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Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln

Titel: Purpur ist die Freiheit 01 - Das Leuchten der Purpurinseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Wahrheit Jüdin bin, dass ich sogar im bagno … Ich habe Angst davor!«
    » Angst ist kein guter Ratgeber, mein liebes Kind. Aber du hast recht, du musst mit ihm sprechen. Es ist nicht gut, eine Ehe mit einer Lüge zu beginnen. Ich rate dir dringend, warte nicht zu lange.«
    Sie nickte. Dann blickte sie den Alten flehend an. » Glaubst du, dass Miguel de Alvaréz ein guter Mensch ist?«
    Der Alte überlegte nicht lange. » In sein Innerstes kann nur Allah sehen, er allein weiß, ob jemand gut ist oder nicht. Aber ich glaube, dass Miguel ein aufrechter Mensch ist, mit Stärken und Schwächen wie alle Menschen. Aber, und das ist wichtig, seine Augen leuchten, sobald du den Raum betrittst. Ich bin mir daher sicher, er hat dich von Herzen gern und wird dir ein guter Gefährte sein. Mehr kann man nicht erwarten.«
    Er war beruhigt, dass er Mirijam diesem Portugiesen anvertrauen und sie damit, wenn dereinst seine Stunde kam, sicher und versorgt zurücklassen konnte. Ihre Ausbildung, aber auch ihre wirtschaftliche Absicherung waren ihm in all den Jahren ein wichtiges Anliegen gewesen. Nun, da er sein Alter täglich mehr spürte und ihre Verheiratung bevorstand, wollte er endgültig dafür sorgen, dass sie ihren Platz in der Welt behaupten konnte. Deshalb nahm er einige Dokumentenrollen aus seiner Kiste.
    » Dies, meine Tochter, sind Eigentumsurkunden für die Häuser und Grundstücke hier in Mogador, beglaubigt und gesiegelt. Am Tag deiner Hochzeit werden sie in deinen Besitz übergehen. Glücklicherweise ist es hierzulande möglich, eine Frau als Erbin einzusetzen, deine Zukunft wird also, unabhängig von deinem Ehemann, nach meinem Tod gesichert sein. Und hier haben wir die Pachtverträge für die Inseln und die Kalkbrennerei. Sie enthalten sämtliche Absprachen und Vereinbarungen, die ich mit den Portugiesen getroffen habe.«
    » Vater, sprich nicht davon!«, bat Mirijam. Sie war blass geworden bei seinen Worten.
    Der Alte hob die Hand. » Einmal muss es sein. Heute werden wir über dein Erbe sprechen, danach wenden wir uns wieder dem Leben zu. Hier übergebe ich dir also zunächst die Dokumente von Tadakilt. Um die Burg wirst du jedoch vermutlich kämpfen müssen. Der Pascha hat seinerzeit mein Besitzrecht an der Burg nicht verlängert. Er hat es allerdings wahrscheinlich auch niemals widerrufen, also gehört sie möglicherweise immer noch mir«, erläuterte er. Er rollte die Besitzurkunde für Tadakilt wieder zusammen.
    » Außerdem«, fuhr er fort und heftete den Blick fest auf die wie versteinert dasitzende Mirijam, » außerdem solltest du um dein väterliches Erbe in Antwerpen kämpfen, mein Kind. Es sei denn, du willst ganz und gar darauf verzichten, was ich allerdings für einen Fehler hielte. Wenn du es wünschst, wird dich der Kapitän sicher dabei unterstützen.«
    » Bitte, lieber Abu, bitte hör auf!«, bat Mirijam. Sie war den Tränen nahe. » Du musst noch lange bei mir bleiben. Ich brauche dich.«
    » Wir sind in Allahs Hand, meine Tochter, und niemand weiß, wann die Stunde seines Todes schlägt«, wehrte der Alte ab. » Für dich aber beginnt bald ein neues Leben, das unbekannte Aufgaben und neue Verantwortung mit sich bringen wird. Diese Güter stellen deine Mitgift dar, deshalb müssen wir wenigstens dieses eine Mal darüber sprechen.« Sein Gesicht legte sich in tausend Lachfältchen, als er sagte: » Das Wichtigste jedenfalls ist, du wirst weiterhin hier in Mogador bleiben und deiner Arbeit nachgehen können.«
    Hatte sie richtig gehört? » Und damit war Miguel einverstanden?«
    » Er ist genügend Kaufmann, um zu wissen, dass niemand eine derart erfolgreiche Unternehmung wie die unsrige ohne Not aufgibt, noch dazu, wenn der Ehemann sowieso mehr auf See als zu Hause sein wird.«

50
    In der letzten Zeit war nicht nur viel Arbeit liegen geblieben, zusätzlich mussten auch die Stoffballen, die Miguel mitgebracht hatte, eingefärbt werden. Und Mirijam stürzte sich in die Arbeit, dankbar für die Alltäglichkeit der Verrichtungen. Während ihre Hände beschäftigt waren, kreisten ihre Überlegungen um die Zukunft, die bevorstehenden Veränderungen und natürlich um Miguel.
    Wie und wann sollte sie Miguel ihre wahre Herkunft gestehen und von der Vergangenheit erzählen? Ob er eine Jüdin überhaupt nehmen würde? Bei Christen wusste man schließlich nie. Viele standen auf dem Standpunkt, die Juden hätten auf ewig Schuld auf sich geladen, indem sie ihren Herrn Jesus Christus ermordet hatten. Würde

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