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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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zu sich zu kommen.
    Mit einem Mal hörte sie auf. Die kleine Ansammlung, die sich um sie herum gebildet hatte, war enttäuscht. Ihr war plötzlich klargeworden, was sie zu tun hatte. Sie mußte zu jemandem gehen, der ihr helfen konnte. Der die Dinge wieder ins Lot bringen konnte. Der die Dinge
immer
ins Lot bringen konnte, so oder so. Zu Tara.
49
    A ls Tara die Tür öffnete, wäre Katherine bei dem Geruch, der ihr entgegenschlug, beinahe umgesunken, aber sie konnte sich von dem eigentlichen Zweck ihres Besuches nicht ablenken lassen.
    »Es tut mir leid«, sagte Katherine schnell, bevor Tara ihr die Tür vor der Nase zuschlagen konnte. »Es tut mir wirklich sehr leid, wirklich.« Sie schluckte den dicken Kloß in ihrem Hals herunter. »Hier, die sind für dich!« Kloß in ihrem Hals herunter. »Hier, die sind für dich!« Stunden-Blumenladen entgegen. Tara kamen die Tränen. »Entschuldige, daß sie so ordinär sind und ganz zerrupft«, sagte Katherine mit unsicherer Stimme, »aber die anderen Blumenläden waren schon geschlossen.«
    »Die sind doch schön.« Tara wischte sich verstohlen eine Träne weg. »Mir tut es auch leid, daß ich das alles gesagt habe, Katherine, ich hatte kein Recht dazu.«
    »Und ob du ein Recht dazu hattest«, rief Katherine.
    Von Gefühlen übermannt sanken sie sich in die Arme und ließen ihren Tränen freien Lauf. »Es tut mir leid, es tut mir so leid.«
    »Oh, Tara, bitte sei lieb zu mir!« sagte Katherine an Taras Hals.
    »Aber natürlich. Was ist denn?«
    »Joe Roth war schrecklich. Ich fühle mich so gedemütigt. Wie kann ich je wieder ins Büro gehen?«
    »Oh, mein Gott, heißt das, du hast es getan … Oh, arme Katherine.«
    Tara drückte sie an sich und wiegte sie in ihren Armen, bis Katherine es nicht mehr aushalten konnte. »Tara?« fragte sie verlegen. »Was ist das für ein schrecklicher Gestank?«
    Tara seufzte schwer und blickte in die Ferne. »Komm rein, und ich erzähl es dir.«
    Katherine folgte ihr in die braune Höhle.
    »Ich habe etwas gemacht, was ich besser hätte lassen sollen, aber ich konnte nicht mehr an mich halten«, erklärte Tara.
    »Du hast aber…?« Katherine hatte Angst. »Oder hast du…?«
    »Was habe ich?«
    »Hast du Thomas umgebracht?«
    Tara lachte. »Noch nicht. Nein, es ist mein altes Problem, mein immerwährender Kampf mit meinem Leibesumfang.«
    Katherine wurde rot vor Scham. »Es tut mir leid, daß ich gesagt habe, daß du … ehm … nicht dünn bist.«
    »Aber es ist die Wahrheit«, sagte Tara mit Bedauern.
    In den drei Wochen, seit Fintan krank war, hatte sie derart viel zugenommen, daß sie am Freitagmorgen, als sie in den Spiegel blickte, von Panik ergriffen wurde. Es mußte etwas geschehen. Sie fühlte sich schwerfällig, nichts paßte mehr, die Blusen spannten, die Jacken saßen so stramm, daß sie die Arme nicht heben konnte, Rockbunde schnitten ihr ins Fleisch, die engen Sachen trieben ihr den Schweiß aus den Poren. Kleider waren ihre erklärten Feinde.
    Es gab viele Leute, die das Gewicht gleich tonnenweise verloren. Wie zum Beispiel Oprah Winfrey. Es war also möglich, aber bei ihr mußte es schnell gehen. Nach der Katastrophe mit den Toning-Tables war sie vor Scharlatanen erst einmal gewarnt. Aber einschneidende Maßnahmen waren erforderlich. Und zwar dringend. »Wenn es so was wie Hinterhof-Liposuction gäbe, würde ich sofort hingehen«, gestand sie.
    Dann erinnerte sie sich an einen Kosmetiksalon in ihrer Nähe, der ein Schild vor der Tür stehen hatte mit der Aufschrift: »Schlammpackungen – schwitzen Sie die überflüssigen Pfunde weg.« Beinahe hätte sie vor Erleichterung geweint. Was sie über Schlammpackungen gehört hatte, gefiel ihr. Die Vorstellung, von oben bis unten in eine warme, geschmeidige, schokoladenartige Substanz eingepackt zu sein und zu einer Art menschlichem Bounty zu werden, während das überflüssige Fett in Form von Schweiß von ihrem Körper in den weichen, warmen Schlamm troff, klang himmlisch in ihren Ohren. Abnehmen und Verwöhnen in einem. Was könnte schöner sein!
    Sie rief bei dem Kosmetiksalon an und erfuhr, daß bei der Methode ein Mindestverlust von zwanzig Zentimetern garantiert wurde. Zwanzig Zentimeter! Sie war begeistert von der Vorstellung, zehn Zentimeter von ihrem Bauchumfang und jeweils fünf an den Oberschenkeln zu verlieren, und machte einen Termin für die Mittagspause. Wenn es klappte, konnte sie am Montag wieder hingehen und noch einmal zwanzig Zentimeter abnehmen, und dann

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