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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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übliche Wirkung haben können, denn die Kapelle im Krankenhaus ist eine konfessionsübergreifende.«
    »Aber ist es nicht jedesmal derselbe Gott?« fragte Tara unvorsichtigerweise.
    JaneAnn warf ihr einen angewiderten Blick zu und zischte: »Lern du mal deinen Katechismus, mein Kind! Erklär’s ihr, Sandro.«
    Als die O’Gradys am Freitagmorgen mit Katherine aufbrachen, sagte JaneAnn wie aus heiterem Himmel: »Ich kann’s kaum erwarten, daß es Sonntag wird. Endlich wieder eine richtig gute Messe. Vielleicht gehe ich sogar zweimal.«
    Katherine und Tara warfen sich entsetzte Blicke zu. Zur Messe? Keine von beiden hatte den blassesten Schimmer, wo in der Nähe von Katherines Wohnung eine katholische Kirche war. Zum ersten Mal seit Tagen hatten sie eine Sorge, die sie von den BiopsieErgebnissen ablenkte. Sobald sich die Gelegenheit ergab, besprachen sie sich im Flur vor Fintans Krankenhauszimmer.
    »Ich könnte ihr doch einfach sagen, daß ich es nicht weiß«, erwog Katherine.
    »Auf keinen Fall«, sagte Tara in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Der Schock könnte sie umbringen. Sie braucht ein paar Fixpunkte in ihrem Leben. Wenn sie herausfindet, daß du nicht zu Kreuze kriechst, wirft sie das zu sehr aus der Bahn.«
    In dem Moment kam Liv mit flatternden Haaren den Flur entlang. Sie sah die besorgt zusammengesteckten Köpfe ihrer Freundinnen und zögerte. »Sind die Ergebnisse schon da?«
    »Nein, so schlimm ist es nicht, aber schlimm genug. JaneAnn will am Sonntag in eine katholische Messe gehen.«
    Liv sah sie überrascht an. »Sie kann doch in die Kirche St. Dominic gehen, auf der Maiden Road – nicht weit von deiner Wohnung.«
    Tara und Katherine waren verdutzt. Woher wußte Liv das? »Du bist vielleicht eine Nummer.« Tara schüttelte den Kopf. »Gleich wirst du uns noch erklären, daß du manchmal da hingehst.«
    »Das tue ich tatsächlich.«
    »Aber du bist nicht katholisch.«
    »Na und? Bei meiner Suche nach dem Glück gehe ich auch in Synagogen, Moscheen, zu den Quäkern, in Hindu-Tempel, zu den Samaritern, zum Psychotherapeuten und zu Harvey Nichols. Und überall werde ich mit offenen Armen empfangen«, erklärte sie.
    »Du weißt nicht zufällig den Namen eines der Priester dort, oder?« fragte Katherine, eigentlich ohne eine Antwort zu erwarten.
    »Doch, natürlich. Father Gilligan. Sagt ihm schöne Grüße von mir. Jetzt muß ich mal zur Toilette. Bin gleich zurück.«
    Als Liv zurückkam, waren alle Stühle um Fintans Bett besetzt. Milo stand auf und sagte: »Du kannst meinen Stuhl haben.«
    »Nein, danke, es geht schon.«
    Milo beharrte, und JaneAnn schlug vor: »Setzen Sie sich doch auf seinen Schoß.«
    Liv wurde puterrot, so peinlich war es ihr. »Ich bin zu schwer.«
    Milo schien belustigt. »Ich bin auch schwer. Hier ist haufenweise Platz«, sagte er und schlug sich auf die Schenkel.
    »Das geht doch nicht.«
    »Oh, mach schon«, sagte Fintan mit schwacher Stimme.
    »Nun mach schon«, sagten auch Tara und Katherine. »Mach doch, Liv.«
    Also ließ Liv sich mit hochrotem Gesicht auf Milos Schoß nieder, während die anderen sich in die Rippen stießen.
    Später konnte man JaneAnn murmeln hören: »Wenn Gott eine Tür schließt, öffnet er eine andere. Ich werde noch erleben, daß diese Reise zu etwas Gutem führt, und wenn es das letzte ist, was ich erlebe.«
    Selbst die überzeugtesten Atheisten – und nicht wenige erhoben Anspruch auf diese Bezeichnung – schickten das eine oder andere Stoßgebet zum Himmel, als der Freitagstermin herannahte.
    Man hatte Fintan gesagt, daß die Ergebnisse so gegen vier dasein würden. Deswegen waren ab zwei Uhr aller Augen auf die Tür geheftet. Immer wenn jemand mit einem weißen Kittel ins Zimmer kam, gab es ein winziges, aber wahrnehmbares kollektives Aufschrecken. Die Unterhaltung wurde zunehmend schleppender.
    Schließlich, als ihre Nerven schon zum Zerreißen gespannt waren, trat um zehn vor vier Dr. Singh an Fintans Bett. Er schien etwas zurückzuzucken, als er die blassen Gesichter sah. »Könnte ich mit meinem Patienten sprechen?«
    »Ich möchte, daß sie bleiben«, entgegnete Fintan schwach.
    Dr. Singh war einverstanden. »Ich fürchte, ich habe schlechte Nachrichten«, sagte er dann.
    Katherines Herz schlug heftig in ihrer Brust. Sie konnte die anderen nicht ansehen.
    »Leider haben wir die Ergebnisse noch nicht. Das Labor war überlastet«, fuhr Dr. Singh fort. »Sie müssen sich bis Montag gedulden.«
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    I ch glaube, sie will die

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