Pusteblume
geschafft, aber das würde sie ihm nicht auf die Nase binden. »Sprechen Sie doch mit meiner Assistentin Breda«, schlug sie vor. »Sie kann Ihnen auch weiterhelfen, und ich bin mir sicher, sie würde sich über einen schönen Lunch freuen.«
»Also gut«, sagte Joe niedergeschlagen und ging.
Normalerweise würde er nicht so leicht aufgeben, aber dies war die vierte Woche der fortwährenden Niederlagen, und er war verzweifelt. Deshalb ging er zu Fred Franklin und bat ihn, seinen Einfluß für ihn geltend zu machen. Fred saß mit Myles, einem jungen, aufstrebenden Werbetexter, in seinem Glaskasten. »Fred«, sagte Joe und verzichtete auf alle Höflichkeiten, »ich brauche deine Hilfe.«
Fred wußte, was Joe wollte, weil er ihn im Gespräch mit Katherine gesehen hatte. Fred verstand die internationale Sprache der Zurückweisung. Er war sogar bestens mit ihr vertraut, da sein Pech mit Frauen erst aufgehört hatte, als er mit fünfunddreißig befördert worden war. Und nach Joes Körpersprache während des Gesprächs mit Katherine zu urteilen – die bittend ausgestreckten Arme, der ernste Ausdruck im Gesicht –, war es eindeutig, daß er eine Abfuhr erteilt bekommen hatte.
»Du bist ein kranker Mann«, sagte Fred.
»Ist das wahr?« fragte Myles interessiert. »Wie krank? Wir haben hier was für die meisten Richtungen. Wie wär’s mit Chain in der Druckerei, wenn du Spaß an kleinen Abarten hast?«
»Jane?«
»Nein, Chain. Die wird dich wieder aufrichten.«
»Wie heißt sie wirklich?« fragte Joe matt. Versehentlich hatte er, seit er bei Breen Helmsford arbeitete, einige der Frauen mit ihren Spitznamen angeredet. Den meisten schien es nichts auszumachen, aber ihm war das peinlich.
»Pauline«, sagte Myles. »Wir nennen sie Chain, weil … na ja, wenn ich von ›pelzigen Handschellen‹ spreche, weißt du sicherlich, was ich meine…«
»Er ist auf die frigide Irin scharf«, fuhr Fred dazwischen.
»Auf die Eiskönigin?« rief Myles erstaunt aus. »Ich wußte nicht, daß du zum Masochismus neigst.«
»Tue ich doch gar nicht.«
»Und ob, mein Lieber! Bei der knallst du mit dem Kopf gegen eine Betonwand.«
Myles hatte Joe Roth ganz in Ordnung gefunden und ihn für einen guten Typen gehalten, mit dem man mal ein paar Witze reißen konnte. Vielleicht mußte er seine Meinung ändern.
»Wie ist es denn mit May in der Poststelle?« sagte er, weil er Joe gern gerettet hätte. »Du kennst sie bestimmt Brustwarzen, an denen man seinen Mantel aufhängen kann, einen Arsch, in dem man sein Fahrrad parken kann. Ob sie’s macht? Na klar. Man sollte sich nicht davon abschrecken lassen, daß sie bei einem Wiedereingliederungsprogramm vom Sozialamt mitmacht. Ein bißchen verrückt schadet überhaupt nicht, sage ich immer. Es törnt sogar an!«
»Wie heißt sie wirklich?« fragte Joe, der in eine depressive Stimmung versank.
»May«, sagte Myles. »Aber warum sie so heißt, weiß ich nicht. Bei ihr gibt es kein Vielleicht, sie kann immer.«
Fred und Myles brachen beide in lautes Machogelächter aus, und Joe zog spontan einen Stellenwechsel in Betracht. War der Frauenhaß hier schlimmer als in seiner früheren Firma, oder wurde er einfach alt?
Er durchbrach den Heiterkeitsausbruch und sagte: »Abgesehen von allem anderen muß ich mit Katherine über das Noritaki-Budget sprechen.« Auf der Stelle hörte das Lachen auf.
»Meinst du, ich bin von gestern, mein Guter?« höhnte Fred. »Sprich mit der dicken Breda darüber. Mach schon«, drängte er, als Joe nicht antwortete, »die hat wenigstens Titten.«
»Sprich mit Katherine«, sagte Joe. »Ich mach’s auch wieder gut.«
Fred dachte nach. Joe war ein gutaussehender Mann und ein häufiges Gesprächsthema bei den weiblichen Angestellten. Sollte es ihm gelingen, bei der frigiden Irin zu landen, so würde er sofort jedes Interesse an ihr verlieren. Während sie bis dahin bis über beide Ohren verliebt sein würde. Sich das anzuschauen wäre sicherlich lohnenswert.
»Meinetwegen«, brummte Fred und stemmte sich aus seinem Ledersessel.
Als Katherine sah, wie Fred durch den Raum auf sie zuschlenderte, wußte sie, was bevorstand. Ein Teil von ihr verachtete Joe, weil er zum Chef gelaufen war, aber trotz ihres tiefsitzenden Selbsterhaltungstriebs nahm sie doch mit gewisser Bewunderung zur Kenntnis, wie hartnäckig er sich bemühte. Allerdings hatten sich andere Männer vor ihm auch schon hartnäckig bemüht, und es hatte dann doch mit Tränen geendet…
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