieden mit ihren Fortschritten, obwohl Hadley ihr verraten hatte, es sei für Achtjährige gedacht. Der Zahnarzt strich sich den Kittel glatt und kam ins Wartezimmer.
»Ich bin Dr. Doyle«, sagte er und schüttelte Hadley die Hand, ohne den Blick von Mom zu wenden, die mit abwesendem Lächeln aufblickte.
»Kate«, sagte Mom. »Und das ist Hadley.«
Nachdem er ihr eine Füllung gemacht hatte, begleitete Dr. Doyle Hadley hinaus ins Wartezimmer, was ihr alter Zahnarzt nie getan hatte.
»Und?«, fragte Mom. »Wie war’s? Kriegt sie einen Lutscher, weil sie so tapfer war?«
»Ähm, wir wollen hier eigentlich niemanden zum Zuckerkonsum animieren …«
»Schon klar«, sagte Hadley und sah ihre Mutter streng an. »Sie macht bloß Witze.«
»Also, vielen Dank, Doktor«, sagte Mom, warf sich ihre Handtasche über die Schulter und legte den Arm um Hadley. »Ich hoffe, wir sehen uns nicht so bald wieder.«
Er sah schwer getroffen aus, bis Mom ihn etwas zu breit angrinste.
»Jedenfalls nicht, wenn wir regelmäßig putzen und immer schön Zahnseide benutzen, stimmt’s?«
»Stimmt«, sagte er mit schwachem Lächeln und schaute ihnen nach.
Monate später – nachdem die Scheidungspapiere eingereicht worden waren, nachdem Mom wieder so etwas wie eine Alltagsroutine entwickelt hatte, nachdem Hadley wieder einmal nachts von Zahnschmerzen geweckt worden war – hatte Dr. Harrison Doyle endlich den Mut aufgebracht, Mom zum Abendessen einzuladen. Schon beim ersten Mal hatte Hadley es gewusst: Es lag daran, wie er sie anschaute, so voller Hoffnung, was die Sorgen, die Hadley ständig mit sich herumtrug, irgendwie leichter machte.
Harrison erwies sich als ebenso zuverlässig, wie Dad ruhelos war, so bodenständig wie Dad verträumt. Er war genau das, was sie brauchten. Er kam nicht mit großem Trara in ihr Leben gestürmt, sondern mit stiller Entschlossenheit, ein Essen folgte dem anderen, ein Kinofilm dem nächsten, er schlich monatelang auf Zehenspitzen um sie beide herum, bis sie endlich bereit waren, ihn hereinzulassen. Und dann schien es so, als sei er immer schon da gewesen. Man konnte sich fast nicht mehr vorstellen, wie der Küchentisch ausgesehen hatte, als Dad ihnen gegenübersaß, und für Hadley – ständig hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, sich zu erinnern, und dem Wunsch, zu vergessen – verstärkte es die Illusion, dass sie vorankamen.
Eines Abends, ungefähr acht Monate nach dem ersten gemeinsamen Essen von Mom und Dr. Doyle, öffnete Hadley die Haustür und sah ihn auf der Veranda hin und her stiefeln.
»Hey«, sagte sie und drückte die Fliegengittertür auf. »Hat sie dir nicht erzählt, dass sie heute Abend ihren Leseklub hat?«
Er kam herein, nicht ohne sich sorgfältig die Schuhe abzutreten. »Ehrlich gesagt wollte ich dich sprechen«, sagte er und schob die Hände in die Hosentaschen. »Ich wollte dich wegen einer Sache um Erlaubnis bitten.«
Hadley war ziemlich sicher, dass sie noch nie ein Erwachsener wegen irgendetwas um Erlaubnis gebeten hatte, und schaute ihn interessiert an.
»Wenn du nichts dagegen hast«, sagte er mit leuchtenden Augen hinter den Brillengläsern, »würde ich deine Mutter wirklich gerne heiraten.«
Das war das erste Mal. Und als Mom Nein sagte, versuchte er es einfach ein paar Monate später wieder. Und als sie wieder Nein sagte, wartete er weiter.
Beim dritten Versuch war Hadley dabei: Sie saß unbequem am Rand der Picknickdecke, als er vor Mom auf ein Knie sank und das Streichquartett, das er angeheuert hatte, leise im Hintergrund zu spielen begann. Mom wurde bleich und schüttelte den Kopf, aber Harrison lächelte nur, als wäre das alles ein aufwendiger Witz, in den er natürlich eingeweiht war.
»Habe ich mir irgendwie schon gedacht«, sagte er, ließ die Schachtel mit dem Ring zuschnappen und steckte sie in die Tasche. Er zuckte die Achseln in Richtung des Streichquartetts, und sie spielten weiter, als er sich auf der Decke niederließ. Mom rutschte dichter an ihn heran, und Harrison schüttelte bedauernd das Haupt.
»Ich schwöre dir«, sagte er, »ich werde dich noch mürbemachen.«
Mom lächelte. »Das will ich hoffen.«
Hadley fand das alles komplett verwirrend. Es sah so aus, als wollte Mom ihn heiraten und gleichzeitig auch nicht, so als ob sie wüsste, dass es eigentlich das Richtige war, aber irgendwas sie zurückhielt.
»Es ist doch nicht wegen Dad, oder?«, hatte Hadley später gefragt, und Mom hatte
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