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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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studiert hatte, »es gibt keinen Risotto Chanterelle mit Trüffel-Raspeln.«
    »Ach, das muß es geben!« Sie lächelte. »Sehen Sie sich doch mal um.« Sie deutete auf die zitronengelben, in Wischtechnik gestrichenen Wände, die Tröge mit ZenBepflanzung, die runden, in die Decke eingelassenen Halogenstrahler. Joe lachte, und Katherine amüsierte sich köstlich. Aber als sie die Speisekarte aufschlug, sagte sie überrascht: »Es gibt auch keine Koriander-Zitronengras Suppe!«
    »Ach, das muß es geben«, sagte auch Joe, »sehen Sie sich doch mal um.« Und diesmal war es Joe, der sich auf Katherines Kosten amüsierte.
    Sie konnte ihn in keine Schublade einordnen. Die meisten Männer, die ihr derart hartnäckig nachstellten, hatten ein überdimensionales Ego. Das brauchten sie auch – wenn es in ihrer Rüstung irgendwelche Risse gab, fand Katherine sie und fügte ihnen mit ihrem Spott tödliche Wunden zu. Doch wenn Joe kein besessener Egomane war, mußte er dumm wie Stroh sein oder naiv wie Forrest Gump, und eigentlich glaubte sie das beides nicht.
    Die Bedienung kam an ihren Tisch. »Möchten Sie gern wissen, was es für Tagesgerichte gibt?« sagte sie. »Als Vorspeise haben wir Risotto Chanterelle…«
    Katherine hörte den Rest nicht. Ein riesiges Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit, und Joe, der für einen Moment von ihrer Offenheit überrascht war, erwiderte es mit einem gleichfalls strahlenden Lächeln.
    Katherine entdeckte, welchen Spaß diese Spiele machen konnten.
    Als sie seine langen, feingliedrigen Finger beobachtete, die am Stiel des Weinglases entlangstrichen, spürte sie ein fast vergessenes zupfendes Gefühl ganz tief unten in ihrem Körper. Als wäre ein Gummi gerissen. O nein!
    Sie bestellte Tagliatelle. Sie würde nicht weich werden und weigerte sich, ein unverfängliches Gericht zu bestellen, das man ohne Mißgeschicke verzehren konnte. Was machte es schon, wenn die Nudeln auf dem Weg zum Mund unordentlich von der Gabel baumelten? Wenn sie gegen ihr Kinn schlugen und dort Spuren von Roquefort und Sahnesoße hinterließen? Es zeigte nur, wie gleichgültig er ihr war. Sie hätte auch Spinat bestellt, der zwischen den Zähnen hängenbleiben konnte, nur daß der leider nicht auf der Speisekarte stand.
    Während sie ihre Vorspeise aßen, kam das Gespräch auf das, was sie verband, nämlich die Arbeit. Aber Joe sprach unbefangen von sich selbst, so daß Katherine vermutete, er erwarte dasselbe von ihr.
    Er erwähnte, daß er einige Wochen zuvor nach Hause gefahren sei. Dann sagte er: »Ich bin im Juli dreißig geworden, und meine Mutter meint, daß ich schwul sein muß, weil ich nicht verheiratet bin.« Als er darauf nicht lange und bedeutungsvoll schwieg und sie ansah, wie ein Hund, der sein Fressen will, entspannte sie sich wieder. Vielleicht war das nicht der Köder, um herauszufinden, wie alt sie war und ob sie in festen Händen war.
    »Woher kommen Sie denn?« fragte sie.
    »Aus Devon. Eigentlich bin ich ein Landkind.« Als wäre das etwas, worauf man stolz sein könnte, dachte sie spöttisch.
    Doch dann sagte sie: »Ich komme auch vom Land.« Und in Antwort auf seine Fragen erzählte sie ihm ein bißchen von Knockavoy. Von der Landschaft dort.
    Von den riesigen Wellen des Atlantiks, die manchmal so hoch waren, daß sie durch die Fenster schwappten. Und von der Luft, deren Aroma so kräftig war, daß man sie, wie ihre Freundin Tara meinte, mit Messer und Gabel essen könne.
    Arme Tara, dachte Katherine. Es stimmt, bei ihr dreht sich alles ums Essen. »Es hört sich an wie Touristenwerbung für Irland.« Sie lächelte.
    »Es muß schwer gewesen sein, das hinter sich zu lassen.«
    »Nein. Ich konnte gar nicht schnell genug weg«, gab sie zu.
    »Mir gefällt die Anonymität in London.«
    »Es ist eine urbane Wüstenei«, neckte Joe sie, »und die Menschen kümmern sich nicht genug umeinander.«
    »Das mag sein, aber es gibt wunderbare Schuhgeschäfte«, gab sie zurück.
    Er lachte und sah sie mit uneingeschränkter Bewunderung an. Er war wirklich sehr gutaussehend, dachte sie. Und das ärgerte sie.
    Der Hauptgang wurde serviert. Joes Gericht war eine beeindruckende vertikale Konstruktion. »Wie machen sie das?« fragte er bewundernd und betrachtete es eingehend.
    »Verstehe. Eine Schicht Bruschetta, eine Schicht Huhn, dann Basilikum, eine Schicht sonnengetrocknete Tomaten und eine Schicht Mozzarella. Dasselbe so oft wie nötig wiederholen. Großer Gott, versuchen Sie nicht, das zu Hause

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