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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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über dem Hafen zu.
    Devon lächelte, aber eine leise
Besorgnis lag in seinem Blick, als er und Lydia dem Mädchen langsam folgten.
»Ich weiß, daß Brigham unmöglich sein kann — ich bin schließlich mit ihm
aufgewachsen — aber er ist auch ein außergewöhnlicher Mensch, Lydia. Wie Sie
besitzt er eine Willenskraft, die ihn Erlebnisse verkraften ließ, die andere
Menschen vielleicht nicht überlebt hätten.«
    Devons Worten nach mußte Brigham im
Laufe seines Lebens eine Tragödie erlebt haben, aber Lydia wagte nicht, danach
zu fragen, weil sie Devon noch nicht gut genug kannte. »Vielleicht ist diese
Willenskraft, wie Sie es nennen, nichts als sturer, eigensinniger Stolz«, sagte
sie und wunderte sich, wie verbittert es klang.
    »Ist es das, was Sie so stark macht,
Lydia?« entgegnete Devon sanft. »Nichts als >sturer, eigensinniger
Stolz    »Vielleicht«, bekannte Lydia errötend.
Er hatte recht: sie klammerte sich an ihren Stolz, weil sie befürchtete, ohne
ihn zu schwach zu sein.
    Als sie sich dem Haus näherten,
begegneten sie Charlotte, die ein weißes Kleid aus fließendem Musselin trug,
das sie mit
    zahlreichen bunten Seidenschals
geschmückt hatte. Verträumt starrte sie vor sich hin und schien Lydia und Devon
nicht zu sehen.
    Lydia war so verblüfft, daß sie ihr
folgen wollte, aber Devon hielt sie sanft zurück.
    »Keine Angst«, flüsterte er ihr zu.
»Charlotte spielt nur wieder eine Rolle — ihrer Aufmachung nach zu urteilen,
würde ich sagen, daß sie heute eine arabische Prinzessin ist.«
    Lydia war ungemein erleichtert.
»Vielleicht wird sie Schauspielerin, wenn sie erwachsen ist«, entgegnete sie
belustigt.
    Devon legte einen Finger an seine
Lippen. »Lassen Sie das bloß Brig nicht hören! Er hat sehr konventionelle
Vorstellungen, was die Zukunft seiner Töchter betrifft — ich glaube, er würde
sie lieber in einem Zirkus sehen als auf einer Bühne!«
    Durch den Hintereingang betraten sie
die Küche, wo Jake den großen Eichentisch für fünf Personen gedeckt hatte. Aber
nur Millie war bisher erschienen.
    Das Mittagessen bestand aus kaltem
Braten, Brot, Apfelkompott und eingemachtem Gemüse aus dem hauseigenen Garten.
    Irgendwann während des Essens schwebte
Charlotte herein wie ein schönes Gespenst und begann in ihrem Essen zu
stochern, ohne die anderen am Tisch auch nur eines Blickes zu würdigen. »Wir
sind unsichtbar«, flüsterte Millie Lydia zu.
    »Ach so.«
    Nach dem Essen half Lydia Jake, die
Küche aufzuräumen, aber er wollte sie nicht spülen lassen. Devon war zu seinem
Bauprojekt zurückgekehrt. Millie schlief zusammengerollt wie ein Kätzchen in
einem der großen Ledersessel im Arbeitszimmer ihres Vaters. Tante Persephone
saß lesend im großen Salon, während Charlotte noch immer durch das Haus
wanderte und sich bemühte, so tragisch wie möglich zu erscheinen. Da sie nicht
wußte, was sie sonst tun sollte, stieg Lydia die Treppe hinauf und klopfte an
Pollys Schlafzimmertür.
    Die junge Frau stand am Fenster und
schaute auf das endlose Panorama aus Meer und Himmel und Bergen hinaus. Sie
trug noch ihren Morgenrock, und das dunkle Haar fiel ihr in ungeordneten,
glänzenden Locken auf den Rücken.
    »Polly?« fragte Lydia leise. »Sind
Sie krank?«
    Als Polly sich umdrehte, sah Lydia
die Qual in ihren Augen, eine einzelne Träne rollte über ihre Wange. »Nein,
nein. Angesichts der Umstände geht es mir gar nicht schlecht.«
    Lydia trat ein und schloß die Tür,
obwohl Polly sie nicht hereingebeten hatte. »Warum weinen Sie dann?«
    Polly seufzte. »Jemandem wie Ihnen
würde es sicher lächerlich erscheinen.« Lydia hatte Polly während der
Schiffsreise von einigen ihrer Erlebnisse auf den Schlachtfeldern erzählt.
    Jetzt schüttelte sie den Kopf.
»Keines Menschen Probleme sind unbedeutend«, sagte sie.
    Devons Braut schlug die Hände vors
Gesicht, ließ sich auf das Bett sinken und begann zu weinen. »0 Gott!«
schluchzte sie. »Sie wissen ja nicht, was ich getan habe! Und er weiß es auch
nicht!«
    Lydia setzte sich zu Polly und legte
ihr tröstend den Arm um die bebenden Schultern. »Was ist es denn?« fragte sie
sanft, überzeugt, daß es sich um nichts wirklich Schlimmes handeln konnte.
Andererseits hingegen brachten viele Menschen dunkle Geheimnisse mit nach
Westen, die sie manchmal sogar bis hierher verfolgten ...
    Polly schluchzte und weinte, und
Lydia wartete geduldig. Es scheint mein Schicksal zu sein, Trost zu spenden,
ging es ihr dabei durch den Kopf.
    »Polly?«

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