Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
Vom Netzwerk:
Truppen seines Bruders und den Osmanen nördlich von Féz zu Tode gekommen war. Er habe sich auf der Flucht befunden, als er gestellt wurde, hieß es. Außerdem berichteten sie, dass Féz, die Stadt des Handels und der Weisheit, befreit war und die geschlagenen Osmanen nach Norden zu entkommen versuchten. Den dortigen Spaniern allerdings waren die Türken höchst unwillkommen, sagten die Händler, so dass sie sich weiter nach Osten, nach Al-Dschesaïr und sogar bis nach Tunis, zurückziehen mussten.
    In Sijilmassa hatte man diese Nachrichten mit Befriedigung aufgenommen. Doch obwohl die Händler einhellig vom völligen Abzug der Osmanen berichteten, hatte die Ratsversammlung für Begleitschutz plädiert, so dass Saïd die insgesamt zwölf bewaffneten Reiter schließlich akzeptiert hatte. Bei ihnen handelte es sich um junge Männer aus seiner Freiwilligenarmee, die es noch nicht in ihre Heimatdörfer zurückzog. Nun ritten sie in militärischer Ordnung, wie sie es bei Sîdi Latif gelernt hatten, und nahmen ihre Aufgabe, den amghar und seine Karawane zu schützen, äußerst ernst.
    Noch zwei Reisetage, dann würden sie Miknas erreicht haben, insha’allah. Dort, bei den Verwandten, wollte sich Nurzah von Azîzas Unversehrtheit überzeugen und erholen. So hatte sie es jedenfalls angekündigt, doch inzwischen wusste er es besser. Saïd seufzte.
    Denn kaum kehrte das Leben in der Kasbah in die gewohnten Bahnen zurück, begann Nurzah, Zukunftspläne zu schmieden und sich Gedanken über einen Ehemann für Azîza zu machen. Azîza, eine Ehefrau? Hatte er die Kleine nicht erst vor kurzem zum ersten Mal auf ein Pferd gesetzt? » Warum soll sie denn jetzt schon heiraten? Sie ist doch noch viel zu jung«, hatte er eingewendet.
    » Sie wird keineswegs warten, bis sie so alt ist wie du, mein Sohn. Außerdem dauert es seine Zeit, bis wir jemand Passenden finden, niemand sollte das besser wissen als du. Bisher hast du noch jede Kandidatin … Wie auch immer, es wird mich beruhigen, sie versorgt zu sehen. Noch lieber wäre es mir natürlich, auch dich im Kreise einer eigenen Familie zu erleben!«
    Er seufzte erneut. Wie immer, wenn seine Mutter dieses Thema anschnitt, fühlte er sich gespalten. Einerseits war er dankbar, nicht bereits im Kindesalter verlobt worden zu sein, wie es häufig geschah. Andererseits aber konnte er sich auch nicht irgendeine Fremde an seiner Seite vorstellen. Schon gar nicht eine Frau, die andere als passend ansahen, weil ihr Vater vielleicht eine herausgehobene Stellung innehatte oder besonders vermögend war. Die Tradition verlangte allerdings, dass er sich mit einer Frau aus angesehener Familie verband.
    Bis vor wenigen Monaten hatte er mit keinem Gedanken daran gedacht, sein Leben überhaupt zu ändern. Wenn es denn schon sein musste, dachte er nun, so wollte er eine, die ihm gefiel und mit der ihn vieles verband. Denn eines war klar: Niemals würde er sich mehrere Ehefrauen nehmen! Das Beispiel seiner Familie war ihm Warnung genug.
    Natürlich wusste er, dass seine Mutter schon seit Jahren Ausschau nach einer Braut für ihn hielt, und sie erwähnte nicht zufällig immer wieder angeblich passende Familien mit Töchtern. Neuerdings brachte sie diese Angelegenheit aber häufiger zur Sprache und mit mehr Nachdruck als früher. Am vorigen Abend zum Beispiel, in der kleinen Karawanserei, war sie unerwartet deutlich geworden. Sie hatte allen Ernstes behauptet, zur Absicherung seines Ansehens als amghar müsse er sich möglichst bald eine eigene Familie zulegen.
    » Du stehst einer der wichtigsten Regionen des Landes vor. Und du hast Neider, die nur darauf warten, dass du Fehler machst, selbst wenn sie sich zur Zeit still verhalten«, hatte sie behauptet. » Eine tüchtige Frau aus der richtigen Familie aber würde deinen Einfluss stärken, besonders, sobald sie dir Kinder schenkt. Außerdem würde sie Ruhe in dein Leben bringen, und Beständigkeit.«
    Glaubte sie etwa, er würde sich hinter einem Frauenkaftan verbergen? Bislang war er über Nurzahs Appelle stets mit einem Lachen hinweggegangen, diesmal aber hatte er heftig reagiert. » Bei Allah, Mutter, es gibt doch wahrhaftig drängendere Probleme!«, hatte er verärgert geantwortet.
    Und die gab es. Wie sollte er zum Beispiel die jährliche Karawane führen und monatelang abwesend sein, wenn er zugleich in Sijilmassa gebraucht wurde? In diesem Jahr würde er keine Waren aus Timbuktu holen können, was empfindliche Einbußen bedeutete, doch wie sollte es

Weitere Kostenlose Bücher