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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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böse.
    »Aber freust du dich nicht?« fragte Tara entmutigt.
    Katherine stand schweigend daneben. »Bist du nicht aufgeregt? Ich meine, es ist nur deinetwegen soweit gekommen. Gewissermaßen, sozusagen…«
    »Ich glaube, du verwechselst mich mit dem Krebspatienten, den so was noch interessiert.«
    »Aber sie hat es für dich getan.« Plötzlich hatte Tara ein unwiderstehliches Verlangen nach einer Zigarette. »Das stimmt nicht«, sagte Fintan. »Sie hat es für sich getan.«
    »Ich habe es
wirklich
für dich getan«, beharrte Katherine mit einem Krächzen.
    »Und jetzt kannst du damit aufhören.«
    »Dazu ist es jetzt zu spät.«
    »Gar nicht. Es ist nie zu spät. Du bist wieder frei. Ich möchte sogar, daß du dich nicht mit ihm triffst«, sagte Fintan in verletzendem Ton.
    »Das kannst du nicht tun.« Taras Stimme überschlug sich fast. »Sie hat eine Jacke von Dolce and Gabbana gekauft. Und Unterwäsche von Agent Provocateur. Und
    Prada-Stiefel – zeig ihm die Stiefel, Katherine, zieh die Jeans hoch, sieh dir diese
Absätze
an, Fintan. Der Pullover ist zwar nur von French Connection…« Als Katherine gehorsam die Jeans hochzog, stand ein flehender Ausdruck in ihrem Gesicht. Die Vorstellung, nicht zu der Verabredung mit Joe Roth zu gehen, enttäuschte sie mehr, als sie sagen konnte.
    »Siehst du«, sagte Fintan, den Mund zu einem bitteren Lächeln verzogen, »du willst dich mit ihm treffen. Es hat nichts mit mir zu tun. Ich war nur der Auslöser.« Katherine war in tiefe Konflikte gestürzt. Sie hatte nichts mit Joe zu tun haben wollen. Also, eigentlich schon, aber sie hätte nie etwas getan, um es möglich zu machen. Und sie hatte wirklich Angst gehabt, daß Fintans Zustand sich verschlechtern würde, wenn sie nicht tat, worum er sie bat. Aber sie mußte zugeben, daß ein Teil von ihr froh war, einen Grund gehabt zu haben, Joe anzumachen. Und jetzt wollte sie nicht aufhören. Sie hatte das Gefühl, daß es nichts mehr mit Fintan zu tun hatte.
    Und vielleicht hatte es sowieso nie etwas mit ihm zu tun gehabt, außer daß seine Krankheit alles ins Rollen gebracht hatte.
    All das war für sie schrecklich unangenehm, und plötzlich verstand sie, wie Tara sich gefühlt haben mußte, als Fintan von ihr verlangte, sie solle Thomas verlassen.
    »Aber warum hast du mich dann gebeten, wenn es dir hinterher gleichgültig ist?« murmelte sie.
    »Ich habe Krebs, meine Gute. Ich kann machen, was ich will.« Fintans Stimme war voller Überdruß. »Damals schien es mir eine gute Idee, Katherine. Wirklich. Ich dachte, du und Tara, wenn ihr euer Leben voll auslebt, dann würde ich durchkommen. Liv hat mir erklärt, daß ich mich in der dritten Phase befand, in meiner Reaktion auf eine schlechte Nachricht – und da will man einen Handel abschließen.«
    »Was sind die ersten beiden?« fragte Tara.
    »Leugnen und Depression.«
    »Und in welcher bist du jetzt?«
    »Ich bin in der vierten versumpft.«
    »Und was ist das für eine?«
    »Selbstmitleid. Merkt man das nicht?«
    »Es ist kein Selbstmitleid«, sagte Katherine, die sich mit Liv unterhalten hatte. »Es ist Zorn.«
    »Auch egal.«
    »Gibt es eine fünfte Phase?« fragte Tara, auf alles gefaßt. Was würde ihnen noch bevorstehen?
    »Ja. Sich abfinden, anscheinend. Aber bis dahin bin ich tot.«
    Tara wollte in einer automatischen Antwort diese Möglichkeit leugnen, aber Fintan ließ es nicht zu. »Laß das, bitte. Wie ein Kind behandelt zu werden macht mich so unglaublich sauer. Guck mich doch an – ich habe immer noch einen Kiwi-Hals, trotz enormer Dosen schauderhafter Chemotherapie. Ich bin ein lebendiger Krebstumor, ich kann an nichts anderes denken.« Zu Katherine gewandt sagte er: »Geh du mal. Triff dich mit ihm, vergnüg dich, mach dir einen schönen Tag.« Sie zögerte zuzugeben, daß sie sich mit Joe Roth verabredet hatte, weil sie selbst es wollte. Aus dem Bedürfnis heraus, Fintan mit einzubeziehen, sagte sie: »Wenn es gutgeht, bringe ich Joe vorbei, damit du ihn kennenlernst.«
    »Mach dir keine Mühe.«
    »Ich glaube, ich sollte gehen«, sagte Katherine. »Sonst komme ich noch zu spät.«
    Auf dem Weg zur U-Bahn-Station legte sie auf ihren zehn Zentimeter hohen Absätzen ein beträchtliches Tempo vor und versuchte so, den Zorn und die Verwirrung, die in ihr tobten, abzuschütteln.
    Tara blieb mit Fintan allein. Sie fühlte sich äußerst unwohl mit ihm. Anscheinend ging es Sandro nicht anders, denn er vermied es, ins Zimmer zu kommen. Früher war Fintans Leben

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