Puppen
nehmen?
Der Urrythaner sang auch weiterhin, während er am Boden lag und aus trüben Augen ins Leere starrte. Paris schauderte erneut. Irgend etwas ging hier nicht mit rechten Dingen zu.
Wieso waren die Bewohner dieses Planeten bereit, für die Eine Stimme ihr eigenes Selbst aufzugeben?
Der Pilot trat Ambiana-Blumen beiseite, als er sich dem Altar näherte. Erneut erschien Kes an seiner Seite, so leichtfüßig und leise, daß er sie gar nicht gehört hatte. Sie griff in einen Beutel an ihrem Gürtel und holte eine Dosis des Gegenmittels daraus hervor. Paris hoffte inständig, daß es auch bei Kayla wirkte.
Als sich Kes vorbeugte, um der reglosen jungen Bajoranerin das Serum zu verabreichen, erklang eine fast schrille Stimme hinter ihnen: »Nein!«
Sie drehten sich beide um und beobachteten, wie eine
seltsame Gruppe etwa dreißig Meter entfernt aus einem
unterirdischen Gewölbe kam. Kes zögerte, den Injektor mit dem Gegenmittel in der einen Hand. Paris starrte wortlos.
Plötzlich öffnete sich der Boden, und Geräusche wogten ihnen entgegen, ließen für alles andere keinen Platz.
15
Tuvok kam auf dem kalten Steinboden zu sich, kurz nachdem im Haupttunnel der tiefe Spalt entstanden war. Er erinnerte sich daran, in den Nebengang gesprungen zu sein, ganz auf die Absicht konzentriert, der Gefahr zu entkommen. Nach drei oder vier Metern knickte die Passage abrupt nach rechts ab, was er in der Dunkelheit zu spät bemerkte. Das Ergebnis: Er war mit dem Kopf an die Wand gestoßen und hatte das
Bewußtsein verloren.
Der Vulkanier stand langsam auf und hob die Hand zur
Schläfe, um einen Eindruck vom angerichteten Schaden zu bekommen. Der Schmerz wirkte zunächst desorientierend, doch aus einem Reflex heraus schuf er eine mentale Barriere, um das bewußte Denken vor derartigen Ablenkungen zu
schützen. Schmerz war derzeit seine geringste Sorge.
Es fiel ihm sicher nicht weiter schwer, das Stechen und Pochen unter Kontrolle zu halten, bis er zur Voyager zurückkehren und die Verletzung vom Doktor behandeln
lassen konnte. Bei der kurzen Überprüfung hatte er keinen permanenten Schaden entdeckt, und deshalb wandte er seine Aufmerksamkeit wichtigeren Dingen zu: Es galt, einen Weg aus dem Tunnelsystem an die Oberfläche zu finden und
anschließend einen Kontakt zum Schiff herzustellen.
Tuvok kehrte in die Richtung zurück, aus der er gekommen war, ließ diesmal weitaus mehr Vorsicht walten. Im dünnen Lichtstrahl seiner Lampe konnte er kaum etwas erkennen.
Zweimal rief er und horchte, doch in dem tiefen Spalt, der sich im Boden des Haupttunnels gebildet hatte, blieb alles still.
Nirgends zeigten sich Leichen oder Anzeichen von Leben.
Von Captain Janeway und Kim fehlte jede Spur.
Kim…
Tuvok entsann sich plötzlich daran, daß der junge Fähnrich in die Tiefe gestürzt war. Eine sonderbare Leere entstand im Innern des Vulkaniers, und er lehnte sich schwer an die Wand.
Er hatte Kim sehr geschätzt und war davon überzeugt gewesen, daß ihn eine glänzende Zukunft erwartete.
Die ganze Mission auf Urrytha stellte eine Folge von
Katastrophen dar – obwohl er wachsam gewesen war und alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen hatte. So sehr man sich auch bemühte: Manchmal mußte man sich mit der Tatsache abfinden, schlicht und einfach Pech zu haben.
Tuvok bedauerte, daß Captain Janeway nicht auf seine
Warnungen gehört hatte, aber er verstand auch die Logik ihrer Motive: Sie brauchten neuen Proviant. Vielleicht hätten sie beim Sammeln der Vorräte umsichtiger vorgehen sollen, aber es bestand kein Zweifel an der Notwendigkeit eines solchen Einsatzes. Und wenn es wirklich nur um Lebensmittel und Wasser gegangen wäre… Vielleicht befänden sie sich dann längst wieder im All, mit vollständiger Crew.
Doch der Planet übte eine große Anziehungskraft aus. Er bot Pflanzen, Tiere, Sonnenschein – all das, was die Voyager nicht bieten konnte. Und die Besatzungsmitglieder des Schiffes, unter ihnen auch Janeway, hatten zu lange auf eine echte Welt verzichten müssen.
Tuvok kehrte durch den dunklen Tunnel zurück, ging in
Gedanken alle Einzelheiten durch und versuchte festzustellen, ob er zu irgendeinem Zeitpunkt nicht wachsam genug gewesen war. Er erhob keine Vorwürfe gegen sich selbst, wollte nur sicher sein, daß er wirklich verstand, warum die Ereignisse in diese Richtung geführt hatten. Wenn ihm tatsächlich Fehler unterlaufen waren, so durften sie sich nicht wiederholen.
Die Vibration in den
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