Pusteblume
auf. »Und deshalb hat Liv, die Gute, sich angeboten, sie im Conran-Shop zu kaufen.«
»War es weit für Sie?« fragte Milo.
Liv wurde rot. »Im Michelin-Gebäude hatten sie sie nicht, also bin ich mit dem Taxi zur Marylebone High Street gefahren, aber da hatten sie sie auch nicht. Doch zum Glück – ihr wißt es schon – habe ich sie bei Heals bekommen.«
Milo, der in seinem Leben kaum jemals östlich des Shannons gewesen war, nickte verständnisvoll. Ja, schien er zu sagen. Ja, natürlich, es ist doch klar, daß man zu Heals geht, das war genau die richtige Entscheidung.
»Kommt, wir sollten aufbrechen.« Tara erhob sich und sah in die Runde.
»Ja, wieso so eilig?« widersprach Milo.
»Aber wir wollten gerade…« Dann verstand Tara. Die O’Gradys empfanden es als unhöflich zu gehen, nachdem jemand anders gerade angekommen war.
Sie setzte sich wieder und fragte Fintan: »Wann lassen die dich morgen raus?«
»Gar nicht«, sagte Fintan.
»
Was
?« Was sollte das wieder bedeuten?
»Es ist nichts Schlimmes«, erklärte Fintan. »Ich habe eine kleine Infektion am Hals, wo sie den Lymphknoten entfernt haben, und jetzt wollen sie das beobachten, bis es besser ist. Und ich werde ganz schön sauer sein, wenn es nicht besser wird, denn dann müssen sie mir den Hals amputieren, und danach sehe ich aus wie ein Rugbyspieler.«
»Wie lange behalten sie dich?« krächzte Katherine. Das hörte sich nicht gut an. Es gab nur wenige NationalHealth-Betten, und die waren hart umkämpft. Und nur wenn die Lage ernst war, durfte man eines der Betten haben.
»Fünf oder sechs Tage«, sagte Fintan und zuckte betont sorglos die Achseln. »Kommt drauf an.«
Eine halbe Stunde später wünschten sie Fintan eine gute Nacht und machten sich auf den Weg.
»Katherine, Tara«, flüsterte Fintan beim Abschied. »Paßt ein bißchen auf Sandro auf, ja? Es ist zwar nicht dasselbe, aber nach der Sache mit seinem früheren Freund … Ich mache mir Sorgen um ihn, und solange ich hier festliege, kann ich nichts tun.«
Und auf dem Parkplatz nahm Sandro Tara und Katherine zur Seite und sagte: »Wir müssen Fintan bei Laune halten. Wir müssen ihn möglichst oft besuchen und die Sorgen von ihm fernhalten.«
Die O’Gradys waren bei Katherine einquartiert. Ihre Wohnung bot sich dazu an: Sie hatte ein kleines Gästezimmer, in das die beiden Männer gerade reinpassen würden, ein üppiges Schlafzimmer, genau das Richtige für eine irische Mammy, und ein gutes Schlafsofa, das für sie selbst völlig ausreichend war. Tara sagte: »Bei mir wollen sie nicht wohnen. Ich lebe in Sünde.« Daß Thomas sich geweigert hatte, sie in seiner Wohnung aufzunehmen, brauchte gar nicht erwähnt zu werden. JaneAnn lobte Katherines Wohnung über den grünen Klee. »Nein, ist das hübsch! Wie bei einem Filmstar.«
»Ach wo.« Katherine zuckte die Achseln. »Sie sollten mal Livs Wohnung sehen, die ist wirklich wie die von einem Filmstar.«
»Ein prächtiges, ein hübsches Mädel«, sagte JaneAnn. »Und aus der Schweiz.«
»Aus Schweden«, korrigierte Milo.
»Schweden, wenn du meinst«, sagte JaneAnn bereitwillig. »Ist sie nicht ein prachtvolles Mädel, Milo?«
»Mit guten Zähnen und einem freundlichen Wesen. Und was soll ich damit anfangen?«
Als Katherine in die Küche ging, sah sie, daß sich der Küchentisch vor Esswaren bog: ein gekochter Schinken, dunkles Brot, das in ein Handtuch eingeschlagen war, Bacon, Dampfpudding, Butter, Tee, Hefeteilchen und etwas, das wie ein Hühnchen in Silberfolie aussah.
»Oh, ihr hättet nichts zu essen mitbringen sollen«, jammerte Katherine. Am Morgen hatte sie Berge für ihre Gäste eingekauft. Sie würden das nie schaffen! Und ihr Kühlschrank war noch nie so voll gewesen.
»Wir können uns nicht einfach bei dir einquartieren und erwarten, daß du uns versorgst«, entgegnete Milo.
»Er hat recht. Das geht nicht.« Timothy hatte das gesagt; er sprach nur selten.
»Möchtest du ein Sandwich?« fragte JaneAnn sie.
»Nein, vielen Dank«, sagte Katherine.
»Aber du mußt was essen, Kind! An dir ist doch nichts dran. Hab ich nicht recht, Timothy?«
»Recht hast du.«
»Hab ich nicht recht, Milo?«
»Laß die arme Katherine in Ruhe.« Ein paar Meilen entfernt betrat Tara gerade die Wohnung.
»Arme Kleine«, hörte sie Thomas in der Küche. »Komm her und laß dich in den Arm nehmen.«
Tara seufzte erleichtert und erfreut: Thomas war nett zu ihr.
Gott sei Dank.
Jetzt war alles wieder in Ordnung, und sie konnte
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