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Qiu Xiaolong

Qiu Xiaolong

Titel: Qiu Xiaolong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod einer roten Heldin
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amerikanischen Gästen gar nicht hier.«
    »Ich weiß, daß du über Einzelheiten nicht mit mir reden willst – vertraulich, das Interesse der Partei, die Verantwortung des Polizisten, der ganze Scheiß«, sagte Lu. »Aber wirst du wenigstens auf einen Vorschlag hören?«
    »Was für einen Vorschlag?«
    »Häng deinen Beruf an den Nagel und werde mein Partner! Ich hab es schon mit Ruru besprochen. Weißt du, was sie gesagt hat? ›Glaub ja nicht, daß ich dich je wieder an mich ranlasse, wenn du Oberinspektor Chen nicht helfen kannst.‹ Ein treues Eheweib, was? Es ist nicht nur, weil du uns damals die Limousine mit dem roten Wimpel zur Hochzeit besorgt oder ein Wort für sie eingelegt hast, als sie die Arbeitsstelle wechseln wollte. Du bist auch immer ein wunderbarer Freund für uns gewesen. Ganz zu schweigen davon, daß du uns das größte Darlehen gegeben hast. Sie sagt, du bist ein Teil unseres Erfolges.«
    »Das ist nett von ihr, daß sie das sagt. Und von dir auch.«
    »Also paß auf, ich spiele mit dem Gedanken, ein zweites Restaurant aufzumachen, ein internationales – mit amerikanischen Hamburgern, russischem Borschtsch, französischen Pommes frites, deutschem Bier, eben richtig international –, und du sollst Geschäftsführer sein. Wir werden gleichberechtigte Partner sein, fifty-fifty. Deinen Teil der Einlagen hast du mit deinem Darlehen schon getätigt. Wenn du einverstanden bist, lasse ich die entsprechende Urkunde beim Notar beglaubigen.«
    »Ich versteh doch nichts von Geschäften«, protestierte Chen. »Wie soll ich denn dein Kompagnon sein?«
    »Wieso denn nicht.’’« fragte Lu. »Du hast Geschmack. Den Geschmack des echten Gourmets. Das ist das Wichtigste im Restaurantgeschäft. Und daß du so gut Englisch kannst, ist entschieden ein Pluspunkt.«
    »Ich weiß dein großzügiges Angebot sehr zu schätzen, Lu, aber laß uns ein andermal darüber reden. Die Amerikaner warten schon auf mich.«
    »Denk drüber nach, alter Junge – auch um meinetwillen!«
    »Das werde ich tun«, versprach Chen. »Hast du übrigens Gelegenheit gehabt, mit Peiqin zu sprechen.’«
    »Ja. Gleich nach unserem Gespräch bin ich rübergegangen und habe eine Schüssel gebratene Aalnudeln gegessen. Ganz köstlich!« · »Hat sie dir irgend etwas gesagt?«
    »Nein, sie kam mir sehr distanziert vor – die perfekte Frau eines Kriminalen. Außerdem waren so viele Leute in dem Restaurant. Aber sie erwähnte, daß du heute abend zu einer Karaoke-Party gehen willst.«
    »Ich verstehe«, sagte Chen. »Und sonst?«
    »Das war alles. Nein, noch etwas – Wang sorgt sich wirklich um dich. Ruf sie an – falls dem nichts entgegensteht.«
    »Natürlich werde ich sie anrufen.«
    »Sie ist ein nettes Mädchen. Wir haben lange geredet.«
    »Ich weiß!«

 
    32
     
    PEIQIN SASS ALLEIN an einem Tisch im Xinhuang-Garten, sah den Bläschen zu, die in ihrem Becher platzten, und wurde immer nervöser.
    Für einen Augenblick hätte sie sich fast an den Zauber der Nacht verloren, die ihr längst vergangene Jahre in Erinnerung brachte. Da hatte sie oft in diesem eleganten Speisesaal mit seinem Bambusparkett, den Bambuswänden und allerlei Bambusdekorationen gesessen. Kellnerinnen und Kellner servierten in ihren farbenprächtigen Dai-Trachten. Auf einem kleinen Bambuspodium am anderen Ende des Saales spielten Musikanten Dai-Melodien.
    Für Peiqin prallten hier Vergangenheit und Gegenwart aufeinander. Dann sah sie Yu kommen, der sich ihrem Tisch näherte. Auch der Eingang zum Hotel war mit Bambus ausgelegt. Sie bildete sich ein, wieder das knarrende Geräusch unter Yus Füßen zu vernehmen, dasselbe Geräusch, das sie damals in jenen Nächten gehört hatte. Yu trug einen schwarzen Anzug, eine geblümte Krawatte, eine dunkel getönte Brille und einen Schnurrbart. Sein Blick fiel auf sie, und er lächelte. Peiqin war im Begriff, ihn zu grüßen, als sie merkte, daß er an ihr vorbeischaute. Er suchte sich sogar einen Platz am anderen Ende des Saals.
    Sie begriff. Er wollte nicht in ihrer Begleitung gesehen werden, für den Fall, daß ihn irgend jemand erkannte. Sie fühlte sich ihm so nahe wie nie zuvor. Denn was ihn an den Fall gefesselt hatte, war seine Lauterkeit – und die war es auch, die Peiqin an Yu band.
    Die Musik setzte ein. Yu bahnte sich seinen Weg zu einem Tisch an der Bar. Er wird sich etwas zu trinken holen, dachte sie. Aber statt dessen machte er eine auffordernde Geste zu einem Mädchen, das sich mit gelangweilter Miene erhob. Auf

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