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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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weiterzumachen gedachte.
    Sie stützte sich auf ihren knochigen Ellbogen, und die abgemagerten Muskeln ihres Oberarms zitterten ein wenig, als sie ihren Kopf, der zu groß für ihren Körper war, in die Hand stützte. »Ich hoffe, das hier ist kein OneNight-Stand«, warnte sie ihn scherzhaft und sah an ihm in seiner berauschenden Nacktheit hinunter.
    Lorcan faltete die Hände hinter dem Kopf und zeigte die seidenen Büschel seiner Achselhaare. »Ein OneNight-Stand?« sagte er und klang überrascht. »Soll das ein Witz sein?«
    Adrienne sonnte sich in einem Gefühl der Selbstgefälligkeit. Sie war sich ziemlich sicher gewesen, daß sie hier die Sache in der Hand hatte, aber man wußte es nie genau…
    »Ich käme nie drauf«, sagte Lorcan, »ich bin entschieden gegen OneNight-Stands.«
    Ihr Selbstbewußtsein schwoll an, und gleichzeitig verachtete sie alle Frauen, die sich von Männern wie Dreck behandeln ließen. Das würde ihr nicht passieren. O nein!
    »Ich meine«, sagte Lorcan mit einem kalten Lächeln, »eine ganze Nacht? Bist du verrückt? Das ist ja wie verlobt!«
    Noch bevor Adrienne ungläubig den Kopf schütteln konnte, sprang Lorcan von ihrem Futon auf.
    »Was machst du?« Sie war entsetzt.
    »Ich ziehe mich an.«
    »Aber warum?« Adrienne richtete sich auf. Sie konnte nicht glauben, daß sie plötzlich eine Niederlage erlitt.
    »So kann ich wohl kaum nach Hause gehen«, sagte er und lachte über seinen Witz.
    Als er auf dem Boden nach seinen weggeworfenen Unterhosen suchte, sagte Adrienne: »Aber es ist ein Uhr nachts. Du kannst jetzt nicht gehen.«
    Sie war zu jung und zu hübsch und hatte noch nicht gelernt, wie man Enttäuschung kaschiert. Hatte nicht genug Übung. Im Lauf der Zeit, mit zunehmender Erfahrung…
    »Aber ich muß«, sagte Lorcan und tat unschuldig.
    »Warum?«
    »Weil«, sagte er heftig, als hätte er noch nie eine so dumme Frage gehört, »weil meine Freundin sich fragen wird, wo ich bin.«
    »Aber ihr lebt doch nicht zusammen.«
    »Aber ich habe ihr versprochen, noch vorbeizukommen.«
    Das Fünkchen Hoffnung, das Adrienne noch hatte, erlosch, als sie sah, wie er sich in aller Eile Jeans und Stiefel anzog, und sie erkennen mußte, daß er sie reingelegt hatte. Etwas in ihr fing an zu weinen. »Du tust mir leid«, sagte sie zu seinem Rücken, als er, schon voll bekleidet, vor dem Spiegel stand.
    »Warum?« Er schien ernstlich besorgt. »Wegen meiner Haare?«
    Sie machte große Augen und war momentan abgelenkt von ihrer Ansprache darüber, wie unglücklich er sein mußte, wenn er so grausam war.
    »Nein«, sagte sie, »nicht wegen deiner Haare. Du tust mir leid, weil du ganz schön Probleme haben mußt, wenn du –« Sie brach ab. Die Neugier hatte sie gepackt. »Was ist denn mit deinen Haaren?«
    »Na ja«, sagte Lorcan lachend und schüttelte seine Mähne, »guck doch, wie sie aussehen. Völlig durcheinander.«
    Nach den sexuellen Ausschweifungen war seine Haarpracht in der Tat aus der Fasson geraten. Die zwei Löckchen, die ihm von der Stirn abstanden, kamen ihr in ihrem gedemütigten und benommenen Zustand wie zwei Hörner vor. Lorcans Blick fiel auf eine Dose Haarwachs, die auf der Kommode stand. Nicht das, was er normalerweise nehmen würde, und bestimmt kein Markenprodukt – er erinnerte sich vage, daß es in einem Test, den er in
Hairdressing Now!
studiert hatte, schlecht abgeschnitten hatte –, aber dies war ein Notfall. »Wie findest du das Zeug hier?« fragte er und hielt das magentafarbene Töpfchen in die Höhe. »Soweit ich weiß, hält es gut, macht aber die Haare etwas klebrig.«
    »Wie kannst du von Haaren sprechen, wenn ich über unsere Beziehung sprechen will?«
    Lorcan lachte auf. »Unsere was?«
    Sie sagte nichts. Das war ein Fehler gewesen.
    »Du wirst nie glücklich sein«, erklärte Adrienne pompös und sagte das, was andere Frauen vor ihr auch schon gesagt hatten.
    Lorcan zuckte die Achseln und verrieb einen münzgroßen Klecks Haarwachs in der Handfläche, ganz nach Anweisung.
    »Warum tust du mir das an?« fragte sie.
    Gute Frage. Liebevoll rieb er das Wachs in sein Haar.
Jetzt ist es gleich besser, meine Hübschen.
    »Sprich mit mir«, schrie sie frustriert. »Was willst du vom Leben? Wonach suchst du? Ich meine, was willst du?«
    Lorcan sah sie im Spiegel lang und eindringlich an. »Frieden in der Welt.«
    Als Lorcan Adriennes Wohnung verließ, fühlte er sich merkwürdig leer. In den drei Wochen seit dem Butterfiasko hatte er keine Arbeit gehabt. Auch die

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