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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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du ein schönes Paar Schuhe siehst«, machte Tara ihr Mut. Sie wollte nicht, daß Liv sie allein ließ, denn dann müßte sie mit Thomas zum Fußballspielen gehen.
    »Und wenn sie meine Größe nicht haben?« entgegnete Liv. »Das wäre gefährlich. Jung sagt –«
    »Jung hat keine Ahnung von Schuhen«, sagte Tara und duldete keinen Widerspruch. Sie würde sich von Livs Wissen auf dem Gebiet der Psychotherapie nicht ins Bockshorn jagen lassen. »Aber wenn Jung dich nicht einkaufen gehen läßt, was willst du dann machen?«
    Liv sah sie mit blauen Augen groß an. »Ich will mich betrinken«, sagte sie.
    »Warum sagst du das nicht gleich?« rief Tara und grinste breit. »Ich dachte schon, du wolltest wieder nach Hause und mich hier sitzenlassen. Das ist doch klasse! Wir gehen in einen Pub ganz in der Nähe und saufen uns die Hucke voll, und dann…«, sie senkte die Stimme, damit Thomas sie nicht hören konnte, »… gehen wir irgendwo zum Lunch.«
    »Mit Röstkartoffeln…«, flüsterte Liv erregt.
    »Und jede Menge Soße…«
    »Und danach Apple-Pie…«
    »Mit einem Liter Vanillesoße … Laß uns noch warten, bis Thomas gegangen ist«, sagte Tara.
    Zehn Minuten später wurde Thomas von seinen Fußballfreunden abgeholt. Tara und Liv warteten noch ein paar Minuten, um sicher zu sein, daß er wirklich weg war, dann stießen sie sich freudig erregt in die Rippen und sagten: »Komm, gehen wir!«
    »Sollen wir ein Taxi nehmen?« fragte Liv, als sie unten waren.
    »Ich habe einen Vorschlag«, sagte Tara, den Blick dramatisch in die Ferne gerichtet. »Es ist etwas ungewöhnlich, aber es könnte klappen. Wir könnten nämlich zu Fuß gehen.«
    »Zu Fuß? Wie weit ist es denn?«
    »Ungefähr hundert Meter.«
    »Gut. Sollen wir ein Taxi nehmen?« sagte Liv, ohne die Miene zu verziehen. »Oh! Das war ein Witz! Hast du das gehört, Tara? Das war ein Witz!«
    »Gut, sehr gut gemacht.«
    »Ich kriege ein Medaillon, weil ich einen Witz gemacht habe.«
    »Eine Medaille.«
    Als sie den Pub Fox and Feather ansteuerten, sagte Liv: »Ich mache das nicht so oft.«
    »Was meinst du? Du gehst nicht oft in den Pub?«
    »Nein, ich gehe nicht oft zu Fuß.«
    Kurz vor dem Pub war ein Kosmetikstudio. Im Fenster hing ein großes Schild: »TONING TABLES! PROBIEREN SIE ES AUS! GRATIS!« In Tara keimte Hoffnung auf bei dem Gedanken, daß es noch andere Möglichkeiten gab, schlank zu werden, außer Hungerkuren und Sporttreiben. Vielleicht würde sie nächsten Samstag vorbeigehen und sich informieren.
    Im Pub war es voll und laut, die Menschen aßen, tranken und spielten Darts. Alle waren gut gelaunt.
    »Was willst du?« fragte Tara. »Wein? Gin Tonic?«
    »Nein«, sagte Liv entschlossen. »Ein Bier.«
    »Holla, das lob ich mir.« Tara legte Liv den Arm um die Schulter und drückte sie an sich. »Ich hatte gehofft, daß du das sagen würdest.«
    »Sollen wir jetzt essen oder später?«
    Tara war hin und her gerissen. Natürlich war Essen immer eine gute Idee, aber Alkohol auf leeren Magen hatte eine starke Wirkung, und sie wollte sich am liebsten betrinken…
    »Genau!« stimmte Liv ihr zu. »Wenn wir richtig einen in der Krone haben, dann gehen wir essen.«
    Tara kämpfte sich durch die Menge vor der Bar und kam mit zwei bis zum Rand gefüllten Biergläsern zurück. Dann ging sie wieder los und kam gleich darauf mit zwei weiteren großen Bieren zurück. »Warum nicht? Wir haben schließlich was vor.«
    Sie setzte die Gläser ab und zog aus verschiedenen Taschen ihrer Kleidung ein paar Tüten mit Snacks. »Man kann kein Bier trinken, ohne dabei Chips zu essen.«
    Sie stießen miteinander an. »Jetzt lassen wir die Sau raus«, sagte Tara. »Nein, nicht wörtlich – im übertragenen Sinn!« fügte sie hastig hinzu, als sie Livs erschrecktes Gesicht sah. Livs Englisch war besser als Taras, aber manchmal war sie von den idiomatischen Ausdrücken verwirrt.
    Als sie sich darüber unterhielten, was sie in der vergangenen Woche gemacht hatten, fingen sie ganz schnell an, das Spiel »Mein Leben ist eine größere Katastrophe als deins« zu spielen, das man mit zwei oder mehreren Personen spielen konnte.
    »Hier sitzen wir in der Selbstbemitleidungsecke, und ich bin dicker als du«, sagte Tara.
    »Nein, ich bin dicker als du«, gab Liv zurück.
    »Na, dafür bin ich ärmer als du«, fand Tara.
    »Gar nicht, ich bin ärmer als du«, behauptete Liv.
    »Ja, aber ich habe höhere Schulden als du«, präzisierte Tara.
    »Nein, ich habe noch höhere Schulden«,

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