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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Schreck hervor, und er machte den Mund auf und zu, ohne ein Wort herauszubringen.
    »Du siehst wie ein Goldfisch aus«, fuhr sie ihn an. »Ich muß telefonieren.«
    Sie knallte die Schlafzimmertür hinter sich zu, schleuderte ihre Einkäufe auf den Boden, zündete sich mit einer Hand eine Zigarette an und wählte Fintans Nummer mit der anderen. »Was hat der Arzt gesagt?«
    »Ich bin nicht gegangen«, sagte Fintan beruhigend. »Du kannst dir nicht vorstellen, was passiert ist, kurz nachdem wir miteinander gesprochen hatten.«
    »Was denn?«
    »Die Schwellung ging weg.« Fintan lachte. »Als hätte man die Luft aus einem Ballon gelassen. In einem Moment war es eine Kiwi, im nächsten eine Weintraube, und dann eine Rosine!«
    »Ich habe mir Sorgen gemacht.« Sie fühlte sich miserabel. »Vielleicht hättest du trotzdem zum Arzt gehen sollen. Um wenigstens herauszufinden, woher es kam.«
    »Nicht nötig«, sagte er. »Krise abgewendet. Es war nur ein Blinken auf dem Monitor, und jetzt können wir es beruhigt vergessen.«
    »War es wirklich so groß wie eine Kiwi?«
    »So in etwa.«
    »Man kriegt solche Beulen nicht einfach aus heiterem Himmel«, beharrte sie und nahm einen tiefen Zug von ihrer Zigarette. »Irgendwas ist nicht in Ordnung, du solltest dich untersuchen lassen. Wenn es nun wiederkommt?«
    »Tut es aber nicht.«
    »Könnte es aber.«
    »Tut es bestimmt nicht.«
    »Was denkt Sandro darüber?«
    »Sandro denkt überhaupt nicht, oder er tut es so wenig wie möglich, wie du weißt.«
    »Fintan, sei bitte ernst.«
    »Auf keinen Fall.«
    Es entstand eine lange Pause. Schließlich mußte Tara doch ihre Sorge loswerden. »Fintan, ich muß dich etwas fragen. Es geht mich nichts an, aber ich frage dich trotzdem. Hast du in letzter Zeit einen Aids-Test machen lassen?«
    »Tara, du übertreibst.«
    »Sieh mich an«, unterbrach sie ihn streng, »und sag mir, ob du in letzter Zeit einen Aids-Test gemacht hast.«
    »Das kann ich nicht.«
    »Heißt das, du hast keinen machen lassen?« Taras Stimme wurde vor Angst hoch und dünn.
    »Es heißt, daß wir miteinander telefonieren.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    »Hast du in letzter Zeit einen machen lassen?« Fintan überraschte sie mit dieser Frage.
    »Nein, aber…«
    »Aber was?«
    Sie zögerte. Wie sollte sie ihm das erklären?
    Fintan sprach vor ihr. »Benutzt du mit Thomas immer ein Kondom?«
    In einer anderen Situation hätte Tara vielleicht gelacht bei der Erinnerung an Thomas’ Getue in ihrer ersten Nacht, als Tara ihn dazu überreden wollte, ein Kondom zu benutzen. »Als würde man Süßigkeiten mit dem Papier drum essen«, hatte er geklagt. »Oder als würde man mit Schuhen und Strümpfen Kanufahren gehen.« Sie hatte es nie wieder erwähnt. Zum Glück nahm sie seit Alasdair immer noch die Pille.
    »Nein, nicht jedesmal, aber…«
    »Und hat Thomas in letzter Zeit einen Test machen lassen?«
    Als ob er das jemals täte, dachte Tara. Es wäre das letzte, wozu er bereit wäre. »Nein, aber…«
    »Dann halt bitte deine Klappe«, sagte Fintan freundlich, aber unmißverständlich. »Danke für deine Fürsorglichkeit, aber wahrscheinlich war es ein milder Anflug von Myxomatose. Oder vielleicht Diabetes. Was machen deine Krankheiten im Moment?«
    Aber Tara, die wegen der Zurechtweisung und vor Scham rot geworden war, wollte nicht mitmachen.
    »Neue Anzeichen von Tollwut?«
    Sie sagte nichts und verfluchte ihre ungebetene Besorgnis. Wahrscheinlich war die Chance, daß
sie
Aids hatte, größer als die, daß Fintan krank war.
    »Oder Malaria?« fragte er höflich weiter.
    Sie schwieg noch immer.
    »Ich habe gehört, daß zur Zeit Milzbrand umgeht«, sagte er, »zieh dich also warm an!
    »Wenn du dir sicher bist, daß dir nichts fehlt«, sagte sie gedämpft. »Ich muß jetzt in die Küche. Ich rufe morgen wieder an.«
    »Ich bin die ganze Woche weg«, sagte er. »Ich habe in Brighton zu tun. Wir sehen uns am Wochenende.«
    Thomas stand in der Tür und hörte zu. Sie schob ihn aus dem Weg und ging polternd in die Küche. Sie ärgerte sich über sich selbst und war empfindlich getroffen von dem, was Fintan gesagt hatte, außerdem hatte sie einen Riesenhunger und hatte soeben jeden Vorsatz, Diät zu halten, fallengelassen. »Gibt es was zu essen?« fragte sie und riß die Schranktüren auf. Mit Abscheu glitt ihr Blick über die Diätsuppen, Dosentomaten, Nudelpakete und Dosen mit Katzenfutter, die darin lagerten. »Wie in einem Hungergebiet«, murmelte sie. »Eine

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