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Puppen

Puppen

Titel: Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Niall Wilson
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so starken und kompetenten Beitrag wie die anderen, und es war nicht schwer, ihre ›Stimme‹ zu erkennen, wenn man einige
    Sekunden lang horchte. Tuvok, für den überhaupt keine
    Vorbereitungen stattgefunden hatten, harmonierte besser mit der Einen Stimme als sie.
    Kayla schien eine kleine Nische im Ganzen gefunden zu
    haben, einen Platz am Rand – aber mehr nicht. Die von Tuvok empfangenen Eindrücke deuteten darauf hin, daß sie nicht integriert war, nur toleriert wurde. Er fragte sich, wie lange diese Toleranz dauern mochte. Hatte Kayla vielleicht die Möglichkeit, im Lauf der Zeit zu lernen und dadurch zu einer vollständigeren Verbindung mit den anderen zu finden? Wenn ihr das nicht gelang… Tuvok wagte es nicht, über die
    möglichen Konsequenzen nachzudenken.
    Weiter vorn endete der Tunnel an der Oberfläche des
    Planeten. Tuvok griff tief in seinen inneren Kosmos und fand dort genug Kraft, um eine noch stabilere Barriere vor den Stimmen und der Melodie zu errichten. Er schirmte sich ab, blieb darauf konzentriert, einen Fuß vor den anderen zu setzen und nach draußen ins Licht zu treten. Die Macht des Liedes wuchs und dehnte sich, übte einen ähnlichen Druck aus wie schnell dahinströmendes Wasser. Er isolierte sich davon. Je länger er die Kontrolle über sein Selbst wahrte, desto unerschütterlicher wurde er und desto mehr nahm die Distanz zu dem zu, was um ihn herum geschah.
    Im Innern der Einen Stimme hatte er etwas gehört, das sich als nützlich erweisen konnte. Tuvok wandte sich an Ban und nahm ihn beiseite.
    »Vielleicht bin ich in der Lage, Ihnen zu helfen«, sagte er.
    »Ich habe Voks Bewußtsein gespürt, seinen Teil der Einen Stimme, und ich glaube, daß ich ihn erreichen kann. Vielleicht bin ich imstande, ihn weit genug zurückzuholen, um ihm die Möglichkeit zu geben, das Erwachen zu erleben. Wenn er nicht so sehr in die Lebenskraft verstrickt wäre, die uns umgibt, hätte er vermutlich genug Kontrolle über sich, um das ganze Ritual stattfinden zu lassen.«
    »Können Sie ihm wirklich helfen?« fragte Ban. »Vok
    behauptete von sich selbst, über entsprechende Fähigkeiten zu verfügen, aber von uns jungen Urrythanern ist niemand der Harmonie nahe genug gekommen, um ins Selbst der anderen zu blicken. Normalerweise findet eine solche Entwicklung nur dann statt, wenn der Lange Schlaf unmittelbar bevorsteht.«
    »Voks Ich entfernt sich immer mehr vom Hier«, sagte Tuvok.
    »Der Versuch, es zurückzuholen, muß bald stattfinden, und ich kann den Erfolg nicht garantieren. Was meine Fähigkeiten betrifft… Ich bin mit ihnen aufgewachsen; sie sind Teil meines Wesens. Alle Angehörigen meines Volkes sind von Geburt an damit ausgestattet. Wie Sie sehen, habe ich Ihnen die Wahrheit gesagt: Ich bin tatsächlich ganz anders als Kayla.«
    Sie verließen den Tunnel und traten auf eine Straße der Ödland-Siedlung – sie hatte der Voyager den ersten Hinweis darauf geliefert, daß Urrytha bewohnt war.
    Der Anblick, der sich ihnen draußen darbot, beendete das Gespräch zwischen Ban und Tuvok.
    »Nein!« rief der Urrythaner. Er löste sich von Tuvoks Seite, eilte mit langen, kraftvollen Schritten über die Straße. Tuvok nahm die Szene mit einem weiteren Blick in sich auf und folgte dann dem hochgewachsenen Einheimischen. Ban lief zu einer steinernen Plattform, deren Form an einen Altar
    erinnerte, und darauf lag Kayla, umgeben von gelben
    Ambiana-Blumen. Vor ihr standen Paris und Kes – beide hatten Bans Stimme gehört und drehten sich um.
    Die Blüten bildeten eine dicke Schicht, die alles bedeckte, auch den Boden ringsum. Andere, sitzende Urrythaner bildeten einen Kreis, der sowohl den Altar als auch Paris und Kes umgab. Ihre Augen waren geschlossen, und sie sangen auf eine ähnliche Weise wie Bans Gefolgsleute, deren Melodie noch immer irgendwo hinter Tuvok erklang. In diesem Fall wirkte das Lied kunstvoller, mehr in sich geschlossen. Die sitzenden Urrythaner schienen nicht einmal zu bemerken, daß zwei Fremde in ihren Kreis vorgestoßen waren. Sie gingen völlig in ihrem Gesang auf.
    Kes hielt etwas in der Hand, und als Ban sich näherte, wandte sie sich rasch wieder Kayla zu und preßte ihr den Gegenstand kurz an den Hals.
    Der Boden unter Tuvok zuckte wie der Leib eines lebenden Wesens. Er taumelte, und eine besonders heftige Erschütterung raubte ihm das Gleichgewicht. Der Vulkanier fiel und rollte sich ab – seine Reflexe bewahrten ihn vor Verletzungen. Als er wieder aufzustehen versuchte,

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