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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Taxifahrer vor der Tür. Dann wieder Stimmen, blechern, gedämpft.
    Höchst seltsam.
    Lorcan schrak zurück, als ein scharfes Ratatatatat an der Tür zu hören war. Ein offiziöses, herrisches Ratatatatat, nicht das verstörte Klopfen eines zarten Frauenknöchels.
    »Mr. Larkin«, sagte eine Männerstimme im Befehlston. »Können Sie mich hören? Öffnen Sie bitte die Tür!« Und wieder das Knistern von dem Funkgerät.
    »Er scheint nicht zu reagieren«, sagte eine Stimme.
    »Wir sollten die Tür aufbrechen«, antwortete eine Frauenstimme.
    Es war nicht Amys.
    Lorcan war eher neugierig als verängstigt. Kein bißchen verängstigt. Wenn dies ein Raubüberfall war, dann ließ er Diskretion, das Markenzeichen eines guten Einbruchs, vermissen.
    »Wir sollten versuchen, das Schloß auszubauen«, schlug die Männerstimme vor.
    Das werdet ihr mitnichten, dachte Lorcan aufgeschreckt. Ein Schloß ist ein teurer Spaß. Er marschierte zur Tür und riß sie weit auf.
    Konsterniert sahen sich Constable Nigel Dickson und Constable Linda Miles einem sehr großen, sehr verärgerten, sehr nackten Mann gegenüber, der ein rosa Handtuch um den Kopf geschlungen hatte und seinen Penis in der Hand hielt.
    »Ehm, Mr. Larkin?« fragte Constable Dickson, als er seine Fassung wiedergefunden hatte.
    »Wer will das wissen?« fragte Lorcan zurück und musterte das stämmige Duo, die Uniformen, die Mützen, die Walkie-talkies, die schweren Schlagstöcke, die fluoreszierenden Westen, das schwarzweiße Karomuster überall.
    »Ein Mr. Lorcan Larkin wird als vermißt gemeldet, von einer Ms. Amy … Wie heißt sie weiter?« fragte er seine Kollegin.
    Aber Constable Linda Miles hörte ihm gar nicht zu. Sie konnte ihre Augen nicht von Lorcan abwenden. Noch nie hatte sie rote Schamhaare gesehen. Obwohl diese hier ja nicht richtig rot waren, sondern eher von einem wunderschönen leuchtenden Kupferrot…
    »Von einer Ms. Amy Jones.« Nigel hatte sein Notizbuch hervorgeholt, als er merkte, daß seine Kollegin wie gebannt auf Lorcans Schamgegend starrte. »Sie machte sich Sorgen, weil Sie ihre Anrufe nicht beantwortet haben, obwohl in Ihrer Wohnung Licht zu sehen war. Sie befürchtete, daß Ihnen etwas zugestoßen sein könnte, ein Unfall, oder … daß Sie sich etwas angetan haben.« Seine Stimme verklang, als er Lorcans zornentbrannte Miene sah.
    »Wo ist sie?« zischte Lorcan und ließ seinen Pimmel los.
    »Im Streifenwagen.« Nigel schluckte. Vielleicht war es einer von denen, die im erigierten Zustand nicht viel größer waren. »Wir haben ihr gesagt, daß wir ihr über Funk Bescheid geben, wenn wir Zutritt zu der Wohnung haben.«
    »Bevor Sie sie verhaften, weil sie die Zeit der Polizei unnötig in Anspruch genommen hat«, sagte Lorcan mit drohender Stimme, »sagen Sie ihr, daß ich morgen einen Vorsprechtermin habe. Wenn ich die Rolle nicht bekomme, ist das ihre Schuld.«
    Lorcan schlug ihnen die Tür vor der Nase vor, und Linda sah Nigel aus schmalen Augen an. »Das habe ich mir doch gleich gedacht, daß wir nur unsere Zeit verschwenden.«
    »Du warst scharf auf ihn«, warf Nigel Linda eifersüchtig vor. »Das stimmt nicht, Nige!« rief sie.
    »Und ob. Ich hab doch gesehen, wie du seinen Piephahn angestarrt hast. Bestimmt wünschst du dir, daß meiner so groß ist wie seiner.«
    »Das stimmt nicht, Nige!«
    Constable Nigel Dickson und Constable Linda Miles hatten seit viereinhalb Monaten eine Affäre. Dies war ihr erster Streit.
    »Egal«, sagte Nigel etwas bedrückt, »er ist Ire, wahrscheinlich einer von der IRA.«
    »Ach, er war Ire?« sagte Linda enttäuscht. »Iren kann ich nicht ausstehen.«
    Nachdem Lorcan die Tür zugeschlagen hatte, ging er wieder ins Bett. Allerdings war er nicht so wütend, wie er getan hatte. Er war sogar sehr erleichtert. Einen schrecklichen Augenblick lang hatte er geglaubt, daß seine Vergangenheit ihn nun doch eingeholt habe und man ihn verhaften würde. Wegen einer lächerlichen Sache – Sex mit einer Minderjährigen.
    Statt dessen hatte eine Frau ihm die Polizei ins Haus geschickt, weil sie verzweifelt war und wollte, daß er mit ihr redete. Das war ihm bis dahin noch nie passiert, und er mußte zugeben, daß er sich geschmeichelt fühlte.
16
    A ls Tara am Montagmorgen aufwachte, hatte sie einen Riesenhunger. Aber sie war auch fest entschlossen, nicht zu essen. Hunger ist mein bester Freund, sagte sie sich immer wieder, während sie im Bett lag und den schwarzen Kaffee trank, den Thomas ihr übriggelassen hatte.

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