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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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weiß, was das ist«, sagte Katherine.
    »Es ist eine Schwäche des Lymphdrüsensystems«, sagte Fintan, bevor sie weitersprechen konnte.
    »Es ist Krebs«, sagte Katherine kaum hörbar.
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    D anach herrschte schreckliches Schweigen. »Stimmt das?« fragte Tara und drehte sich von Katherine zu Fintan zu Sandro. »Stimmt das wirklich?«
    »Katherine hat recht«, bestätigte Fintan.
    Einen Moment lang haßte Tara Katherine. Warum konnte sie sich nicht einmal irren?
    »Wie können sie es ohne Biopsie wissen?« fragte Tara mit gekünsteltem Spott. Sie wußte nicht genau, was eine Biopsie war, aber sie klammerte sich an alles, was einen
    Hoffnungsschimmer versprach.
    Fintan lachte unterdrückt. »Tara, sie haben eine Biopsie gemacht. Was meinst du, warum ich letzte Woche im Krankenhaus war? Was glaubst du, warum ich diesen Verband am Hals habe?«
    »Ich dachte, du wolltest dir die Gurgel durchschneiden.« Sie lächelte schwach. »Willst du damit sagen, daß du letzte Woche im Krankenhaus warst, um eine Biopsie machen zu lassen, und du warst ganz allein?
    Das ist doch furchtbar!«
    »Es ist alles so schnell gegangen.« Fintan zuckte die Achseln. »
    Erst habe ich mit dem Arzt über die KiwiSchwellung gesprochen, und im nächsten Moment bin ich schon auf dem Weg in den OP. Bevor ich weiß, wie mir geschieht, liege ich auf dem Operationstisch, bei vollem Bewußtsein, und kriege einen Lymphknoten rausgenommen. Dann machen sie mich wieder zu und schicken den Lymphknoten ins Labor. Ein wahrhaftiger Wirbelwind, sage ich euch! Ich glaube, ich stand unter Schock. Dann haben sie mir tausendmal Blut abgenommen und mich von vorne bis hinten untersucht. Und heute mußte ich wieder hin, und dann eröffneten die mir, ich habe Krebs!«
    Katherine hatte die ganze Zeit geschwiegen. Jetzt fragte sie bemüht sachlich: »Wie schlimm ist es? In welchem Stadium?«
    »Ich weiß es nicht.« Fintan hob die Hände und ließ sie wieder fallen. »Es gibt verschiedene Arten von HS…«
    »HS?« fragte Tara dazwischen.
    »HodgkinSyndrom.«
    Oh, nein. Er hatte schon angefangen den Jargon der Kranken zu übernehmen.
    »Und sie wissen, daß ich es in den Drüsen am Hals habe, aber sie müssen noch Untersuchungen machen, um zu sehen, ob ich es noch woanders habe.«
    »Zum Beispiel?« fragte Tara.
    »Zwerchfell, Knochenmark, innere Organe. Wenn ich es nur in den Lymphdrüsen habe, bin ich fein raus. Ein bißchen Chemotherapie, und ich bin wie neu geboren.«
    »Und wenn du es woanders hast?« fragte Tara, obwohl sie die Antwort nicht hören wollte.
    »Man kann es behandeln«, sagte Sandro. »Egal, wo es ist, man kann es behandeln.«
    »Du stirbst also nicht?« kürzte Tara die Debatte ab. »Sterben müssen wir alle.« Fintan grinste, und Katherine und Tara schraken vor seinem wilden Ausdruck zurück.
    »Der Arzt war sehr zuversichtlich«, sagte Sandro leise. Tara hatte plötzlich Mitleid mit ihm. Keiner hatte vergessen, daß Sandros früherer Freund gestorben war.
    Dies mußte die Hölle für ihn sein.
    »Was genau ist das Lymphdrüsensystem?« fragte Tara zögernd. »Ich weiß nur, daß Lymphdrainage bei Zellulitis hilft.«
    »Es ist ein Kreislauf, oder?« Katherine wandte sich an Fintan.
    »Teil des Immunsystems.«
    Tara sah Fintan an. »Habe ich das jetzt richtig verstanden? Wenn du … wenn du es nur in den Lymphdrüsen hast, dann ist es nicht so schlimm?« Fintan nickte.
    »Und wenn es nun in deinem Knochenmark entdeckt wird? Oder – wo noch?«
    »In den inneren Organen«, sagte Katherine unbewegt. »Nicht so gut, wenn es im Zwerchfell ist, noch schlimmer, wenn es im Knochenmark ist«, sagte Fintan.
    »Und wenn es in den Nieren oder der Leber ist, na, dann kann man sich gleich verabschieden.«
    »Tut die Schwellung weh?«
    Fintan schüttelte den Kopf.
    »Was passiert jetzt als nächstes?« fragte Katherine. »Morgen früh gehe ich ins Krankenhaus, und da nehmen sie mich in die Mangel.«
    »Wie, in die Mangel?«
    »Ach, du weißt schon.« Fintan tat ganz locker.
    »Knochenmarkbiopsie. Computertomographie.
    Röntgenaufnahmen, die ganze Show. Wir aus der Modebranche stehen dauernd im Rampenlicht.«
    »Hast du Angst?« fragte Katherine sanft.
    »Nein«, sagte Fintan. »Ich habe einen Riesenbammel«, fügte er dann hinzu und bog sich vor Lachen. Als er aufhörte zu lachen, sagte er: »Ich gehe aufs Klo.« Als er aus dem Zimmer war, fragte Sandro sie: »Wißt ihr, wie man eine Knochenmarkbiopsie macht?« Tara und Katherine schüttelten stumm die

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