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Pusteblume

Pusteblume

Titel: Pusteblume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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zugeben, wie angespannt und fremd alles zwischen ihnen gewesen war, und zwar seit – na ja, seit der schlimmen Diskussion über das Schwangerwerden. Schade nur, daß es einer Krise bedurfte, um sie einander wieder näherzubringen.
    Sie eilte in die Küche und sah, wie Beryl sich in Thomas’ Arme kuschelte. »Wo warst du so lange?« fragte er unfreundlich.
    »Im Krankenhaus.« Sie war verwirrt. Hatte er sie nicht in den Arm nehmen wollen?
    »Ich hatte dich gebeten, Beryl zu füttern, und du hast es vergessen«, sagte er anklagend. »Arme Kleine.« Er legte sein Gesicht an das Katzenfell. »Arme, verhungerte Kleine.«
    Taras Herz wurde plötzlich kalt und hart, als sie merkte, daß er die ganze Zeit mit der Katze gesprochen hatte. »Es tut mir leid«, sagte sie müde, »aber ich war mit meinen Gedanken woanders.«
    Thomas seufzte. »Was halten wir denn von Frauen, die mehr an ihre Freunde denken als daran, Beryl zu füttern?« fragte er Beryl. »Das gefällt uns aber gar nicht, was? Nein, das gefällt uns nicht.« Er schüttelte den Kopf, und Tara schien es, als würde Beryl ihren auch schütteln.
    »Es ist doch nicht zu fassen.« Tara explodierte. Thomas’ Unsicherheit war immer die Erklärung für seine Grobheit ihren Freunden gegenüber, aber das ging zu weit. »Fintan hat Krebs!«
    »Ach, wirklich?« fragte Thomas zweifelnd.
    »Ja, wirklich.«
    »Aber denk doch mal nach, Tara. Das Lymphdrüsensystem ist Teil des Immunsystems. Und sein Immunsystem funktioniert nicht richtig. Vielleicht hat er die Schwäche erworben?«
    »Thomas, Fintan hat kein Aids. Er ist HIV-negativ.«
    Thomas schnaubte und prustete verächtlich.
    »Er hat Krebs.«
    »Na, was erwartet er auch schon? Ist doch wider die Natur, was die machen.«
    »Thomas, von Analverkehr bekommt man keinen Krebs.«
    Thomas zuckte zusammen und hielt Beryl die Ohren zu. »Mußt du so brutal sein?«
    Tara sah ihn lange und nachdenklich an, dann erwiderte sie: »Mußt
du
so brutal sein?«
33
    W ährend sie auf die Ergebnisse der Knochenmark biopsie warteten und Fintan von Besuchern und Grußkarten überschwemmt wurde, ging das Leben einfach weiter.
    Lorcans sogenannte Karriere bereitete ihm große Sorgen. Am Morgen, nachdem Amy ihm die Bullen auf den Hals gehetzt hatte, mußte er zum Vorsprechen für die Zweitbesetzung des Hamlet. Und es war keine Amateuraufführung, sondern ein richtiges Theater mit richtigen Schauspielern und richtigen Zuschauern, die – ganz wichtig – mit echtem Geld bezahlten.
    Während er eine ganze Woche auf die Antwort wartete, sagte er immer wieder: »Wenn ich die Rolle nicht bekomme, falle ich tot um. Ich falle tot um.«
    Aber es sah so aus, als könnte er das Tot-Umfallen noch eine Weile aufschieben. Am Montagabend rief sein Agent an und teilte ihm mit, daß er zu einem zweiten Vorsprechen geladen war und daß es nur noch drei andere Bewerber für die Rolle gab.
    Lorcan hatte immer noch nicht mit Amy gesprochen, obwohl sie inzwischen weit über hundert Nachrichten auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, bei denen sie in unterschiedlicher Verfassung war. Manchmal klang sie fröhlich und gefaßt und zwitscherte: »Hallo. Amy hier. Hatte gehofft, dich zu erwischen. Na, macht nichts! Hoffe, es geht dir gut. Wir müssen uns mal auf einen Drink verabreden. Bis bald.«
    Später am selben Tag, so gegen neun Uhr abends, war ihre Stimmung ins Düstere umgeschlagen: »Hier ist Amy. Ich muß mit dir sprechen. Es gibt noch ein paar Sachen, die wir bereden müssen. Wir können sie nicht einfach auf sich beruhen lassen, das wäre unverantwortlich. Es ist deine Pflicht, mit mir zu reden. Ruf mich an.
    Dann, nach Mitternacht, wurde sie böse und schimpfte mit betrunkener und weinerlicher Stimme: »Isch bins. Isch wollte nur sagn, daß isch nich mehr anrufe, un weißtu was? Isch bin froh, so froh, daß isch nix mehr mit dir zu tun hab. Du hast mich so unglücklich gemacht, die ganze Zeit. Du bist ein echter Sadist, un’ ich hab einen richtig netten Mann auf der Arbeit kennengelernt, un’ er findet mich phantastisch, un’ deshalb sag ich dir das jetzt, weil du dir keine Sorgen um mich zu machen brauchst, denn mir geht es gut, sehr gut, danke. Hast du das verstanden? Gut. G. U. T. War nie glücklicher, un« – »Piiieeep«, machte der Apparat, als die Zeit um war.
    Sekunden darauf rief sie wieder an. »Isch bin’s. ‘s tut mir leid, wirklich. Du bist gar kein Sadist, un’ ich habe auch keinen kennengelernt. Ruf mich doch bitte an, ich halte

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