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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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ratlos.
    Schließlich meinte sie: »Wenn ich in München zum Staatsanwalt gehe und sage, die Originale der Grafiken sind wieder aufgetaucht, ein Taxifahrer hat sie in unserer Pension in Rom abgegeben, glaubt mir kein Mensch. Dann mache ich mich erst recht verdächtig.«
    Brodka lachte mit einem bitteren Beiklang von Ratlosigkeit. »Da hast du allerdings recht, Liebes. Außerdem halte ich es durchaus für möglich, daß hinter der vermeintlich großzügigen Geste wieder eine teuflische List steckt.«
    »Aber die Bilder sind echt. Es sind die Originale!«
    »Das mag schon sein«, erwiderte Brodka. »Die Frage ist nur, welches Ziel verfolgen Fasolino und seine Leute mit der Rückgabe?«
    »Keine Ahnung. Aber wenn sie uns schon Rückflugtickets beilegen, dann bedeutet es, sie wollen uns loswerden.«
    »Genau das macht mich so stutzig. Offenbar sind wir der Lösung aller Probleme näher, als wir glauben.«
    Juliette klatschte die Flugtickets auf den Tisch. »Man könnte das Ganze auch als Drohung auffassen. ›Hier habt ihr die geraubten Bilder zurück. Jetzt gibt es keinen Grund mehr, in unseren Angelegenheiten herumzuschnüffeln. Also haut ab.‹«
    »Hm.« Brodka blickte zu Juliette auf. »Du vergißt dabei, warum ich eigentlich hier bin.«
    Im selben Augenblick summte das Telefon. Juliette nahm den Hörer ab. Sie kannte die fremde Stimme nicht.
    »Haben Sie die Bilder erhalten?« Der Mann sprach gebrochen deutsch mit italienischem Akzent.
    »Ja.«
    »Gut. Wir erwarten, daß Sie Rom noch heute verlassen.«
    »Und wenn wir uns weigern?«
    »Signora Collin, Sie sind doch eine vernünftige Frau.«
    »Darüber ließe sich streiten.«
    »Im übrigen bestehen wir auf Rückgabe der Kassetten. Legen Sie die Kassetten in ein Schließfach am Flughafen Fiumicino. Stecken Sie den Schlüssel in einen Umschlag. Versehen Sie den Umschlag mit dem Namen Asmodeus. Ich wiederhole, Asmodeus. Deponieren Sie den Umschlag am Informationsschalter der Alitalia. Und lassen Sie sich nie wieder in Rom blicken.« Dann war die Leitung tot.
    »Wer war das?« Brodka blickte Juliette fragend an.
    »Ich weiß nicht. Eine fremde Männerstimme.« Stockend wiederholte sie den Wortlaut der Nachricht.
    Brodka sprang auf und faßte Juliette an den Oberarmen. »Hör zu, wir machen es so: Wir gehen zum Schein auf die Forderung ein, packen unsere Sachen, fahren zum Flughafen, nehmen ein Schließfach, checken ein und gehen durchs Boarding-Gate für den Flug nach München. Ich bin überzeugt, daß man uns dabei beobachtet. Wenn unser Flug aufgerufen wird, verlassen wir die Boardingzone und lassen unsere Buchungen löschen. Dann halten wir das Schließfach im Auge.«
    »Du willst die Kassetten wirklich zurückgeben?«
    »Kommt gar nicht in Frage. Wir legen ein leeres Päckchen ins Schließfach.«
    »Ein abenteuerlicher Plan, Brodka.«
    »Ich weiß. Aber das ganze Leben ist ein Abenteuer. Oder etwa nicht?«
    Als Brodka Juliettes nachdenkliches Gesicht sah, meinte er: »Es ist die einzige Möglichkeit, aus dem Blickfeld dieser Gangster zu entkommen. Während sie uns in München glauben, suchen wir uns ein neues Hotel. Hast du überhaupt eine Erklärung dafür, wie die uns hier ausfindig gemacht haben?«
    »Da kommen nur zwei in Frage.«
    »Stimmt. Baldassare oder Sperling. Jemand von den beiden muß geplaudert haben. Und das kann eigentlich nur einer sein.«
    »Du meinst … Sperling?«
    »Ich dachte eigentlich an Baldassare. Dieser Sperling ist doch nur ein harmloser Schriftsteller.«
    »Der nie einen Roman verkauft hat. Und er hat einen nahen Verwandten im Vatikan. Sein Bruder ist Kardinal, hat er gesagt.«
    »Das bedeutet, wir müssen in Zukunft noch vorsichtiger sein.« Brodka überlegte einen Augenblick. Dann griff er zum Telefon.
    »Wen rufst du an?«
    »Marco, den Portier vom ›Excelsior‹.«
    Mit knappen Worten machte Brodka Marco klar, daß sie noch heute eine Unterkunft brauchten, in der sie möglichst anonym und unerkannt bleiben könnten.
    Marco wußte Rat. Er kenne eine Comtessa, erklärte er, die zur Sommerzeit ihre Villa in den Albaner Bergen, eine knappe Fahrstunde südlich von Rom, an Fremde vermiete. Jetzt, in der Vorsaison, stünde das Haus gewiß leer.
    »Soll ich mich für Sie verwenden?« fragte Marco.
    »Bitte, tun Sie das«, erwiderte Brodka. Das Haus schien für ihre Zwecke ideal.
    Keine zehn Minuten später rief Marco zurück und erklärte, daß sie die Villa noch heute beziehen könnten; die Miete betrage zwei Millionen Lire im

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