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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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müssen sie wieder Mode sein. Ich sollte anfangen zu üben.«
    »Jedenfalls sieht es jetzt so aus, daß ich ins Kino gehe.«
    »Am Samstagabend? Ist das nicht ein bißchen traurig?«
    »Nicht so traurig wie Eddies Party.«
    »Mit wem gehst du?«
    »Ich gehe allein.«
    »Gott«, sagte Tara neidisch. »Du bist so cool.«
    »Erzähl mir, was Fintan so treibt. Ich kann ihn nicht erreichen.«
    »Frag mich nicht, ich krieg ihn auch nicht an die Strippe.«
    Danach rief Tara bei Liv an.
    »Tut mir leid«, sagte Liv, »aber Lars fliegt heute abend nach Schweden, und ich begleite ihn zum Flughafen, wo ich uns beide in eine peinliche Situation bringen werde, weil ich weinen muß und ihn betteln werde, seine Frau zu verlassen und bei mir zu bleiben.«
    Obwohl Tara die ganze Woche gehungert hatte, war es eine Tortur für sie, sich zum Ausgehen umzuziehen. Als Dicke kam sie sich nicht wie ein vollwertiger Mensch vor, sie fühlte sich an den Rand gedrängt und der Möglichkeit beraubt, sich ihrer Weiblichkeit zu erfreuen. Wie gern hätte sie sich selbst bewußt in einem engen, aufreizend kurzen Kleid gezeigt, aber so machte sich mit einer weiten, großzügig geschnittenen Bluse, die all ihre Sünden kaschierte und Thomas’ Laune noch verschlechterte, möglichst unauffällig.
    Weil sie niemanden hatte, mit dem sie sich unterhalten konnte, mußte sie drei Stunden in einem Pub ausharren, wo sie Cola Light trank, mit verlangenden Blicken zu den Erdnüssen hinüberschielte und den Tag herbeisehnte, an dem fettarmes Lager-Bier erfunden werden würde. Dann gingen alle zu Eddie, in seine Wohnung in Clapham, wo die Party stattfand. Die kaum den Namen verdiente, wie Tara feststellte, nachdem sie sich einen Überblick verschafft hatte. Es waren ungefähr zwanzig Gäste da, von denen jeder einzelne eingeladen worden war. Wenn die Leute, die mit im Pub waren, nicht nach Hause hätten gehen müssen, um ihre Babysitter abzulösen, wäre es etwas lebhafter geworden.
    Die Musik war so leise, daß sich keiner ermuntert fühlte zu tanzen. Die Gäste standen in kleinen Gruppen herum, sprachen über die Segnungen von MDF, über die Türgriffe in den Conran-Geschäften und gute Sofa-Läden und dabei waren unter den Gästen auch Hetero-Männer.
    Tara gesellte sich zu zwei Frauen, Stephanie und Marcy, die, so hatte es den Anschein, schwanger werden wollten. Es ging darum, wie man den richtigen Zeitpunkt für die Empfängnis abpaßte und daß siebenunddreißig ein gutes Alter war, um das erste Kind zu bekommen.
    »Wie verhält sich denn dein Partner?« fragte Stephanie Marcy.
    »Welcher Partner?«
    »Ehm, ich meine, der Vater…?«
    »Ach so.« Marcy lachte nervös. »Ich weiß es nicht, ich kenne ihn nicht.«
    »Aber ich dachte, du wolltest … ein Kind haben?«
    »Von der Samenbank.«
    Tara entschuldigte sich rasch und ging zu Mira, der Freundin von Paul, die einen kurzen schwarzen Plastikrock trug.
    Keine Gefahr, daß sie über Sofas oder Empfängnis sprechen würde.
    »Er ist ganz klein«, seufzte sie selig, »aber ich bin so glücklich darüber.«
    Worüber sprach sie? fragte sich Tara. Von ihrer Tätowierung? Einem Nasenring? Pauls Penis?
    »Die Sonne scheint den ganzen Tag rein«, erzählte sie begeistert. »Und im Sommer ist der Rhododendron an der Mauer einfach eine
Pracht.
Ein einziges Blütenmeer…«
    Es war nicht zu fassen! Sie sprachen über einen
Garten.
Tara war entsetzt. Man muß sich das mal vorstellen – ein Garten.
    Ziellos wanderte sie in die Küche, wo Thomas mit seinen Kumpeln stand. Sie hielten sich an ihrem Dosenbier fest und warfen sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf. Und zeigten, indem sie dabei lachten, wie »harmlos« es gemeint war. Eddie spottete gutmütig über Thomas’ schlechtbezahlte Arbeit als Lehrer, und Thomas vergalt es ihm, indem er ihn einen »reichen Protz« nannte. Thomas verhöhnte Paul, weil er einen Fußballverein der dritten Liga unterstützte, und Paul erwiderte, wenigstens sei er zu Loyalität fähig. Paul bog sich vor Lachen, als er hörte, daß Michaels Freundin ihn verlassen hatte, und Michael hätte sich fast weggeworfen, als er hörte, daß Eddie sein Auto zu Schrott gefahren hatte.
    Sie schwenkten ihre Bierdosen und grölten vor Lachen, während Tara ein höfliches Lächeln auf ihr Gesicht klebte. Verstohlen, ohne daß Thomas es merkte, warf sie einen Blick auf ihre Uhr. Halb zwei. Hoffentlich konnten sie bald nach Hause. Was für ein enttäuschender Samstagabend. Mit Katherine ins Kino zu

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