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Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
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musste noch andere Geldverstecke geben.
    Er zog die Schubladen der Kommode im Schlafzimmer auf, wühlte sich durch die Unterwäsche seiner Mutter. Riesige Büstenhalter, ausgeleiert und angerissen, Unterhosen für Pferdeärsche!, er warf die Sachen auf den Boden, riss das fadenscheinige Bettzeug von der Matratze, drehte alles um. Als er den Bettbezug ausschüttelte, knisterte es. Hier also! Die Alte schlief tatsächlich auf ihrer Kohle!
    Ein breites Grinsen trat auf seine Lippen. Zufrieden zählte er das Bündel neuer, glatter Scheine. Fünfhundert, siebenhundert, eintausend, hehehe, eintausendachthundert Mäuse! Alter Geizhals! Da hatte sie ihn doch tatsächlich mit läppischen fünfzig Dollar abspeisen wollen. Aber nicht mit ihm. Ihn hatten bisher noch alle unterschätzt!
    Er steckte das Geld ein, dann ging er mit einem Lappen über die wichtigsten Gegenstände. Tiefkühltruhe nicht vergessen! Allerdings: Ein paar Fingerabdrücke konnten nicht schaden. Schließlich war er früher ja öfter vorbeigekommen und so vergammelt, wie diese alte Drecksbude war, würde es nicht wundern, wenn die Alte mit ihrem fetten Hintern nicht in jede Ecke gekommen wäre.
    Ein Einbruch, ganz klar, stellte er zufrieden fest, als er fertig war und das Chaos in der Küche betrachtete.

9
    Seit Stunden schon hockte Stephen auf der Couch und starrte in den Fernseher. In regelmäßigen Abständen schreckte er auf, weil er glaubte, es habe an der Tür geklingelt. Wenn man ihn gefragt hätte, was er sich denn gerade anschaute oder in den letzen Stunden angeschaut hatte, dann hätte man einen verständnislosen Blick geerntet. Als er wieder aufschreckte, wurde ihm klar, dass das Geräusch nicht von der Tür kam. Und als es erneut klingelte, schoss er kerzengerade hoch und riss das Telefon aus der Station, die auf dem Couchtisch stand.
    »Sara?«, platzte er heraus.
    Zögern am anderen Ende der Leitung.
    »Hallo?«, fragte er. »Sara?«
    »Hallo, sind Sie… Stephen?«, fragte eine weibliche, nicht ganz junge Stimme.
    »Ja… und Sie?«
    »Ich wollte mit… Sara… sprechen.«
    »Wer sind Sie?«, fragte er wieder.
    »Ihre… ihre Tante.«
    »Tante? Sie hat nie gesagt, dass sie eine Tante hat.« Nein, er konnte sich wirklich nicht daran erinnern –
    »Nein? Na ja, vielleicht findet sie es nicht so… so wichtig.«
    Was für ein merkwürdiges Gespräch, dachte er. »Tante… wie, wie heißen Sie denn?«
    »Hören Sie, ich möchte gern mit Sara sprechen.« Die Frau wurde ungeduldig.
    »Sara wohnt nicht mehr hier.«
    »Was? Ist was passiert?«
    »Das wüsste ich auch gern.«
    »Wo wohnt sie jetzt? Hat sie nicht gesagt, wo sie hinwollte?« Die Frau wurde unsicher.
    »Nada.«
    »Und Sie sind sicher, dass nichts passiert ist? Kein Einbruch in der Wohnung, ein Überfall… haben Sie bei der Polizei nachgefragt?«
    »Wieso? Sie hat mir einen Abschiedsbrief geschrieben. Sie wurde nicht verschleppt. Sie ist aus freien Stücken gegangen«, sagte er bitter.
    »Das meinen Sie«, sagte die Frau leise.
    »Was wollen Sie damit behaupten?«
    »Gar nichts.«
    Es klickte in der Leitung. Verärgert warf er das Telefon in die Ecke der Couch.
    Eine Tante… Saras Eltern waren bei einem Verkehrsunfall umgekommen. Und von einer Tante oder einem Onkel hatte sie nie etwas gesagt.
    An der Tür klingelte es – nun wirklich. Van und Dean fielen ihm wieder ein. Sie wollten unbedingt heute ein zweites Mal vorbeikommen. Er hatte keine Lust zum Surfen – oder Saufen. Er hatte zu überhaupt nichts Lust.
    Sturmklingeln jetzt. Er schlurfte zur Tür, drückte auf den Türöffner und hörte sie gleich darauf die Treppe herauftrampeln. Dean trug einen 24er-Karton Bier auf der Schulter und Van einen Stapel DVDs unterm Arm.
    »Die Girls kommen im Aufzug nach!«, sagte Van breit grinsend. Dean lachte und Stephen überlegte, wie er die beiden wieder loswerden konnte. Doch sie hatten sich schon an ihm vorbei in die Wohnung geschoben, Dean verstaute ein paar Flaschen im Gefrierfach und Van kniete sich vor den Player unter dem Fernseher.
    »Was guckst du eigentlich die ganze Zeit für ’ne Scheiße?«, fragte er und meinte die Familiensitcom, die gerade lief.
    »He, was haltet ihr davon, einfach wieder zu verschwinden?« Stephen sah auf Van hinunter, der gerade Kabel umstöpselte.
    »Nichts, ehrlich gesagt. Du hast von uns dreien den besten Fernseher. Und dieser Streifen hier…«, er wedelte mit der Hülle der DVD wie mit einem politischen Manifest, »ist der Hammer!«
    »Hier!« Dean

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