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Puppen

Puppen

Titel: Puppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Niall Wilson
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stellte er fest, daß es Ban ebenso ergangen war wie ihm. Mühsam versuchte der große
    Urrythaner, wieder auf die Beine zu kommen.
    Ban trachtete noch immer danach, den Altar zu erreichen. Er rief Paris und Kes etwas zu, winkte dabei mit beiden Armen und lief dadurch Gefahr, erneut das Gleichgewicht zu
    verlieren. Der Boden hob und senkte sich immer wieder, was Ban daran hinderte, auf die steinerne Plattform zu klettern.
    Oben klammerten sich Paris und Kes am Rand des Altars fest, um nicht zur Seite geschleudert zu werden.
    Tuvok schaffte es, Ban zu erreichen. »Es hat keinen Zweck«, sagte er ruhig. »Kes hat Kayla das Gegenmittel verabreicht. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie das Bewußtsein
    wiedererlangt.«
    »Und die anderen…« Ban deutete auf die Urrythaner des
    singenden Kreises. »Es gibt keine Möglichkeit, sie
    zurückzuholen. Sie werden ihre Bemühungen fortsetzen und auch weiterhin singen, bis sie spüren, daß sich das Bewußtsein der Schlafenden den Alten hinzugesellt. Wenn Kayla
    erwacht… Dann bleiben sie in der Melodie gefangen, bis sie schließlich sterben.«
    Tuvok starrte Ban ungläubig an. Nach einigen Sekunden kam ihm eine Idee.
    »Kommen Sie«, sagte er rasch. »Wir bringen Vok hierher und wecken ihn. Er dürfte Ihrer Einen Stimme nahe genug sein, um die Sänger zu erreichen. Vielleicht gelingt es ihm, sie aus der Trance zu befreien.«
    Ban gab keine Antwort, aber er folgte Tuvok. Kurze Zeit später ließ das Beben nach, und dadurch kamen sie schneller voran.
    Die anderen hatten gerade erst den Tunnel verlassen, als die Erschütterungen begannen. Tuvok beobachtete, wie sie durch den Staub wankten, ohne ihren Gesang zu unterbrechen. Das Beben setzte ihnen nicht so sehr zu wie dem Vulkanier und Ban, denn ihre Selbstsphären waren mit den Vibrationen synchronisiert. Sie schienen ebenso ausschließlich auf das Lied konzentriert zu sein wie die Sänger am Altar. Tuvok begriff plötzlich, daß es sich um zwei Versionen der gleichen
    Zeremonie handelte – sie fanden nur auf unterschiedlichem Niveau statt.
    Er erreichte die Urrythaner einige Sekunden vor Ban und drehte sich zu ihm um.
    »Es dauert ein wenig«, schnaufte Ban. »Ich muß mit jenen kommunizieren, die sich an der Spitze der Gruppe befinden.
    Anschließend suchen wir den Altar auf. Es ist kein richtiges Ritual, aber vielleicht haben Sie recht. Vielleicht klappt es tatsächlich.«
    Er drehte sich um und begann ebenfalls zu singen. Tuvok hörte eine Kontrapunkt-Melodie und fühlte, wie sie die Symmetrie der anderen Stimmen durchdrang. Sie unterbrach das Lied nicht etwa, sondern veränderte es, fügte erst höhere und dann auch tiefere Töne hinzu, zog einige Phrasen in die Länge. Tuvok dachte in diesem Zusammenhang an einen
    Damm, der den Lauf eines Flusses oder Baches änderte.
    Die Kommunikation mit den anderen Urrythanern
    funktionierte offenbar. Die Gruppe setzte den Weg fort, wandte sich jetzt aber dem Altar zu. Irgendwie gelang es den Singenden, das Gleichgewicht zu wahren und auf den Beinen zu bleiben. Sie paßten sich den Erschütterungen auf eine Weise an, die Tuvok für unmöglich gehalten hätte, wenn er nicht Zeuge dieses Wunders gewesen wäre. Er folgte ihnen, stolperte mehrmals, fiel und erhob sich wieder.
    Paris und Kes standen noch immer auf der steinernen
    Plattform, und Tuvok begriff, daß er sie irgendwie vor Ban und den anderen erreichen mußte. Es ging darum, Kayla
    fortzubringen und Platz für Vok zu schaffen. Und vielleicht sollten Sie das Durcheinander jenes Augenblicks nutzen, um die Flucht zu ergreifen. Tuvok war nicht sicher, ob Ban Kayla wirklich aufgegeben hatte; zwar erweckte er einen solchen Eindruck, aber der Vulkanier wollte kein Risiko eingehen.
    Die übrigen Urrythaner – jene, die nicht am Gesang beteiligt waren – liefen schreiend umher. Einige hatten sich versteckt, als Paris und Kes eintrafen, und jetzt kehrten sie auf den Platz zurück, eilten Bans Gruppe entgegen. Allem Anschein nach verstanden sie die aktuellen Ereignisse kaum besser als Tuvok, und ihre Panik nagte an Bans Selbstbeherrschung.
    Der Vulkanier versuchte, seine eigenen Bewegungen der
    Melodie anzupassen, und dadurch schaffte er es schließlich, zum Altar zu laufen. Unterwegs taumelte er einmal, blieb jedoch auf den Beinen, erreichte die Plattform und eilte ihre Stufen empor.
    »Wir müssen Kayla von hier fortbringen!« rief er Paris und Kes zu. »Die Urrythaner wollen sie durch Vok ersetzen, ohne das Ritual zu unterbrechen,

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