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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Köpfe.
    »Sie entnehmen es aus dem Hüftknochen. Man bekommt eine Lokalanästhesie, so daß man auf der Haut und in den Muskeln nichts spürt, aber man kann den Knochen nicht betäuben«, sagte er mit monotoner Stimme. »Wenn sie mit der Nadel zustechen, ist es so, als würde einem der Knochen gebrochen. Anscheinend tut es
    höllisch weh.«
    Katherines Mund fühlte sich trocken an, und Tara wurde schwindelig. Das hatten sie sich nicht so vorgestellt. Untersuchungen, ja natürlich. Aber sie hatten keine Ahnung, daß das mit Schmerzen verbunden war. »Ich dachte, sie würden ihm eine Vollnarkose geben«, flüsterte Tara.
    Sandro schüttelte den Kopf. »Die sind sehr geizig mit ihren Vollnarkosen.«
    »Das ist ja furchtbar.« Katherines Miene war eisig.
    Der Gedanke, daß Fintan große Schmerzen erdulden mußte, war fast noch schlimmer als das Wissen, daß er eine lebensbedrohliche Krankheit hatte. »Können wir nicht ein riesiges Theater machen? Und darauf bestehen, daß er narkotisiert wird?«
    »Wir haben es schon versucht.« Fintan war wieder ins Zimmer gekommen. »Ich habe geschimpft. Sogar geweint. In der Hoffnung, daß es dem Arzt so peinlich sein würde, daß er sich bereit erklären würde. Aber er dachte, ich bin einfach nur eine Heulsuse. Was natürlich stimmt.«
    »Aber eine vornehme«, sagte Katherine.
    »Das kannst du laut sagen«, entgegnete er und machte ein hochmütiges Gesicht.
    »Wann erfährst du die Ergebnisse?« fragte Tara. »Gegen Ende der Woche, denke ich.«
    »Hast du schon mit deiner Mutter gesprochen?« fragte Katherine.
    »Nein.«
    »Und wann tust du das?«
    »Ich habe mir noch keinen Termin gesetzt.«
    »Fintan«, sagte Katherine und eilte an seine Seite, »du mußt es ihr sagen. Das ist sonst nicht fair.«
    »Wirklich, Fintan«, beharrte auch Tara. »Sag es ihr!«
    »Das bete ich ihm auch schon die ganze Zeit vor.«
    Sandro sah finster in die Runde.
    »Ich kann das nicht«, sagte Fintan. »Ich kann es einfach nicht. Es bringt sie um.«
    »Es wäre noch schlimmer, wenn sie es herausfindet, wenn es zu…« Tara merkte, daß das, was sie sagte, taktlos war.
    »Deine Mutter hält mehr aus, als du denkst.«
    Katherine kam Tara zu Hilfe. »Du mußt es ihr sagen.«
    »Ich kann nicht.« Fintan verbarg das Gesicht in den Händen.
    »Und wenn wir – ich meine, Tara und ich – es ihr sagen?« fragte Katherine vorsichtig. Sie dachte, er würde den Vorschlag weit von sich weisen. Auf keinen Fall
    hatte sie damit gerechnet, daß er die Hände vom Gesicht nehmen und sagen würde: »Würdet ihr das machen?«
    »Klar. Wir machen es sofort«, erklärte Katherine, während Taras Gesicht vor Schreck erstarrte.
    »Wäre es euch recht, wenn ich nicht zuhöre?« fragte Fintan.
    »Wir rufen vom Schlafzimmer aus an, dann hörst du kein Wort. Komm, Tara.«
    Sie gingen ins Schlafzimmer, und als sie Tür hinter sich zugezogen hatten, sagte Katherine: »Ist schon gut, du feiges Huhn, ich mache es.«
    »Ich kann das auch machen, wenn du willst.«
    »Ist nicht nötig. Aber du kannst meine Hand halten.
    Und mir die Nummer sagen. Was ist nur mit mir los?
    Jetzt fällt mir nicht mal die Vorwahl für Irland ein.« Als JaneAnns mißtrauisches »Hallo« knisternd durch die Leitung kam, zitterte Katherine.
    »Hallo, Mrs. O’Grady. Hier ist Katherine Casey.« Tara drückte Katherines freie Hand so fest, daß die Knochen krachten.
    »Katherine Casey«, sagte JaneAnn mit langsamer, bedächtiger Stimme. »Bist du es wirklich? Wie geht es dir, Kindchen?«
    »Gut, danke. Ich muß Ihnen etwas –«
    »Und deiner Mutter? Und allen deinen Freunden?«
    »Denen geht es auch gut. JaneAnn, ich muß –«
    »Deine Großmutter habe
    ich erst neulich gesehen, bei dem Ruanda-BenefizAbend. Meine Güte, so eine muntere alte Dame!«
    »Mrs. O’Grady, es tut mir leid, aber ich habe schlechte Nachrichten. Fintan ist krank«, sagte Katherine in einem Atemzug. Sie wollte die Nachricht schnell loswerden.
    »Fintan ist krank? Krank? Was Ernstes?«
    »Ja, es tut mir leid, aber er hat –«
    »Aids«, fuhr JaneAnn dazwischen. »Darauf warte ich schon die ganze Zeit. Neulich stand was in der Zeitung darüber.«
    »Nein, Mrs. O’Grady«, sagte Katherine und zwang sich, ruhig zu bleiben, »es ist nicht Aids.«
    »Ich weiß darüber Bescheid.« Sie klang gefaßt und würdevoll. »Bloß weil ich weitab vom Schuß lebe, heißt das nicht, daß ich nicht Bescheid weiß.«
    »Mrs. O’Grady, Fintan hat eine besondere Art von Krebs.«
    »Ich bin seine

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