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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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Janitscharen befanden sich auf der Flucht, überlegte er, hatten eine Niederlage erlitten und waren erfahrene Soldaten. Wieso stellten sie dann keine Wachen auf?
    » Aber es geht doch um höhere Ziele.«
    Saïds Kopf ruckte hoch. Das war Husseins Stimme, eindeutig. Anscheinend stritt der Bruder mit jemandem, und das in unmittelbarer Nähe. Er winkte Kasim und Sliman, zurückzubleiben, und kroch weiter. Hinter einigen Felsbrocken fand er Deckung.
    Der Anblick des Lagers vor ihm erregte beinahe Mitleid. Keine Spur von Janitscharen oder sonst einem Geleitschutz, stattdessen lediglich zwei Diener, die beiden kleinen Kinder sowie Malika und Rabia, die im Sand kauerten. Während sich Rabia um ihre Söhne kümmerte und ihnen zu trinken gab, besprachen sich Malika und Hussein. Von Husseins Gesicht sah er nur die Augen, selbst in einer Situation wie dieser vergaß der Bruder nicht, seine Haut vor der Sonne zu schützen.
    » Ich bin sicher, bei dem Rückzug handelt es sich um eine Kriegslist. Du weißt, sie sind berühmt für ihre Klugheit. Sie werden sich sammeln und erneut angreifen. Spätestens nach deinem Gespräch mit Sultan Ahmad werden die Janitscharen zurückkehren und deine Herrschaft durchsetzen.«
    » Ja, Mutter, aber dazu müssen wir zunächst einmal heil nach Féz kommen! Wir haben jedoch niemanden, der uns beschützt. Was ist denn nun mit dem großen Gefolge, das uns Ansehen verschaffen soll? Und warum ist der Imam verschwunden? Ich bin mir auf einmal nicht mehr sicher, ob wir ihm überhaupt noch trauen können. Wir sollten schneller reiten, damit wir auf jeden Fall vor ihm bei Sultan Ahmad sind.« Hussein nörgelte. Malika nickte. Sie sah müde aus oder enttäuscht, oder beides.
    Saïd erhob sich hinter dem Felsen und trat vor. » Entweder ihr reitet schneller und sprecht mit dem Sultan, bevor der Imam es tut, oder ihr kommt mit mir zurück, und wir versuchen gemeinsam, eine Lösung für diese Lage zu finden.«
    Hussein schreckte zurück. Als er Saïd jedoch erkannte, verdunkelten sich seine Augen vor Hass. » Du!«

50
    Melilla
    Die Freude über das unverhoffte Wiedersehen strahlte aus Leas Augen. Immer wieder umarmte sie Sarah und Yasmîna, kitzelte Margali unter dem Kinn und lachte dabei. Ihre beiden Kinder, der inzwischen dreijährige David und das kleine Mädchen, das sie im Rückentuch trug, staunten derweil stumm die fremden Frauen an.
    » Rate, welchen Namen meine Jüngste trägt«, forderte Lea schließlich und lächelte.
    » Esther, Hannah oder Rachel? Oder vielleicht Deborah?«
    » Nein, nein, falsch, sie heißt Sarah! Ich musste oft an dich denken, daher habe ich ihr deinen Namen gegeben. Aber nun sag, hast du wirklich in Venedig gelebt? Was um alles in der Welt führt dich dann ausgerechnet nach Melilla? Wir leben ja schon seit einigen Monaten hier, seitdem der alte Ya’qub, aber … Ach, es gibt so viel zu erzählen!«
    » Du sagst es. Wir sind gerade angekommen und suchen nach einer Unterkunft.«
    » Ja? Dann kommt mit in mein Haus und seid unsere Gäste.«
    » Ich danke dir, Lea, aber wir brauchen mehr als nur ein Nachtlager.«
    » Nun, das wird sich alles finden. Ich bin sicher, der Ewige hat uns nicht zufällig zusammengeführt. Er gibt uns vielmehr Gelegenheit, die Dankesschuld meiner Familie bei dir abzutragen. Oh ja, ich weiß sehr wohl, wer sich damals, als wir am Ende waren, für uns eingesetzt hat. Also keine Widerrede. Ich muss mich beeilen, mein Slimane erwartet sein Essen pünktlich auf dem Tisch.«
    Sarah saß auf den Felsen unterhalb der Stadtmauer und sah dem Spiel der Wellen und den Sturzflügen der Möwen zu. Auch hier schimmerte das Wasser in Blautönen, wandelte sich an flacheren Stellen zu Smaragdgrün, und bevor die Wellen an den Felsen emporbrandeten, zeigten sie alle Nuancen zwischen Aquamarin und schaumig weißer Spitze. Sie seufzte. Vieles in Melilla erinnerte sie an Mogador, ganz besonders aber diese Felsen, an denen sich das Wasser brach. Es war wie ein Willkommen, weckte in ihr aber auch die Sehnsucht nach jener anderen Küste, nach den Eltern und ihrem früheren unbeschwerten Leben.
    Sie kam häufig hierher, um ins Wasser zu schauen und ihre Gedanken zu ordnen. Dafür war es ein geradezu idealer Ort. Zuhause hatte sie dafür keine Ruhe. Zuhause – so nannte sie inzwischen den hellen Werkstattraum im Obergeschoss über Slimanes Kupferwerkstatt, zu dem zwei Zimmer gehörten, in denen ihre Betten standen. Lea hatte ihnen nicht nur diese Unterkunft besorgt, sondern auch

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